Grenzach-Wyhlen Ausgezählt

Die Oberbadische
Viel zu tun hatten die Wahlhelfer am Sonntagabend. Unser Foto entstand im Haus der Begegnung in Grenzach. Foto: Manfred Herbertz Foto: Die Oberbadische

Bundestagswahl: Die Parteien in Grenzach-Wyhlen ziehen Bilanz

Von Tim Nagengast

Auch in Grenzach-Wyhlen haben die großen Parteien bei der Bundestwagswahl am Sonntag teils kräftig Federn lassen müssen.

Grenzach-Wyhlen. Wie das Wahlergebnis vor Ort gesehen wird, wollte unsere Zeitung aus den Reihen der Gemeinderatsfraktionen erfahren.

Das sagt die CDU:

„Die Umfragen für die CDU waren ja so, dass man sich bereits an diese Größenordnung gewöhnt hat“, sagt CDU-Fraktionssprecher Walter Schwarz, der sich dennoch freut, dass die Christdemokraten stärkste Partei geworden sind. Zudem habe der Wähler klar die Arbeit des hiesigen Bundestagsabgeordneten Armin Schuster gewürdigt. Trotz 8,7 Prozent weniger bei den Zweitstimmen für die Union verspürt Schwarz nach eigenem Bekunden „eine gewisse Zufriedenheit“. Seiner Ansicht nach hat die Bundes-CDU in erster Linie Wählerstimmen an die FDP und an die AfD verloren. Bei Letzterer müsse man nun sehen, „wie man mit ihr umgeht“.

Walter Schwarz, der am Sonntag selbst Wahlhelfer war, hat übrigens beobachtet, „dass viele Wähler sehr unsicher waren, wie das Prozedere im Wahllokal abläuft“. Schwarz glaubt, dass dies wohl in erster Linie Bürger waren, die sonst eher nicht wählen gehen und sich diesmal doch entschlossen hätten, ihre Kreuzchen zu machen.

Das sagt die SPD:

„Bitter“ findet SPD-Fraktionssprecher Heinz Intveen das Abschneiden seiner Partei auf Bundesebene. „Äußerst schwach“, schiebt Intveen nach, „obwohl sich unser Kandidat Jonas Hoffmann ja achtbar geschlagen hat und wohl auch weitermachen will.“ Der noch im Frühjahr zu spürende Aufschwung bei den Sozialdemokraten sei in den vergangenen Monaten einfach verpufft. Ein Stück sieht Intveen hier die Medien in der Verantwortung, „denn diese haben Martin Schulz immer sehr kritisch gesehen“.

Dass die SPD nun in die Opposition gehen will, hält Intveen für gut. Dort könne die Partei ein Stück weit wieder zu sich selbst finden und auch als größte Oppositionspartei an ihrem sozialen Profil arbeiten. „Denn wir brauchen Lösungen für drängende soziale Fragen. Und darauf kann und muss die SPD Antworten geben“, hält Intveen fest. Gerade jener Teile der Gesellschaft, die nicht so privilegiert seien, müssten sich die Sozialdemokraten wieder verstärkt annehmen. Dies gelte auch für seine Partei vor Ort, die beispielsweise beim Thema sozialer Wohnungsbau nicht nachlassen werde. „Da muss noch mehr gehen“, kündigt Intveen an.

Dass sich in Berlin nun wahrscheinlich eine Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen bildet, beobachtet Heinz Intveen mit Interesse, denn gerade zwischen FDP und Grünen sieht er enorme Diskrepanzen.

Das sagt die FDP:

„Wir haben gerade auch hier im Wahlkreis sehr gut abgeschnitten“, freut sich FDP-Fraktionssprecher Peter Endruhn-Kehr. Dass mit Christoph Hoffmann nun ein Liberaler aus der Region nach Berlin gehe, sei „einfach toll“. Aber: „Auch wir als Freidemokraten werden Herrn Hoffmann nun messen“, kündigt Endruhn-Kehr an, der das Wahlergebnis ohnehin gerne „lieber parteiübergreifend sehen“ will. „Denn Armin Schuster von der CDU macht eine sehr gute Arbeit“, attestiert Endruhn-Kehr. Es betrübe ihn zudem, dass der Grüne Kandidat Gerhard Zickenheiner doch ganz knapp kein Ticket für Berlin bekam. „Denn das wäre toll gewesen. Herr Zickenheiner hat gute Ideen gebracht, und mit ihm hätte unsere Region dann eine weitere Stimme in Berlin gewonnen“, sagt der FDP-Fraktionssprecher. Dies hätte für die speziellen Probleme gerade des Mittelstandes im Grenzgebiet nur Vorteile haben können, „denn wir sind ja sehr weit weg von Berlin. Da hat man uns hier nicht so auf dem Schirm“, sagt Endruhn-Kehr. „Unabhängig vom Parteibuch: man kann gemeinsam einfach mehr erreichen“, bilanziert der Sprecher der Liberalen im Grenzach-Wyhlener Gemeinderat.

Das sagen die Grünen:

„Mit dem Ergebnis vor Ort bin ich zufrieden. Wir sind in Grenzach-Wyhlen drittstärkste Kraft geworden, für unseren Kandidaten Gerhard Zickenheiner aber finde ich es schade“, sagt Annette Grether. Allerdings findet die Sprecherin der Grünen im Gemeinderat es „erschreckend, wie groß auch bei uns der AfD-Anteil ist“.

Damit CDU, Grüne und FDP nun im Bund koalieren könnten, „müssen einige Leute erst einmal ihre Rhetorik ändern und vom Wahlkampf auf konstruktives Miteinander umschalten“, sagt Grether, die Koalitionsgespräche zwischen Grün und Gelb für sehr schwierig hält. „Denn die FDP sieht halt nur die Wirtschaft und sonst nichts“, hält Grether fest.

Für die SPD hofft sie, dass diese in der Opposition zu sich selbst findet, „denn zuletzt kam die Partei saft- und kraftlos rüber“.

Das sagen die Freien Wähler:

Für Herbert Flum, Sprecher der Freien Wähler im Gemeinderat, kommt das schwache Ergebnis für die SPD nicht überraschend. Mit den hohen Verlusten der CDU habe er aber nicht gerechnet, bekennt er. „Absolut heftig“, findet Flum indes das starke Abschneiden der AfD, für das er – gerade in einer Gemeinde wie Grenzach-Wyhlen – nur „wenig Verständnis“ hat. Schaue er sich die Ergebnisse der AfD in den einzelnen Wahlbezirken der Kommune kann, müsse er sich teilweise schon wundern, hält Flum fest.

Um eine Jamaika-Koalition in Berlin zu bilden, müssen sich Flum zufolge „jetzt alle zusammenreißen“. Er erwartet, „dass alle dicke Klopse schlucken müssen, bevor ein Koalitionsvertrag steht“. Für die SPD, der er mit der AfD in der Opposition „viel Spaß“ wünscht, sieht Flum die Chance, die Zeit ohne Regierungsbeteiligung nutzen zu können, um sich neu zu profilieren.

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