Mit Interesse, aber bisweilen auch Skepsis, verfolgen Teile der Bevölkerung die Pläne von Energiedienst, neben dem Wasserkraftwerk Wyhlen eine Wasserstoffelektrolyse-Anlage zu bauen. Die Orts-FDP stellt sich nun demonstrativ hinter das Vorhaben und will nächste Woche die Probe aufs Exempel machen: eine Fahrt mit einem Brennstoffzellen-Auto von Stuttgart nach Wyhlen. Von Tim Nagengast Grenzach-Wyhlen. „Power-to-Gas“ heißt das Projekt, mit dem Energiedienst in Wyhlen Strom zu Zeiten von Überkapazitäten zur Gewinnung von Wasserstoff verwenden will. Die Anlage soll in einer Leichtbauhalle neben dem Wasserkraftwerk errichtet werden. Vertreter von Energiedienst stellten das Projekt unlängst im Gemeinderat vor (wir berichteten). Wie Irene Knauber, Leiterin Produktion und Service von Energiedienst, im Rat darlegte, soll der in Wyhlen erzeugte Wasserstoff vorrangig für Mobilitätslösungen eingesetzt werden, zum Beispiel für mit Brennstoffzellen angetriebene Autos. Derlei gibt es allerdings noch nicht besonders viele. Auch das Tankstellennetz ist hierzulande noch sehr lückenhaft, sodass diese Antriebsart im Kraftfahrzeugsektor nur ein Nischendasein führt. Wer mit einem solchen Auto längere Strecken fahren will, muss diese daher gut planen. Lediglich ein einziges Brennstoffzellenauto wird derzeit in größerer Serie produziert: der Toyota Mirai. Nach Angaben des Herstellers kommt das Auto mit einer Fünf-Kilo-Ladung Wasserstoff ungefähr 500 Kilometer weit. Der Motor selbst fährt mit Strom. Diesen erzeugt eine Brennstoffzelle aus Wasserstoff. Was hinten rauskommt, ist – laut Hersteller – lediglich Wasserdampf. Fahrstrecke gut planen Am Mittwoch, 19. Oktober, will die Grenzach-Wyhlener FDP die Probe aufs Exempel machen. Peter Endruhn-Kehr und Frank Drewello werden morgens in Stuttgart einen Toyota Mirai abholen und damit via Villingen-Schwenningen und Freiburg nach Wyhlen zum Wasserkraftwerk fahren. Am Steuer sitzt – natürlich – Endruhn-Kehr. „Klar - ich hab’ mich gleich dafür gemeldet“, sagt er gutgelaunt am Redaktionstelefon. „Es ging darum, mutige, couragierte und unerschrockene Fahrer zu finden“, ergänzt Toyota-Pressesprecher Dirk Breuer. Mutig vor allem hinsichtlich der geringen Verfügbarkeit von Wasserstofftankstellen und keinesfalls bezüglich des Autos, lacht Breuer. Und wenn die Grenzach-Wyhlener Freidemokraten doch irgendwo im Schwarzwald hängenbleiben, weil dem Wasserstofftank der Dampf ausgegangen ist" „Notfalls schieben wir“, feixt Endruhn-Kehr, der sich nach eigenem Bekunden schon „riesig“ freut, „so etwas Neues auszuprobieren“. Der FDP-Ortsverband Grenzach-Wyhlen jedenfalls will selbst erleben, wie es sich mit dieser alternativen Antriebsart fährt. Endruhn-Kehr ist überzeugt: „Wir werden pünktlich zum Besuch unserer Kreistagsfraktion am Wasserkraftwerk Wyhlen ankommen.“ Mehr „German Mut“ Eine Reichweite von nach Herstellerangaben mehr als 500 Kilometer und eine Tankzeit von drei Minuten sei gleichwertig zum normalen Verbrennungsmotor, findet Frank Drewello. Ein rein batteriegespeistes Elektroauto komme da nicht mit. „Wenn die Infrastruktur schneller wachsen würde, wäre auch die Akzeptanz besser. Aber das ist wie mit der Henne und dem Ei. Wir brauchen schnellere Entwicklungszeiten, ein besseres Klima für Innovationen, wir brauchen mehr ’German Mut’. Die Fahrt mit diesem Auto wird jedenfalls jetzt noch ein Abenteuer sein“, erwartet Drewello, der sich, geht es nach Endruhn-Kehr, mit der Rolle des Beifahrers begnügen dürfen wird. Wenn beide örtlichen FDP-Vertreter am späten Mittwochvormittag am Wasserkraftwerk Wyhlen ankommen, will die Kreistagsfraktion der Liberalen bereits vor Ort sein, um sich unter Leitung von Wolfgang Roth-Greiner über das von Energiedienst geplante Projekt zu informieren. Keine Werbefahrt Als Werbefahrt für Toyota soll die Aktion der Freidemokraten übrigens nicht missverstanden werden. Denn ein batteriegespeistes Elektroauto ist nur dann für das Klima besser, wenn es mit Ökostrom geladen wurde. „Beim aktuellen Strommix in Deutschland ist es nicht besser als mit einem kleinen Dieselmotor. Wir fragen uns, ob ein Batterie-Fahrzeug in Deutschland jemals ein Massenprodukt wird und ob der Ressourcenverbrauch bei Batterieautos vertretbar ist. Die Ladezeiten in Verbindung mit der Reichweite und die beschränkten Lademöglichkeiten für ‚Laternenparker‘ bleiben ein dauerhaftes Hindernis“, hält Drewello fest. Subventionen für Elektroautos seien nicht zielführend.