Grenzach-Wyhlen Dampf für die Mitte

Die Oberbadische

Quartierskonzept: Mit der bei DSM erzeugten Abwärme könnte fast ganz Grenzach versorgt werden

Ein energetisches Quartierskonzept soll Teil der Entwicklung der Neuen Mitte Grenzach werden. Der bei der jenseits der Bahnlinie liegenden Firma DSM anfallende überschüssige heiße Dampf könnte beispielsweise zum Heizen von Gebäuden verwendet werden.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Der Planungsperimeter – also das Gebiet, welches in das Quartierskonzept einbezogen werden soll – ist dabei bewusst etwas größer gefasst als die Neue Mitte selbst.

Jan Münster von der Energieagentur des Landkreises Lörrach und Klaus Nerz von Energiedienst (ED) stellten im Rahmen der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses ein Angebot zur Konzepterstellung vor. Die Gemeinde Grenzach-Wyhlen könnte dabei von Zuschüssen profitieren. Der Ausschuss trug das vorgelegte Angebot einstimmig mit, das letzte Wort hat in Kürze der Gemeinderat.

Hintergrund

Bereits im Rahmen der Verabschiedung des Energie- und Klimaschutzkonzeptes hatte sich die Kommune auf die Fahnen geschrieben, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen, systematisch nach eigenen Möglichkeiten zur Energieeinsparung zu suchen und damit einhergehend einen Beitrag zur Verbesserung der Klimabilanz zu leisten. In diesem Kontext ist das integrierte Quartierskonzept für die Neue Mitte Grenzach zu sehen.

Dieses Konzept könnte durchaus ein „Anker“ werden, wenn die Bürger mitziehen. Genau deshalb sollen sie frühzeitig ins Boot geholt werden, denn sie sind es schlussendlich, die ein solches Energiekonzept gelingen lassen können. Indem sie zum Beispiel – sofern sie im Planungsperimeter rund um die Neue Mitte leben – ihre alte Heizung entsorgen und sich an ein mit DSM-Dampf gespeistes Nahwärmenetz anschließen lassen.

Im etwas kleineren Stil gibt es ein solches Netz bereits seit 30 Jahren. So wird zum Beispiel das Hallenbad auf diese Weise erwärmt. Durch die Neuordnung beziehungsweise Neuschaffung eines Wohn- und Geschäftsquartiers auf und um das ehemalige Schlosser-Areal sieht die Gemeinde nun die Chance, für eine weitreichende energetische Optimierung zu sorgen.

Quartiergrenzen

Eingegrenzt wird das für ein Nahwärmenetz mit industrieller Abwärme ins Auge gefasste Quartier im Norden von der Basler und der Markgrafenstraße westlich der Hebelstraße plus einer Häuserzeile, von Schmiedweg und Güterstraße im Westen, von der Uhlandstraße im Osten sowie von Scheffel-, Güter und Irgastraße sowie Rheinallee (DSM-Areal) im Süden.

Die Quartiergrenzen sind dabei für die Zukunft durchaus dynamisch. In einem späteren Szenario könnten somit weitere Grundstücke beziehungsweise Häuser einbezogen werden – aktuell ist dies aber noch kein Thema.

Laut Jan Münster bleibt viel energetisches Potenzial derzeit ungenutzt. Klaus Nerz zufolge erzeugt die Grenzacher (Pharma-)Industrie sehr oft „Wärme, die wir zuhause brauchen können“, da die Industrie selbst mit „anderen Temperaturen“ arbeite. Im Rahmen eines Abwärmenetzes könnte die bislang sprichwörtlich verpuffende Wärme ausgekoppelt werden. Wie die Firma DSM ihm mitgeteilt habe, sei die erzeugte Abwärme derart groß, „dass man eigentlich fast ganz Grenzach versorgen könnte“, sagte Nerz.

Kosten und Zuschüsse

Das Quartierskonzept wollen die Energieagentur des Landkreises Lörrach und die Firma Energiedienst gemeinsam realisieren. Projektleiter wäre die Energieagentur.

Die Kosten zur Konzepterstellung halten sich für die Kommune im Rahmen. Dies aufgrund umfangreicher Fördermittel, deren Bewilligung laut Bürgermeister Tobias Benz bereits vorliegt. So gibt es Geld aus dem KfW-Programm „Energetische Stadtsanierung“ in Höhe von 65 Prozent. Das reduziert die von der Gemeinde selbst zu tragende Summe auf knapp unter 20 000 Euro.

Wie Jan Münster betonte, sei es elementar, die Bürger früh zu beteiligen. „Wir müssen die Leute mitnehmen und um Akzeptanz werben“, sagte er. Klaus Nerz betonte, man könne rasch in die Materie einsteigen, denn: „Die Erfahrungen sind da, die Techniker sind da, und die Fördermöglichkeiten sind da.“

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