Grenzach-Wyhlen Die „schwarzen Sheriffs“ kommen

Die Oberbadische

Sicherheitsdienst wird abends Hof der Bärenfelsschule überwachen / Jugendliche bekommen eigene Hütte

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Die laufend zu Beschwerden und Konflikten führenden nächtlichen „Zustände“ auf dem Hof der Bärenfelsschule sollen künftig der Vergangenheit angehören. In seiner jüngsten Sitzung am Dienstagabend schnürte der Gemeinderat ein umfassendes Maßnahmenpaket. Rund 20 jugendliche Zuhörer verfolgten interessiert die Debatte.

Fest steht: Der Bärenfelsschulhof bleibt auch weiterhin frei zugänglich. Einen Zaun um das Gelände errichten will niemand. Und auch die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich abends gerne dort aufhalten, will niemand „vertreiben“. Klare „Spielregeln“ jedoch sollen ab sofort durchgesetzt werden.

So hat der Gemeinderat beschlossen, eine Sicherheitsfirma zu engagieren, die vom 19. bis zum 21. sowie vom 23. Dezember bis zum 7. Januar abends zwischen 20 und 1 Uhr das Schulgelände überwachen soll – quasi als Warnschuss. Dies in Absprache mit der Polizei und um einen gewissen „Druck“ aufzubauen.

Des Weiteren stellt der Gemeinderat 7800 Euro bereit, um eine zusätzliche geringfügige Kraft für den im Keller der Bärenfelsschule untergebrachten Jugendraum einzustellen. Dies, um einen weiteren Öffnungstag anbieten zu können. Denn bislang hat der rege genutzte Jugendtreff nur zweimal wöchentlich (und auch nur bis 20 Uhr) geöffnet.

Ein weiterer Schritt soll die bessere Ausleuchtung des Schulgeländes mit seinen zahlreichen Winkeln, Nischen und Laubengängen sein. Der Werkhof wird in Kürze entsprechende Arbeiten vornehmen.

Benz: „Wir wollen konkrete Angebote machen.“

Überdies macht die Gemeinde den Grenzacher Jugendlichen ab sofort ein neues Angebot. Sie dürfen sich eine ehemalige Gartenhütte im Bereich der Bahnunterführung am Hornboden herrichten, um sich dort abends aufzuhalten. Das Grundstück zwischen Bahnlinie und Rheinufer liegt am Ende des Heerweges und befindet sich in Gemeindeeigentum. Die Jugendlichen dürfen sich dort „einrichten“ – dies jedoch nur, bis das Gelände für den Bau der geplanten Umgehungsstraße benötigt wird, betonte Bürgermeister Tobias Benz.

„Wir wollen keine repressiven Maßnahmen ergreifen, sondern gleichzeitig konkrete Angebote machen und Alternativen anbieten“, sagte Benz an die Adresse der jugendlichen Zuhörer, welche die Entscheidung des Gemeinderates mit Applaus quittierten.

Zuvor hatte Jugendreferatsleiterin Marlen Geheeb die schwierige Suche nach einem Platz für die Grenzacher Jugendlichen Revue passieren lassen. Schließlich solle der Platz einigermaßen zentrumsnah sein, andererseits aber auch so gelegen, dass die Jugendlichen eben niemanden stören. Sie habe die „etwas baufällige Hütte“ am Hornboden mit einigen Jugendlichen in Augenschein genommen. Die jungen Leute hätten ihr dabei Zustimmung signalisiert, ergänzte Geheeb.

Denn das Problem, warum es auf dem Hof der Bärenfelsschule regelmäßig zu Begleiterscheinungen verschiedenster Art (Lärm, Scherben, Vandalismus, Urin in den Ecken, Alkohol- und Drogenkonsum sowie Schlägereien – wir berichteten) kommt, ist laut Geheeb „facettenreich“. Sie sieht es unter anderem im Vorhandensein zweier homogener Gruppen, die es zu trennen gelte: einerseits die Jugendlichen, die nach der abendlichen Schließung des Jugendtreffs weiter auf dem Gelände verbleiben, andererseits ein Trupp junger Erwachsener, der ebenfalls auf dem Schulhof anzutreffen sei und nicht unbedingt positiven Einfluss auf die Jugendlichen ausübe. Daher auch die Idee mit der Hütte beim Hornboden, die weit genug weg ist vom Schulgelände.

Bürgermeister Benz und Ordnungsamtsleiter Jürgen Käuflin stellten klar, dass sich das Problem nur in den Griff kriegen lasse, wenn man auf dem Schulhof weiterhin nach dem Rechten sehe und einen gewissen „Druck“ aufrecht erhalte.

Die SPD-Fraktion wiederum nutzte die Debatte und rief nach dem Bau eines zentralen Jugendhauses. Dies auch, so Christa Wolf, weil die Gemeinde zwar laufend Geld in den Ausbau der Kinderbetreuung stecke, aber für die Jugendlichen selbst zu wenig Mittel bereitstelle. Peter Endruhn-Kehr (FDP) wiederum fand die Idee mit der Hütte am Hornboden derart gut, dass er sich den im Zuhörerbereich sitzenden Jugendlichen zuwandte und sagte: „Also dann, Leute, alle raus!“

Dass die jungen Leute offenbar das Problem erkannt haben und an einer einvernehmlichen Lösung interessiert zu sein scheinen, zeigte nicht nur die große Präsenz in der Ratssitzung. Zwei Jugendliche ergriffen zudem vor Sitzungsbeginn das Wort und baten darum, ihnen einen Platz zur Verfügung zu stellen, an dem sie sich auch nach 22 Uhr aufhalten können, „denn auf dem Schulhof ist das so ja keine Situation mehr“.

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