Grenzach-Wyhlen Es geht leider viel Wissen verloren

Die Oberbadische

Zeitzeugenprojekt: Kurt Paulus bewahrt mehr als 21 000 Fotos aus Grenzach und Wyhlen für die Nachwelt

„Ich mache es für die Nachwelt“, sagt Kurt Paulus, der bereits mehr als 21 000 Fotos aus Grenzach und Wyhlen im Rahmen seines Zeitzeugenprojekts gesammelt hat. Ein gutes Viertel davon ist öffentlich auf der Internetseite www.zeitzeugengw.de zu sehen. Bevor die Erinnerung an Gewesenes ganz verschwindet, möchte er wenigsten einen Teil davon für die Nachwelt bewahren.

Grenzach-Wyhlen. Er sei schon immer an Historie interessiert gewesen, sagt er und nach seiner Pensionierung im Jahr 2011 hat er das Projekt ZeitzeugenGW gestartet. Paulus hat damit eine öffentlich zugängliche Erinnerungsplattform geschaffen, die die Geschichte des Ortes – beziehungsweise beider einst selbstständiger Orte – eindrucksvoll dokumentiert. Am Tag des Ehrenamtes im vergangenen Dezember wurde dafür Paulus mit einer Anerkennungsurkunde von Landrätin Marion Dammann geehrt.

Ein Blick auf die Internetseite des Zeitzeugenprojektes lässt nur annähernd erahnen, welche Arbeit und Zeit Paulus investiert hat. Nicht nur, dass er all diese Fotos eingescannt und beschriftet hat, sondern er hat zudem unzählige Dokumente gesichtet und ebenfalls zum Teil in die Datenbank eingestellt. Weiter hat er zahlreiche Interviews mit Zeitzeugen geführt, einige davon sind als Videos ebenfalls in der Datenbank zu finden.

Zu Beginn des Projektes, so erinnert sich Paulus, sei er regelrecht mit Material überschwemmt worden, doch „das hat etwas nachgelassen“.

Entstanden ist das Projekt im Rahmen des Musée Sentimental 2011, welches er betreut hatte. Fotos aus dem Jahre 1944 wurde dort auf einem Bildschirm gezeigt. Daraus entstand schließlich der Bildband „Wyhlen 1944“. „Es hatte die Leute unheimlich angezogen, und viele ältere Besucher wussten sehr viel dazu zu erzählen“, schildert er. Das Projekt „ZeitzeugenGW“ war geboren. Die Sammlung wuchs beständig. Und noch heute bekommt er historische Aufnahmen, wie erst kürzlich eine umfangreiche Serie großformatigen Fotos vom Kraftwerksbau in Wyhlen ab 1908. „Es geht leider so viel Wissen verloren“, bedauert Paulus, der es als eine wichtige Aufgabe sieht, dieses zu erhalten und weiterzutragen. Nicht um die so genannte „gute alte Zeit“ hochzustilisieren, sondern um zu zeigen was einmal war, um Veränderungen erlebbar und nachvollziehbar zu machen. „Vieles, gerade auch aus unserer jüngeren Vergangenheit, wurde leider nicht weitergegeben“, sagte er.

Sein großer Wunsch ist es, dass das ZeitzeugenGW-Projekt nicht nur ein virtuelles bleibt, sondern in einem festen Haus unterkommt. Als die Musikreihe „Klassikanderswo“ im vergangenen Sommer sich als Spielort die Zielmatten ausgesucht hatte, entwickelte er zusammen mit Peter Weber die Idee, an der Spielstätte auch ein Zelt aufzubauen, in dem die wechselvolle Geschichte des Areals dargestellt wurde. Der Erfolg war gewaltig. Und so wird es auch beim nächsten „Klassikanderswo“ wieder ein „Museum anderswo“ geben. Diesmal in einem festen Gebäude, doch wo das ist, wird noch nicht verraten. Paulus möchte das „Museum anderswo“ fest installieren. Nicht als Heimatmuseum, davon gebe es genug, sondern als Haus der Geschichte, in der wechselnde Themen präsentiert werden.

Noch immer ist Paulus daran interessiert weitere Objekte dem ZeitzeugenGW-Projekt hinzuzufügen. Gerade bei der Geschichte um das „Heilbad Grenzach“ und die Quelle im Emilienpark gab und gebe es noch viel zu entdecken: „Was mir fehlt, ist noch der letzte Schritt, warum die Quelle schlussendlich aufgegeben wurde“, sagt er.

Paulus freut sich über jedes Dokument jedes Bild und auch wörtliche Erinnerungen, die ihm für sein Projekt zur Verfügung gestellt werden. Dokumente und Bilder werden gescannt und den Eigentümern zurückgegeben.

Weitere Informationen: www.zeitzeugengw.de

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