Grenzach-Wyhlen Glänzende Wortduelle

Die Oberbadische
Dietmar Fulde (links) als Schriftsteller Korbes und Hermann Seidel als pensionierter Buchhalter    Foto: Manfred Herbertz Foto: Die Oberbadische

Theater: Volkskunstbühne Rheinfelden mit „Abendstunde in Spätherbst“

Grenzach-Wyhlen. Es ist der ungleiche Kampf zweier Individuen, die unterschiedlicher nicht sein können: auf der einen Seite der hochgelobte und von der Welt verehrte Autor Maximilian Korbes (Dietmar Fulde, der auch Regie führt), auf der anderen der verklemmte Buchhalter Fürchtegott Hofer (Hermann Seidel) aus einem kleinen Schweizer Dorf, der Spießbürger schlechthin. Die „Abendstunde im Spätherbst“ von Friedrich Dürrenmatt, aufgeführt von der Volkskunstbühne Rheinfelden in der Buchhandlung Merkel in Grenzach, hat es in sich.

Dürrenmatt hatte das Stück 1957 als Hörspiel geschrieben, 1980 veröffentliche er es in einer Bühnenfassung als absurdes Theaterstück „Dichterdämmerung“. Fulde hat das Stück von allen Schnörkeln entkleidet und auf die zwei Personen der Hörspielfassung reduziert. Es wird getragen von zwei Schauspielern, die ihre Figuren leben. Man nimmt Fulde den großmäuligen Erfolgsautor genauso ab, wie Seidel den scheinbar kleinmütigen, schüchternen Buchhalter.

Es ist ein spannendes Kammerspiel, das sich da in einer knappen Stunde entwickelt. Die Dialoge der beiden ungleichen Protagonisten werden zu Wortduellen, in denen der schüchterne Buchhalter auf den von ihm hochverehrten und wortgewaltigen Schriftsteller trifft, um ihn mit einer Wahrheit zu konfrontieren. Nur, wer gewinnt am Ende?

Der Literaturbetrieb wird karikiert, und es finden sich Übertragungen auf die heutige Zeit. „Zu Beginn halte ich es für meine Pflicht, Ihnen den Ort dieser vielleicht etwas seltsamen, aber – ich schwöre es – wahren Geschichte zu beschreiben“, spricht Nobelpreisträger Maximilian Friedrich Korbes, das Whiskey-Glas zur Hand, am Anfang dieser utopischen Geschichte zu seinem Publikum. Wenngleich es nicht ganz ungefährlich sei, wahre Geschichten zu erzählen.

So nimmt denn die Geschichte ihren Lauf. Mitten in den Monolog in einer „Abendstunde im Spätherbst“, gelingt es dem pensionierten Buchhalter, in Korbes’ Appartement einzudringen. Er gibt sich als größter Bewunderer des Schriftstellers aus. Korbes will diesen möglichst schnell wieder loswerden. Spießbürgerlich, schüchtern, und dennoch beharrlich eröffnet ihm Hofer, der sich seit Eintritt in die Rente als Privatdetektiv betätigt, dass er weiß, dass die Morde in Korbes Romanen allesamt echt sind. Es entwickelt sich ein Katz- und Maus-Spiel, in dem klar wird, dass Korbes selbst und kein anderer all diese literarisch verarbeiteten Morde begangen habe.

Es eröffnen sich Abgründe in den Dialogen, die Korbes jedoch mit dem Hinweis, dass er im Dienste der Leser handle, abtut, denn: „Wer will heute noch Erfundenes lesen?“ Dass die Enthüllungen des Buchhalters für diesen nicht folgenlos blieben, wird dann rasch klar.

Hermann Seidel und Dietmar Fulde verleihen ihren Figuren eine beeindruckende Authentizität. Beachtlich auch die Textleistung der beiden Schauspieler. Das Spiel der beiden Schauspieler ist sehr dicht, die Dialoge passen, und der Zuschauer kann erahnen, wie das Ende sein wird, dennoch überrascht uns Dürrenmatt, während Korbes dann zum Diktiergerät greift und in aller Seelenruhe spricht: „Zu Beginn halte ich es für meine Pflicht…“

Pia Durandi übernimmt eine kleine Rolle und steigert mit einigen eingestreuten Klavierstücken die Spannung.

  Termine: 25. September, 19 Uhr im Nellie Nashorn in Lörrach und im Haus Salmegg in Rheinfelden am Mittwoch 19., und Freitag, 20. Oktober, 20 Uhr www.volkskunstbuehne.de

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