Grenzach-Wyhlen Glaubwürdige Leidenschaft

Die Oberbadische
Der Chor fand sein begeistertes Publikum. Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Evangelische Kantorei Grenzach präsentiert Passionsoratorium

Von Willi Vogl

Grenzach-Wyhlen. Erneut präsentierte Kantor Dieter Zeh mit der Evangelischen Kantorei Grenzach ein Werk abseits ausgetretener Repertoirepfade. Zum 300. Geburtstag erklang in der katholischen Kirche St. Michael das Passionsoratorium des Dresdner Kreuzkantors und Kichenmusikdirektors Gottfried August Homilius. Das Libretto stammt von dem Löbnitzer Pfarrer Ernst August Buschmann und basiert auf Bibeltexten aus dem alten Testament.

Die Grenzacher Kantorei weiß die schlichten Choräle mit großer Intensität und guter Textverständlichkeit zum Leben zu erwecken. In den vergleichsweise ausladenden Fugen beeindruckt sie in allen Stimmlagen mit ausgewogener Plastizität. Das Orchester spielt differenziert und unterscheidet angenehm und ohne Spannungsverlust zwischen begleitendem Hintergrund und thematischem, oft reich figuriertem Vordergrund.

Die Solisten geben in den Rezitativen einen hörenswerten Einblick in die kompositorische Fantasie des Meisters: Die Sopranistin Johanna Schutzbach zeigt im Rezitativ „Verspottet und verhöhnt“ eine kontrastreiche Gestaltung zwischen stillem Flehen und expressivem Aufschrei.

Altistin Heike Werner überzeugt mit voluminöser runder Tongebung und gleichwohl feinem Gespür für Ausdeutungsnuancen auch in der Tempoführung, etwa in der Arie „Umgürtet mit Gerechtigkeit“. Tenor Dieter Wagner lässt sich über weite Strecken mit konsonantfreudigem Wohlklang vernehmen, versteht es jedoch im orchesterillustrierten Rezitativ „Zerreiße Golgotha“, seinen Ton auch zu schärfen. In überwiegend lyrischem Duktus erklingen die Basskommentare von Florian Metz und ermöglichen so eine versachlichte Betrachtung schmerzlicher Textmomente.

Dieter Zehs vorausschauende Zeichengebung und sein animierender Körperschwung setzen den Klangfluss von über zwei Stunden Dauer in koordinierte Bewegung. Gewisse Längen durch Wort-Wiederholungen in den Arien, Dopplung der hohen Holzbläser mit den Violinen und kompositorischen Verzicht auf solistische Ensemblenummern schmälern den runden Eindruck kaum.

Die verbleibenden Gestaltungsmöglichkeiten stellen für die engagierte und gut vorbereitete Kantorei eine hörenswerte Herausforderung dar. Die glaubwürdige Leidenschaft der Interpreten findet ihr begeistertes Publikum.

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