Grenzach-Wyhlen Hoteliers fürchten um ihre Existenz

Die Oberbadische
Die meisten Schlüssel hängen am Brett: Die durchschnittliche Auslastung der Hotel-Betten liegt in Grenzach-Wyhlen bei gerade mal 30 Prozent. Wenn nun noch ein „Bettenpalast“ dazukommt, fürchten die ortsansässigen Hoteliers ein Überangebot und einen Preiskampf, bei dem sie vermutlich den Kürzeren ziehen. Foto: Manfred Herbertz Foto: Die Oberbadische

Geplanter Hotelneubau am Hörnle stößt auf Kritik / Preiskampf und Verdrängungswettbewerb befürchtet

Von Manfred Herbertz

Grenzach-Wyhlen. Die Pläne der Verwaltung, am Hörnle in prominenter Lage ein Drei- und Vier-Sterne-Hotel anzusiedeln, stoßen nicht überall auf Gegenliebe. Die Hotelbetreiber in der Doppelgemeinde stehen dem Projekt sehr kritisch gegenüber und fürchten – sollte das Hotel so gebaut werden – gar um ihre Existenz.

Die in unmittelbarer Nähe zur Schweizer Grenze gelegene Brache am Hörnle soll bekanntlich veräußert werden (wir berichteten bereits mehrfach). Der größere Teil gehört dem Bund, ein kleinerer Teil des Grundstücks mit einer Fläche von rund 1500 Quadratmetern ist Eigentum der Gemeinde. Die Bundesvermögensverwaltung will das Grundstück meistbietend veräußern. Im Gemeinderat sowie im Technischen Ausschuss wurde bereits mehrfach darüber diskutiert.

Die Tatsache, dass an dieser Stelle unter anderem ein Hochhaus errichtet werden soll, in das ein Hotel einziehen könnte – eine Hotelkette hat offenbar Interesse bekundet, ein Drei- und Vier-Sterne-Haus zu errichten – hat die ortsansässigen Hoteliers alarmiert: Sie befürchten ein Überangebot an Betten und einen daraus resultierenden Verdrängungswettbewerb, der am Ende zu ihren Lasten ausgehen könnte. Daher haben sich alle Hoteliers der Doppelgemeinde in einer Interessengemeinschaft (IG) zusammengeschlossen.

Ihre Sorgen und Nöte hat die Interessengemeinschaft der Hoteliers von Grenzach-Wyhlen bereits in den einzelnen Fraktionen vorgetragen und ist dort nach eigenen Aussagen auf offene Ohren gestoßen.

Gestern legten Vertreter der IG ihre Befürchtungen im Rahmen eines Pressegesprächs im „Hotel Eckert“ dar: Christine Eckert, Margret Düster vom „Rührberger Hof“, Katrin Scheibner von „La Viletta“ und Rainer P. Wiedmer, künftiger Eigentümer des „Eckert“ und Betreiber der Inzlinger „Krone“.

Die durchschnittliche jährliche Auslastung der Betten liege derzeit bei 31,6 Prozent, erläuterte Rainer P. Wiedmer. Man frage sich, ob dann eine Verdoppelung der Bettenzahl von derzeit knapp 300 auf 600 in Ort Sinn mache: „Da kommt ein massiver Preiskampf auf uns zu, vor allem, da das geplante Hotel nicht eine Nische ausfüllt, sondern auf Drei- und Vier-Sterne-Niveau unseren örtlichen Betrieben direkte Konkurrenz macht.“

Weniger Bedenken hätte man gegen ein Fünf-SterneHaus, sagte Wiedmer. Aber auch hier könnte durchaus über den Preis den örtlichen Anbietern „der Garaus“ gemacht werden, befürchtet Christine Eckert. Und falls das neue Hotel mit der Industrie vor Ort Rahmenvereinbarungen treffe, wie es landauf-landab gängige Praxis sei, würden die kleinen Hotels ganz schnell an den Rand gedrängt und schauten in die Röhre, befürchtet Katrin Scheibner.

Relativ gut ausgelastet seien die Hotels nur unter der Woche von Montag bis Donnerstag, wenn Geschäftsreisende im Ort Station machen. Am Wochenende herrsche Ruhe. Und meist sind es nur Einzelreisende, die Zimmer belegen.

Bei rund 55 Euro liegt der Durchschnittspreis für das Einzelzimmer. Davon müssen 15 Prozent an die Buchungsportale abgeführt werden, die Kreditkartenfirmen nehmen bis zu 3,5 Prozent Provision. Weiter fallen 6,50 Euro für Wäsche an sowie Kosten für Strom Wasser und Gas. Rund 33 Prozent sind Personalkosten. Dazu kommen noch Gema- und GEZ-Gebühren. Und die rund 25 Messetage pro Jahr in Basel bringen auch nicht den großen Gewinn, betont Wiedmer.

Seitens der IG wird befürchtet, dass durch den geplanten Hotelneubau die individuelle Hotelkultur im Ort verloren geht. Zudem werde der „Bettenpalast“ keine Kaufkraft in den Ort bringen. Die IG-Vertreter weisen darauf hin, dass die bestehenden Hotels Gewerbesteuer entrichten, Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen haben und durch den Einkauf regionaler Waren auch die heimische Wirtschaft mittragen.

Nun setzt die Interessengemeinschaft, in der alle Beherbergungsbetriebe im Ort vertreten sind, darauf, dass die Verwaltung und der Gemeinderat bei ihren Entscheidungen das Wohl der heimischen Gewerbetreibenden im Blick haben.

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