Grenzach-Wyhlen Jugend soll ein Wörtchen mitreden

Die Oberbadische
Die Jugendlichen aus Grenzach-Wyhlen sollen dauerhaft in Entscheidungsprozesse eingebunden und „mitgenommen“ werden. Unser Foto entstand beim einige Jahre zurückliegenden Besuch von Gemeindevertretern mit dem damaligen Bürgermeister Jörg Lutz im Jugendkeller unter der Bärenfelsschule Grenzach. Archivfoto: Tim Nagengast Foto: Die Oberbadische

Konzept: Gemeinde Grenzach-Wyhlen strebt eine Mischung aus mehreren Beteiligungsformen an

Die Gemeinde Grenzach-Wyhlen befasst sich schon seit geraumer Zeit mit der Idee, die örtliche Jugend mehr in das politische Geschehen einzubinden und ihr Beteiligungsmöglichkeiten anzubieten. Angestrebt wird nun eine Mischung aus verschiedenen Formen, sich einzubringen.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Vier Städte und Gemeinden im Landkreis Lörrach haben derzeit ein eigenes Jugendparlament. Ein solches eins zu eins kopieren will man in Grenzach-Wyhlen allerdings nicht. Vielmehr schwebt der Gemeindeverwaltung vor, die örtliche Jugend auf verschiedenen Ebenen „abzuholen“. Dies reicht von niederschwelligen Beteiligungsangeboten bis hin zur „festeren“ Mitwirkung an Projekten. Ein solches Konzept zur Kinder- und Jugendbeteiligung wurde am Dienstagabend im Hauptausschuss des Gemeinderates vorgestellt.

Eines wollen Bürgermeister Tobias Benz und Jugendreferent Christoph Richter, die dem Ausschuss verschiedene Beteiligungsmodelle präsentierten, auf keinen Fall: eine „Totgeburt“ produzieren. Einfach par ordre de mufti ein Jugendparlament gründen will Benz nicht. „Wir wollen der Jugend nichts überstülpen, sondern vor allem zuhören“, sagte der Rathauschef bei der Vorstellung des vielschichtigen Konzeptes, bei dessen Umsetzung die Kommune fest auf die örtlichen Schulen baut. Damit, so Benz, „wollen wir den Einstieg schaffen“.

Gesetzliche Grundlage

Grundlage für die Einführung des Jugendbeteiligungskonzeptes ist die Gemeindeordnung. In Paragraf 41a fordert diese, „Jugendliche bei Planungen und Vorhaben, die ihre Interessen berühren, in angemessener Weise (zu) beteiligen“. Bisher fand eine solche Form der Beteiligung der Jugend in Grenzach-Wyhlen primär fall- beziehungsweise problembezogen statt. Dazu gab es den Runden Tisch „Gewalt“ beziehungsweise „Jugend“, der seit 2014 aber nicht mehr einberufen worden ist.

Bisher Einzelprojekte

Im Zuge der Bürgermeister- und der Kommunalwahl im gleichen Jahr fanden zudem offene Informationsveranstaltungen statt. Dazu gehörte beispielsweise eine Podiumsdiskussion von Schülern mit den Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters. Als es um die Einrichtung der provisorischen Jugendhütte am „Hornboden“ ging, hatten junge Menschen seinerzeit im Rat ihren Wunsch nach einem Treffpunkt außerhalb der regulären Jugendräume geschildert und waren dann in die Platzfindung und die Realisierung des Projektes eingebunden worden (wir berichteten). Seither ist es allerdings ruhig geworden.

„Jugendrathaus“ für alle Achtklässler

Um die Beteiligung der jungen Menschen im Ort auf stabilere Beine zu stellen, nimmt sich die Gemeindeverwaltung das Modell „8er-Rat“ zum Vorbild, setzt dieses andernorts erprobte System jedoch nicht eins zu eins um. Als erster Schritt soll Ende September, Anfang Oktober ein „Jugendrathaus“ stattfinden. Dieses soll für alle Achtklässler Grenzach-Wyhlens verpflichtend sein, weshalb Bürgermeister Benz auf die Kooperation der örtlichen Schulen setzt. Im Rahmen dieses „Rathauses“ sollen die Schüler die Gemeindestrukturen kennenlernen und Einblicke in Abläufe und Zuständigkeiten erhalten. Dazu gehören auch Besuche bei den Ämtern der Gemeinde.

Auftaktveranstaltung und Projektgruppen

Bis Mitte November soll – unabhängig vom „Jugendrathaus“-Projekt der Achtklässler – zudem eine Auftaktveranstaltung für alle Jugendlichen der Gemeinde ab zwölf Jahren stattfinden. Benz will dazu alle infrage kommenden jungen Bürger persönlich anschreiben.

Bei dieser Auftaktveranstaltung will die Verwaltung primär zuhören, Anliegen der Jugendlichen erfahren und sondieren, welche Beteiligungsformen sich die Mädchen und Buben selbst wünschen. Zudem sollen ein paar Themen festgelegt werden, um diese zu bearbeiten und umzusetzen. Das Jugendreferat hat dazu bereits die Einrichtung einer Speed-Soccer- beziehungsweise Skateranlage im Visier. Auch an einen „Pump Track“, wie es ihn in Lörrach gibt, wird laut Christoph Richter gedacht. Am Schluss der Auftaktveranstaltung will die Verwaltung mit interessierten Jugendlichen dann entsprechende „Projektgruppen“ bilden.

„Ziel ist eine aktive Jugendbeteiligung“, gab Tobias Benz die Marschroute vor. Es solle auf jeden Fall etwas Dauerhaftes entstehen. Ganz wichtig sei dabei, dass die Jugendlichen sähen, dass man ihre Wünsche nicht nur anhöre, sondern dass sie auch wirklich etwas bewirken und daran mitarbeiten könnten. „Wenn die Jugendlichen den Output sehen, haben sie auch Spaß daran“, ist sich der Rathauschef sicher.

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