Grenzach-Wyhlen Kaum jemand hat sie bisher gehört

Die Oberbadische
Vor allem die jungen Sopranistin Aude Freyburger ragte heraus. Foto: Rolf Reißmann Foto: Die Oberbadische

Kirchenmusik: Selten gesungene Kantaten von Wendelin Glaser mit der evangelischen Kantorei Grenzach

Erneut hat die evangelische Kantorei Grenzach einen Gottesdienst mit zwei Kantaten von Johann Wendelin Glaser bereichert.

Von Rolf Reißmann

Grenzach-Wyhlen. Kantor Dieter Zeh befasst sich seit Jahren mit der Aufarbeitung der Werke dieses bedeutenden deutschen Kirchenmusikers. Nach 1744 wirkte er nahezu 40 Jahre lang in Wertheim am Main als Stadtkantor. Die meisten seiner Werke wurde nur einmal aufgeführt, anschließend versteckte er die Partituren. Erst vor einigen Jahrzehnten wurde ein großer Teil der Noten bei einer Orgelsanierung wieder entdeckt – darin nämlich hatte Glaser seine Kompositionen verborgen. Dieter Zeh – er stammt aus Wertheim – beteiligt sich aktiv an der Wiederaufbereitung der Werke Glasers.

Von etlichen Kantaten sind nur handschriftliche Notenblätter vorhanden. Auch für die am Sonntag aufgeführten „Gelobet sei der Herr“ und „Fürchte Dich nicht, ich bin mit Dir“ übertrug Zeh zunächst die alten Handschriften in eine zeitgemäße Notenfassung. Die Aufführung eben dieser Kantaten wurde zu einem Höhepunkt in der evangelischen Kirche. Die bestens aufeinander eingespielten Musiker sorgten für sichere Begleitung. Zeh achtete darauf, dass die Instrumente gegenüber dem Gesang nicht zu laut wurden. Selbst die hellen Trompeten hielten sich so weit zurück, dass sie den Chor nicht übertönten.

Beide Kantaten zeichnen sich durch eingängige Melodien aus. Die Struktur beider ist nahezu gleich mit der jeweiligen Eröffnung durch den Chor, dann folgen Rezitativ und Arien, der Chor schließt wieder ab.

Als Solisten gastierten diesmal zwei hier noch wenig bekannte Sänger, die Sopranistin Aude Freyburger aus St. Louis und der Bassist Edward Yehenara aus dem Aargau. Beide studieren in Basel Gesang und wollen im nächsten Jahr ihre Ausbildung dort abschließen. Die Gesangspartien bewältigten sie auffallend frisch und ungezwungen. Sehr sicher trugen sie Rezitative und Arien vor. Auffallend war dabei die sehr gute Textverständlichkeit. „Gerade das habe ich extra geübt,“ sagte der Bassist Edward Yehenara.

Aude Freyburger belebte ihren Gesang mit deutlich spürbarer Fröhlichkeit. Die ungewohnten neuen Stimmen fanden große Anerkennung bei den Gottesdienstbesuchern. Erfreulich ist, dass Dieter Zeh bereits eine weitere Aufführung mit diesen beiden Solisten vorsieht.

Begonnen hatte der Gottesdienst mit der „Sonata vespertina“ von Pavel Vejvaowski. Als Trompeter traten dabei die bekannten Solisten Frank Amrein und Richard Dobkowski auf. Sie gestalteten auch gemeinsam mit Organist Rolf Haas am Ende des Gottesdienstes die „Echo-Sonate D-dur“ von John Stanley. Die Kantorei sang mit der gewohnten Präzision, die auf intensiver Probenarbeit beruht.

Pfarrer Axel Huettner ordnete diese Aufführung in das Gedenken an die Reformation ein und hob dabei die besondere Bedeutung des Augsburger Religionsfriedens von 1555 heraus. Musikalisch sei mit eben diesen Kantaten 200 Jahr später eine Würdigung des Augsburger Religionsfrieden erfolgt, wie sie der damalige Wertheimer Superintendent anstrebte.

Für die Kantorei Grenzach war dies ein weiterer Schritt bei der Wiederbelebung des umfangreichen Werkes von Wendelin Glaser, denn immerhin 300 Kantaten hatte dieser während seiner Zeit in Wertheim geschaffen.

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