Grenzach-Wyhlen Kein kahler Berg in der Landschaft

Die Oberbadische
Pro Tag werden über der ehemaligen Deponie Waidhof rund 4500 Kubikmeter Erdreich vom Bau der A 98 aufgeschüttet. Foto: Patrick Netzlaff Foto: Die Oberbadische

SchüttarbeitenBeim Waidhof wird eine Million Kubikmeter Erde aufgeschüttet / Aushub vom Autobahnbau

Zwischen dem Waidhof und dem Inzlinger Kreuz wird sich die Landschaft verändern. Mit einer Million Kubikmeter Erdaushub vom Autobahnbau wird über der früheren Deponie Waidhof das Gelände aufgefüllt und neu modelliert.

Von Tim Nagengast

Inzlingen. Momentan erinnert die Szenerie an eine Mondlandschaft. Alle paar Minuten rollt ein Lastwagen heran, kippt Erdreich aus – und die Bagger treten in Aktion, um die Erde zu verteilen. Manche Inzlinger sprechen augenzwinkernd vom „Tafelberg“, der da unterhalb des Waidhofs sukzessive entsteht.

Was wie ein Spielplatz für Geländewagenbesitzer oder ein Panzerübungsplatz aussieht, wird freilich nicht so bleiben. Wie Baudirektor Dieter Bollinger vom Regierungspräsidium im Inzlinger Gemeinderat berichtete, soll das neu entstehende Plateau nach Fertigstellung sowohl landwirtschaftlich nutzbar als auch der Natur zurückgegeben werden.

Der Erdaushub stammt vom Bau der Autobahn 98 zwischen Lörrach-Ost und Minseln inklusive Kaltluftdurchlass und Herrschaftsbucktunnel. Eine Million Kubikmeter Erdreich sollen dafür im Lauf der kommenden Jahre zum Waidhof bewegt werden. Dazu, so Bollinger, bringen 22 Lastzüge täglich 400 Fuhren Aushubmaterial auf das Gelände der früheren Mülldeponie bei Inzlingen. Diese sei standfest und enthalte keinen Giftmüll. Eine Dichtungsschicht sorge dafür, dass es zu keinen Ausspülungen mehr kommen könne, sagte Bollinger. Auch werde verhindert, dass Wasser durch die neue Erdaufschüttung bis hinab zur alten Deponie vordringen könne. Aktuell liefern die Lastzüge 4500 Kubikmeter Erdreich an. Dank der guten Witterung seien bereits 100 000 Kubikmeter aufgeschüttet worden.

Die Landschaft zwischen Waidhof, Holzmatttal und Inzlinger Kreuz wird sich verändern. Zwar wird das bestehende kleine Plateau um nur rund 3,5 Meter erhöht, aber sowohl Richtung Degerfelden als auch Richtung Inzlinger Kreuz sollen die Kanten um jeweils bis zu 100 Meter nach vorne gezogen werden. Das Erdreich werde so modelliert, dass „natürliche Rundungen“ entstehen und keine steilen Abbruchkanten, stellte Bollinger im Gemeinderat klar. Um das Plateau entsprechend vorzuziehen, sind Erdaufschüttungen von bis zu 20 Metern Höhe nötig.

Da sich im Erdaushub auch organisches Material befindet, werden im Zuge der Schüttmaßnahmen sogenannte Gasbrunnen gebohrt. Am Fuß der künftigen Böschung sollen sechs „Tiefpackungen“ angelegt werden, wo entstehendes Gas zusammenströmen kann. Diese werden dann angebohrt.

Am Inzlinger Ratstisch sah man das Schüttkonzept des Bundes – er ist Bauherr der Autobahn und Eigner des Deponiegeländes – durchaus ambivalent. Kurt Sonntag (fraktionslos) etwa gestand, sich das „so nicht vorgestellt“ zu haben. Der Eingriff in die Landschaft sei „massiv“, fand er und sprach von „keiner guten Lösung“.

Auf Nachfrage von Hanspeter Bachthaler (CDU) versicherte Bollinger, dass ein anzulegendes Grabensystem verhindern soll, dass der Holzmattbach nach Abdichtung des Berges verstärkt Hochwasser führen könnte. Was die anschließende Gestaltung betrifft, werde keineswegs ein „kahler Berg in der Landschaft“ stehen.

Thilo Glatzel wiederum sorgte sich um die Hinterlassenschaften vergangener Jahrzehnte im Boden. „Giftmüll ist es nicht“, sagte der Baudirektor und sprach von einer bis in die 1970er Jahre genutzten klassischen Hausmülldeponie, wie es sie landauf, landab gegeben habe.

Bürgermeister Marco Muchenberger bat den Vertreter des Regierungspräsidiums darum, den Gemeinderat künftig „rechtzeitig mitzunehmen“. Die letzten Informationen habe das Gremium nämlich im Jahr 2013 erhalten.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading