Von Sara Berg Grenzach-Wyhlen. Auf dem kalten Betonboden der nach links offenen Lagerhalle ist provisorisch eine Bühne errichtet. Die Zuschauer reihen sich dahinter auf Holzstühlen aneinander, erfüllen den sonst so stillen Ort mit Leben. Auf einer zusätzlichen Ebene rechts vom Publikum, in diesem Rahmen plötzlich einer Kirchenempore gleich, stapeln sich ausrangierte Baggerreifen: tote Riesen, die auf ihr Ende harren. Dann endlich ist es soweit: Mit lautem Gehupe kündigt sich der Linienbus an, der das Orchester "Linie 38" zur Überraschung der wartenden Menge direkt bis an die Bühne fährt. Ein Abend voll virtuoser Klänge in ganz ungewohnter Atmosphäre kann beginnen. Der Kontrast könnte kaum noch deutlicher sein: Wo sonst lebloses Gestein gelagert und abtransportiert wird, verzaubert am Samstag klassische Musik die über 500 Besucher. Organisiert vom künstlerischen Leiter Georg Dettweiler, steht die erste Hälfte des Abends ganz im Zeichen des Barock von Bach bis Vivaldi. Überschrieben mit dem Motto "Tänze" unterstreicht die zweite Hälfte indes den Kontrast zwischen dem rauen Charakter des Veranstaltungsorts und der Virtuosität der Künstler noch mehr. Zu den Tänzen im alten Stil von Ottorino Respighi präsentiert Thomas Dix "Impressionen aus dem Kieswerk Wyhlen", eine Dia-Show, die dem Betrachter die Massivität von Gestein und Maschine vor Augen führt. Kurz darauf erweckt Georg Dettweiler am Cello virtuos Camille Saint-Saens" Schwan zum Leben, begleitet von einer einsamen Tänzerin, die auf der Leinwand engelsgleich dahinschwebt. "Tango consolationis": Das Publikum erlebt eine Uraufführung Schließlich eine Uraufführung: Der "Tango consolationis" des in Wyhlen lebenden Komponisten Willi Vogl wird mit seiner spannenden Kombination von Kirchenlied und Tangorhythmen vom Publikum sehr positiv aufgenommen. Weitere musikalische Leckerbissen bilden Vittorio Montis Czárdás für Violine und Streichorchester, sowie Brahms Ungarischer Tanz Nr. 5, den der Geiger Tamás Vásárhelyi enthusiastisch und mit viel Talent zum Schauspiel zur Aufführung bringt. Im Anschluss an das gelungene Konzert in ganz ungewohntem Rahmen bleibt auch noch viel Zeit für einen Plausch im herrlich illuminierten Areal der Holcim GmbH, musikalisch untermalt vom Brass Ensemble "querblechein".