Grenzach-Wyhlen Kleine Kanten, große Hindernisse

Die Oberbadische
Trotz vom Busfahrer ausgeklappter Rampe: Gemeinderatsmitglied Karl-Heinz Quandt musste sich erheblich anstrengen, um den Rollstuhl mit Bauamtsleiterin Monika Neuhöfer-Avdic in den Bus zu schieben. Foto: Rolf Reißmann Foto: Die Oberbadische

Arbeitskreis „Barrierefreiheit“ auf Rundgang im Grenzacher Ortskern / Hie und da noch Handlungsbedarf

Von Rolf Reißmann

Grenzach-Wyhlen. Mit Rollstühlen und Rollatoren begaben sich Mitglieder des Arbeitskreises „Barrierefreiheit“ mit einigen Gemeinderatsmitgliedern und Verwaltungsangestellten auf einen Rundgang durch die Grenzacher Ortsmitte. „Wo besteht Verbesserungsbedarf, und wie ist es um den barrierefreien Zugang zu Firmen und Geschäften bestellt?“, lautete dabei eine der Fragen.

Viele Bordsteinkanten sind zwar abgesenkt, doch recht schnell stellten die Teilnehmer der Runde fest, dass nur wenige Zentimeter Unterschied zu einem großen Hindernis werden können. Da die Räder bei Rollstühlen und Rollatoren zum Teil sehr klein sind, bleiben diese dann daran hängen.

Am Bedarfsübergang in der Basler Straße führt der Zeitverlust, um die kleine Vertiefung zu überwinden, dazu, dass die Fahrbahn mitunter erst gegen Ende der Grünphase erreicht wird. Senioren und Behinderte haben dort oftmals Angst, die Fahrbahn nicht mehr schnell genug überqueren zu können. Hier sollte die Kante etwas abgeflacht werden, hieß es beim Rundgang.

Recht unterschiedlich gestalten sich die Zugänge zu den Geschäften: Bei Sparkasse, Lindenapotheke, Goldschmiede und Lebensmittelmarkt zeigten sich keine Zugangsprobleme. Als die Gruppe zu Neukauf kam, war das Personal gerne behilflich, das Drehkreuz am Eingang umzulegen, aber hier dürfen Rollstuhlfahrer und Rollautorennutzer gerne die Kassenwege entgegengesetzt benutzen.

Freundlichkeit erfuhren die Rundgangsteilnehmer auch bei jenen Geschäften, wo die bauliche Bedingungen nicht ganz so ideal sind. Beim Optiker zum Beispiel war zwar eine Stufe vom Gehweg her zu überwinden, doch öffnete sich dort die automatische Tür, zudem lag der Bedientisch in Rufnähe und schon kam Hilfe herbei.

Joachim Schlageter, Vorsitzender des Handwerker- und Gewerbevereins, war beim Rundgang dabei und verwies für sein Geschäft auf die Zugängigkeit durch den Hof. Allerdings soll demnächst noch eine Klingel am Vordereingang angebracht werden, damit eingeschränkte Kunden ihr Kommen signalisieren können.

Als ein Bus kam, testete die Gruppe spontan das Einsteigen. Der Busfahrer stieg unaufgefordert aus und legte die Rampe um. Dennoch, für Ungewohnte ist diese steile Auffahrt schwer zu überwinden. Der Busfahrer unterstrich, dass man in jedem Fall schaue und mithelfe.

Bauamtsleiterin Monika Neuhöfer-Avdic informierte darüber, dass die Neubauten der vergangenen Jahre stets behindertengerecht ausgestattet worden seien. Auch anstehende Modernisierungen, wie etwa der Umbau der Hebelschule, würden entsprechend geplant.

Sehr gut angenommen werde der Aufzug im Freibad. „Nun müssen wir überlegen, wie wir für Behinderte den Zugang zur Schwimmhalle verbessern“, sagte sie.

Walter Schwarz griff ein anderes Problem auf: den barrierefreien Zugang zu allen Wahllokalen. „Wir sollten die Nutzer von Rollstühlen und Rollatoren nicht auf die Briefwahl verweisen, denn auch diese Einwohner möchten gerne im Wahllokal dabei sein“, meinte er. Annette Grether brachte dafür das Haus der Begegnung mit seinen zahlreichen Räumen ins Gespräch.

In Kürze, so teilte die Bauamtsleiterin mit, werde an der Bibliothek der automatische Türöffner angebracht. Sie empfahl, bei der künftig halbjährlichen Zusammenkunft des Arbeitskreises jeweils ein konkretes Projekt zu benennen. Wenn demnächst das Ortszentrum Wyhlen saniert wird, sollten behindertengerechte Umbauten unbedingt gefördert werden, sagte sie.

Der nächste Rundgang des Arbeitskreises in Wyhlen ist für den Spätsommer vorgesehen.

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