Der Gemeinderat Grenzach-Wyhlen hat am Dienstagabend die Einführung eines Betreuungsgebührenmodells für Kindergärten und Krippen mit einer festen Reduktionsmatrix beschlossen. Das neue Modell wird jedoch erst zum 1. September 2017 eingeführt. Von Tim Nagengast Grenzach-Wyhlen. Trotz eines flammenden Appells an die Gemeinderäte konnte sich Bürgermeister Tobias Benz am Schluss nicht gegen deren große Mehrheit durchsetzen – was relativ selten vorkommt in der Doppelgemeinde. Einzig die Freien Wähler wollten den ursprünglichen Verwaltungsvorschlag mittragen, das Gebührenmodell zum Januar einzuführen und keine Erhöhungen vorzunehmen. Mit 15 Ja-, zwei Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen beschloss das Gremium die Einführung erst zum Beginn des kommenden Kindergartenjahres. Knackpunkt war bis zuletzt eine aus den Reihen der Fraktionen im Hauptausschuss aufgekommene Idee, eine zusätzliche Gebührenerhöhung im Ganztageskrippenbereich vorzunehmen. Diese hatte die Verwaltung mit Verweis auf die erst im März dieses Jahres auf breiter Front vorgenommene Gebührenerhöhung kategorisch abgelehnt. Benz sprach diesbezüglich von einem „falschen Signal“ an die Eltern, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie angehe. Elternvertreter melden sich erfolglos zu Wort Zwei Elternvertreter hatten zu Beginn der Sitzung jeweils eine Erklärung verlesen und den Rat darum gebeten, doch der Verwaltungsvorlage zu folgen und die Gebühren im Ganztageskrippenbereich nicht anzuheben – ohne Erfolg. Wer sein Kleinkind für elf Stunden am Tag in einer Krippeunterbringt und der höchsten Einkommensgruppe angehört, bezahlt dafür ab September künftig 525 statt 500 Euro monatlich. Ansonsten passierte das Gebührenmodell mit seiner fixen, nach Einkommen differenzierten Reduktionsmatrix wie vorgesehen den Rat. Beschlossen wurde ferner, dass die Kindergartengebühren künftig – nach den Empfehlungen der kommunalen und kirchlichen Landesverbände – alle zwei Jahre überprüft und gegebenenfalls angepasst werden sollen. Gleiches gilt für die Einkommensgrenzen, anhand derer der jeweilige Gebührensatz berechnet wird. Diese Grenzen will man alle zwei Jahre gemäß der allgemeinen Lohnentwicklung laut Statistischem Bundesamt erhöhen, um eine „kalte Progression“ zu vermeiden. Umgesetzt wird auch der Verwaltungsvorschlag, das vierte Kind einer Familie generell beitragsfrei zu stellen. Des Weiteren erhalten Eltern die Möglichkeit, auf Wunsch von der Ganztagesgruppe mit 55 auf 50 Stunden wöchentliche Kinderbetreuung zu wechseln. Zudem gelten ab September in allen Einrichtungen gleiche Mittagessenspreise für die Kinder. Diese sollen halbjährlich abgebucht werden. Mit großer Mehrheit genehmigte der Gemeinderat überdies die Einführung eines „Platz-Sharings“ im Krippenbereich. Dies nach einem festen „Elternpaar-Modell“. So müssen sich künftig zwei Familien, die sich einen Krippenplatz teilen wollen, zusammentun und vorab festlegen, welches Kind die Krippe an zwei respektive an drei Tagen besuchen soll. Nach dem die kontroverse Debatte vorbei war, hielt Bürgermeister Benz ein Schlusswort – etwas, das er nur selten tut. „Man kann diskutieren, aber jetzt muss Ruhe um das Thema einkehren“, forderte er nachdrücklich.