Grenzach-Wyhlen „Momentan ist es extrem schlimm“

Die Oberbadische

Vermüllung und Vandalismus auf dem Gelände der Grenzacher Bärenfelsschule aktuell ein großes Problem

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Fast jeden Morgen dürfen Mitarbeiter des Bauhofs auf dem Hof der Bärenfelsschule die „Hinterlassenschaften der Nacht“ beseitigen: Scherben, Zigarettenstummel und ab und an sogar Kot. Wie man das Problem in den Griff bekommen kann, weiß niemand so recht. In den vergangenen Tagen jedenfalls gab es wieder verstärkte Fälle von Vermüllung und Vandalismus.

Am Samstag findet auf dem Schulgelände der 40. Weihnachtsmarkt statt. Die Stände werden am morgigen Freitag aufgebaut. Aufgrund des Vandalismusproblems im Schulbereich überlegen die Organisatoren des Marktes, der Handwerker- und Gewerbeverein, erstmals einen Wachdienst einzurichten, der auf die Marktstände aufpasst (wir berichteten).

„Ganz arg extrem“ sei die Vermüllung des Schulhofs vor allem an den Wochenenden, klagte Bauhofleiter Raimar Weisheit am Dienstagabend im Gemeinderat. Allein jeden Montagmorgen sei ein Bauhofmitarbeiter zweieinhalb Stunden mit der Beseitigung von Unrat, Scherben und Dreck im Bereich der Bärenfelsschule beschäftigt, hielt Weisheit fest.

Unsere Zeitung hat gestern diesbezüglich bei der Polizei, bei der Schulleitung und der Gemeindeverwaltung nachgehakt.

u Das sagen Ordnungs- und Bauamt der Gemeinde Grenzach-Wyhlen: Ordnungsamtsleiter Jürgen Käuflin bestätigt, dass es in den vergangenen Tagen vermehrt Probleme mit Lärm, Müll und Dreck im Bereich der Bärenfelsschule gab. „Es ist eigentlich immer etwas – momentan ist es heftig“, bekundet Käuflin. Er beobachtet immer wieder mal eine Verschiebung der Brennpunkte: „Vor ein, zwei Jahren hatten wir das Problem im Bereich der Hebelschule, dann im Bereich der Hochrheinhalle und jetzt eben an der Bärenfelsschule“, zählt Käuflin auf.

Einen besonders krassen Ausreißer gab es zuletzt in der Halloween-Nacht. Dort waren Vandalen ins Schulgebäude eingebrochen, zerschlugen Fenster und Jalousiekästen, klauten Farbsprühdosen aus einem Werkraum und versauten damit Wände des Schulgebäudes. Laut dem stellvertretenden Bauamtsleiter Rudolf Schartel entstand allein in jener Nacht ein Schaden von 20 000 bis 30 000 Euro.

Wie wäre es, das Gelände der Bärenfelsschule für die Öffentlichkeit zu sperren oder es sogar einzuzäunen, wie es beispielsweise in Lörrach mittlerweile Usus ist?

Man habe immer mal wieder derartige Optionen durchdiskutiert, antwortet Jürgen Käuflin. Tenor sei aber, dass eine Nutzung des zentral im Grenzacher Ortskern gelegenen Areals durchaus gewünscht sei – in vernünftigem Maße natürlich. Hinzu komme die zusätzliche Nutzung der Schulgebäude durch die Volkshochschule, den Jugendraum und Vereine. Diese wolle man nicht aussperren, stellt Käuflin klar. „Man kann schlecht das ganze Gelände schließen.“ Er verweist ferner auf die geltende Schulhofbenutzungsordnung, die einen Aufenthalt auf dem Bärenfelsschulgelände nach 22 Uhr untersagt. „Ab dann können und werden auch Platzverweise ausgesprochen“, weiß der Leiter des Ordnungsamtes.

u Das sagt die Polizei: Bezüglich des Vermüllungs- und Vandalismusproblems spricht Andreas Nagy von „Wellen“. Der Grenzach-Wyhlener Polizeipostenführer betont, dass die Beamten den Schulhofbereich nachts – und natürlich auch am Wochenende – regelmäßig in Augenschein nähmen. Klar sei aber, dass Jugendliche sich irgendwo aufhalten wollten und sich deshalb ihre Plätze suchten. Treffe die Polizei im Schulhofbereich Jugendliche an, seien diese „,meist einsichtig“. Jedoch: „Wenn dann Scherben oder sonstiger Müll herumliegen und wir die jungen Leute darauf ansprechen, waren es immer die anderen“, sagt Nagy. Meist vergattere die Polizei die Jugendlichen dann direkt zum Beseitigen des Unrats, „und das machen sie dann auch“. Ab 22 Uhr spreche man zudem Platzverweise aus.

Nagy betont, das Vandalismus- und Vermüllungsproblem keinesfalls kleinreden zu wollen, „aber so dramatisch, wie es manchmal dargestellt wird, ist es nicht“. Und: „Die Polizei ist kein Wachdienst – wir können nicht permanent dort sein.“ Nagy legt Wert darauf, zu betonen, dass es in Grenzach-Wyhlen kein Problem mit Jugendbanden oder ähnlichem gebe. „Wir haben es hier mit ganz normalen ortsansässigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun“, sagt er.

u Das sagt der Schulleiter: „Im Moment ist es wirklich ganz extrem schlimm“, ärgert sich Michael Weber, Rektor der Bärenfelsschule. Die Welle von Vandalismus und Vermüllung reiße überhaupt nicht mehr ab. Weber spricht von „Scherben en masse“, Essensresten und bisweilen auch „vollgeschissenen Ecken“. Mitarbeiter des Gemeindebauhofs seien übrigens nicht nur montags, „sondern jeden Morgen bei uns“. Laut dem Schulleiter geht es nicht um ein paar wenige Scherben, die beseitigt werden müssen, nicht „um ein Fläschle Bier“, sondern um Schnapsflaschen, und zwar „manchmal Unmengen davon“. Der Schulleiter betont, auch von Eltern angesprochen zu werden, „warum die Kinder durch Scherben laufen müssen“.

Dafür, dass die Polizei bisweilen vor Ort nach dem Rechten sieht, ist Rektor Weber sehr dankbar. Aber: „Wenn die Beamten da waren, hilft es ein paar Tage – und dann geht das Problem wieder los.“

Ob ein ein eingezäuntes, mit Toren bewehrtes Schulgelände weniger von Zerstörungswut betroffen wäre?

„Ein Zaun widerstrebt mir“, betont Weber. Die Bärenfelsschule sei eine offene Schule mit offenem Schulgelände. Sein Vorschlag: „Ein privater Wachdienst, der hier regelmäßig Streife läuft.“

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