Grenzach-Wyhlen Rendite statt Minuszinsen

Die Oberbadische
Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Gemeinde Grenzach-Wyhlen will Strom- und Gasnetze zurückkaufen und sucht den Schulterschluss mit Rheinfelden / Strategischer Partner nötig

Die Gemeinde Grenzach-Wyhlen trägt sich mit dem Gedanken, die örtlichen Energienetze zurückzukaufen. Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigt auf Nachfrage Bürgermeister Tobias Benz. Er hält eine mögliche „Rekommunalisierung“ von Gas- und Stromnetz samt Pachtmodell für eine gute Geldanlage für die Gemeinde.

Grenzach-Wyhlen. Der Gedanke, die örtlichen Energienetze wieder in die eigenen Hände zu nehmen, ist nicht neu, verrät Bürgermeister Benz. Vor rund eineinhalb Jahren sei der Konzessionsvertrag mit der Firma Badenova, die das Gasleitungsnetz in der Doppelgemeinde betreibt, ausgelaufen. In einigen Monaten werde dies auch beim Stromnetz der Fall sein. Konzessionär ist hier die Firma Energiedienst. Insofern sei der Zeitpunkt günstig, über eine Rekommunalisierung der beiden Netze nachzudenken, hält Benz fest. „Denn in den Netzen wird das Geld verdient.“

Zwar kommt durch die fälligen Konzessionsabgaben stets Geld in die Gemeindekasse, laut Benz sei dies allerdings „ein Klacks“ im Vergleich zu dem, was die Gemeinde einnehmen könnte, wenn sie die Energienetze selbst besäße und diese verpachten würde.

Gespräche mit der Stadt Rheinfelden

Um die Netze für Strom und Gas in die eigenen Hände zu nehmen, hat die Verwaltung bereits die Fühler ins Umland ausgestreckt. Sie sucht den Schulterschluss mit der Nachbarstadt Rheinfelden, welche die gleichen Absichten hegt und selbst die Konzessionen für die städtischen Energienetze bekommen möchte. Da aber weder die Gemeinde Grenzach-Wyhlen noch die Stadt Rheinfelden über entsprechendes Know-How sowie Personal verfügen, würden sie als direkte Bewerber im Konzessionsvergabeverfahren nicht zum Zuge kommen. Als Möglichkeit sieht Tobias Benz daher die Gründung einer gemeinsamen Netzbesitzgesellschaft Grenzach-Wyhlen/Rheinfelden unter Hinzunahme eines privaten Partners an, der Erfahrung im Netzbetrieb hat. Diese neue Gesellschaft, so Benz weiter, könnte sich dann im Konzessionsvergabeverfahren bewerben und das Strom- sowie das Gasnetz im Rahmen eines regulären, nach festen Vorgaben verlaufenden Verfahrens von den bisherigen Betreibern erwerben. Dazu gehört – unter anderem – rechtlich zwingend die öffentliche Ausschreibung der Suche nach einem privaten strategischen Partner für die zu gründende Netzbesitzgesellschaft.

Benz erwartet Rendite von 3,5 bis 5 Prozent

„Die Verwaltung befasst sich mit dieser Idee schon sehr lange und führt entsprechende Gespräche mit Rheinfelden. Zur Einleitung des Verfahrens ist aber ein entsprechender Gemeinderatsbeschluss nötig“, erläutert Bürgermeister Benz das Prozedere. Bereits gestern Abend hat sich der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung mit der Thematik befasst, ein entsprechender Pro- oder Kontra-Beschluss soll dann in der öffentlichen Mai-Sitzung gefasst werden.

Gemeinderatsbeschluss soll noch im Mai fallen

Der Grenzach-Wyhlener Rathauschef baut darauf, dass der Gemeinderat die Idee der Rekommunalisierung der Energienetze mittragen wird. Die dahinter stehende Idee, eine stabile, langfristige Rendite von – laut Benz – im Schnitt 3,5 bis 5 Prozent pro Jahr zu erzielen, habe nämlich „viel Charme“. Schließlich würden die Energieversorger mit den Netzen viel Geld verdienen, „und das könnten wir als Gemeinde auch selbst tun“. Dies sei allemal besser, als das kommunale Vermögen zu Negativzinsen anzulegen und dadurch schleichend Verluste einzufahren, hält Benz fest.

Gemeinsam seien Grenzach-Wyhlen und Rheinfelden ein „homogener Versorgungsraum“, die Strom- und Gasnetze dadurch „hochprofitabel“. Auf vergleichsweise engem Raum seien sehr viele Verbraucher angeschlossen, darunter auch Großabnehmer wie die Industrie, erläutert der Verwaltungschef der Doppelgemeinde. Angesichts des aktuellen Zinsmarktes wäre die erzielbare Rendite als wirtschaftliche Komponente nicht zu unterschätzen. Im Zuge der Energiewende hält Benz es überdies für sinnvoll, selbst die Hand auf den örtlichen Strom- und Gasnetzen zu haben.

Kaufpreis abhängig vom Netzertrag

Welche Summe die Gemeinde Grenzach-Wyhlen für den möglichen Rückkauf der Energienetze ausgeben müsste, ist laut Bürgermeister derzeit unklar. Denn der Kaufpreis richte sich nach dem Ertragswert des jeweiligen Netzes. Ein Erwerb wäre über verschiedene Finanzierungsmodelle möglich, die der Rathauschef dem Gemeinderat noch präsentieren will.

„Wir sehen diese Möglichkeit als große Chance. Denn wir können das abschöpfen, was die Energieversoger bisher mit den Netzen verdienen“, sagt Benz. Ein Risiko gehe die Gemeinde dabei jedenfalls nicht ein.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading