Die Gemeindeverwaltung von Grenzach-Wyhlen soll im Zuge eines mehrjährigen Umstrukturierungsprozesses im Inneren organisatorisch um- und neu aufgebaut werden. Ziel ist, wie ein modernes Dienstleistungsunternehmen zu arbeiten. Von Tim Nagengast Grenzach-Wyhlen. Die am Donnerstagabend im Gemeinderat vorgestellte Organisationsuntersuchung für die Gemeindeverwaltung ist das Ergebnis eines rund einjährigen Prozesses. Damit beauftragt war die Unternehmensberatung KPMG, deren Vertreter Torsten Müller, Hartfrid Wolff und Patrick Baldes die Ergebnisse der Bestandsaufnahme sowie die daraus abgeleiteten Maßnahmen detailliert darlegten. Vorausgegangen waren unter anderem eine Stärke-Schwächen-Analyse, Durchleuchten der Arbeitsweisen und Prozesse sowie Interviews und Gespräche mit den Mitarbeitern der Kommunalverwaltung. Ziel: Die Arbeit soll künftig leichter vonstatten gehen, Prozesse sollen optimiert und Zuständigkeiten gebündelt und klar geregelt werden. Bewusst zog Bürgermeister Tobias Benz dabei den Vergleich zur „freien“ Wirtschaft: „Ich sehe uns als Verwaltung als modernes Dienstleistungsunternehmen. Wir produzieren öffentliche Leistungen und Güter“, sagte Benz. Bestandsaufnahme Viele Abläufe in der Gemeindeverwaltung sind, wie der Rathauschef darlegte, „historisch gewachsen“ und daher oftmals „nicht optimal geregelt“. Die Verwaltung arbeite „im Prinzip noch nach dem Geschäftsverteilungsplan von 1976“, hielt Benz fest. In vielen Bereichen herrsche ein zu hoher Abstimmungsbedarf, die Aufgabenverteilung sei unklar, viele Prozessabläufe ineffizient. Hinzu kämen „Reibungsverluste“ durch die Aufteilung der Gemeindeverwaltung auf vier Standorte. Benz begründete den Handlungsbedarf für innere Strukturreformen auch damit, dass Grenzach-Wyhlen mit seinen mehr als 15 000 Einwohnern nicht vergleichbar mit anderen Gemeinden dieser Größe sei. Die Dynamik innerhalb der Gemeinde sei enorm. Hinzu kämen besondere Herausforderungen beispielsweise durch die Grenzlage oder durch die Großindustrie mit allein 2200 Arbeitsplätzen. Und überhaupt: „Die Liste ist endlos“, deutete Benz auf die Themenfülle und Komplexität, mit denen sich die Verwaltung tagtäglich auseinanderzusetzen habe. Zentralisierung Im Laufe der kommenden Jahre sollen etliche Dinge zentralisiert werden. Geplant sind unter anderem die Einrichtung einer Stabsstelle des Bürgermeisters, Stichwort: professionelle Wirtschaftsförderung – die Stelle wurde bereits vor wenigen Tagen ausgeschrieben. Hinzu kommen soll eine zentrale Beschaffungs- und Vergabestelle sowie die Verlagerung von Zuständigkeiten. Beispielsweise ist die Rentnerberatung mittlerweile beim Bürgerbüro angesiedelt. Dieses Jahr wurde auch eine zentrale Buchhaltung eingeführt. Thema wird zudem der Bereich „Wissensmanagement“, da etliche langjährige Mitarbeiter in den nächsten Jahren in den Ruhestand treten und deren Kompetenz und Wissen nicht verloren gehen sollen. Sukzessive sollen weitere Prozesse optimiert und modernisiert werden, etwa durch die Einführung der „eAkte“. Für manche Bereiche sieht die Organisationsuntersuchung verschiedene Szenarien vor, beispielsweise was die Aufteilung und Zuständigkeiten der Fachbereiche betrifft. Je nach dem, wohin die Reise gehen soll, sind an einigen Stellen Personalaufstockungen (aufgrund der schieren Masse an Aufgaben etwa im Bauamt) beziehungsweise -verschiebungen notwendig. Eine einzige Anlaufstelle Auch der Bürger soll die Veränderungen in der Verwaltung schrittweise spüren und davon profitieren. Wie Hartfrid Wolff darlegte, soll es eine zentrale Anlaufstelle für die Bürger geben – was wiederum ein zentrales Rathaus bedinge. Hinzu gehöre das Schaffen von Verlässlichkeit beispielsweise durch einheitliche Öffnungszeiten. Generell sollen die Wege kürzer, die Prozessabläufe auch für den Bürger rascher, nachvollziehbarer und einfach praxisgerechter werden. Erste Schritte, so die Gutachter, sind bereits getan. Bedingt durch die Einführung der Doppik und personeller Veränderungen sieht Wolff beispielsweise den Fachbereich Finanzen „auf einem guten Weg“. Künftig könnte dieser Bereich direkt beim Bürgermeister „angesiedelt“ werden.