Grenzach-Wyhlen Wichtiger Beitrag zur Aussöhnung

Die Oberbadische
Bei der Einweihung sprachen (von links) Dr. Erhard Richter, Helmut Bauckner und Tobias Benz. Foto: Manfred Herbertz Foto: Die Oberbadische

Einweihung: Gedenkstein für den von den Nazis umgebrachten Polen Wladislaw Wielgo

Es ist ein Zeichen der Erinnerung, des Mahnens und des Gedenkens, und soll gleichzeitig auch ein Symbolsein sein dafür, dass Freundschaft und Versöhnung möglich sind: Der Gedenkstein für Wladislaw Wielgo, ein polnischer Fremdarbeiter, der in Grenzach von den Nazis wegen einer illegalen Beziehung zu einer deutschen Frau hingerichtet wurde.

Von Manfred Herbertz

Grenzach-Wyhlen. Am früheren Standort des im Volksmund „Polenbuche“ genannten Baumes, an dem Waldislaw Wielgo erhängt wurde, erinnert jetzt ein Gedenkstein an das schreckliche Ereignis vom 26. August 1941. Am Mittwochabend wurde der Gedenkstein mit einem feierlichen Festakt eingeweiht. Neben Bürgermeister Tobias Benz kam Ehrenbürger Dr. Erhard Richter in einer bewegenden Ansprache als Zeitzeuge zu Wort. Welche Bedeutung die Einweihung über die Grenzen der Gemeinde hinaus hatte, zeigte sich in einem Grußwort des polnischen Generalkonsuls Andrej Osiak, der unter anderem schrieb: „Sie haben einen wichtigen Beitrag zur deutsch-polnischen Aussöhnung geleistet.“

Bürgermeister Benz erinnerte an den 25-jährigen Wielgo, der im Dritten Reich wegen eines „sittlichen Vergehens“ – in der Naziterminologie „Rassenschande, wenn ein slawischer Untermensch eine Beziehung zu einer Deutschen“ einging – erhängt wurde. Trotz der widrigsten Umstände fanden Wieglo und die Grenzacherin Berta Liesenfeld zusammen, „in dunkelster Zeit ein Licht von Menschlichkeit, Sympathie und Liebe“, wie Benz es ausdrückte.

Das Paar wurde verraten und denunziert. Ihre Liebe hatte keine Chance. Wielgo wurde dann an der so genannten ‚Polenbuche‘ am Waldrand an der Bettinger Straße erhängt. Berta Liesenfeld wurde an der Zielkreuzung an den Pranger gestellt und ins KZ Ravensbrück gesteckt. Im Jahr 2012 wurde der morsche Baum gefällt, was zu Unmut in der Bevölkerung führte.

Benz bezeichnete das Schicksal der beiden als beispielhaft für die vielen Millionen Opfer und Toten des zweiten Weltkrieges und der Nazi-Gewaltherrschaft.

Mit der Einweihung des Gedenksteines bekomme das Erinnern an die Opfer vor Ort ein Gesicht, sagte Benz weiter. An dieser Stelle, so das Ziel des Vereins für Heimatgeschichte und der Gemeinde, soll ein würdevoller Ort des Gedenkens und der Erinnerung an Wladislaw und Berta, aber letztlich an alle Opfer von Krieg, Terror, Gewaltherrschaft, Flucht und Vertreibung sein.

Mit den Gedenkstein werde ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur im Ort geleistet, man müsse aber auch die Lehren aus der Geschichte ziehen. Und wenn in Deutschland im Jahre 2017 eine junge Deutsche und ein junger Pole ein Paar werden können und sich innerhalb der EU frei bewegen können, zeige dies, „dass wir aus der Geschichte gelernt und die richtigen Schlüsse gezogen haben“. Benz zitierte abschließend den ehemaligen israelischen Präsidenten Schimon Peres, der sich in einer historischen Rede 2010 im Bundestag gegen jede Form der Rassenlehre aussprach. „Möge dieses ‚Nie wieder‘ die zentrale Botschaft sein, die von dem Gedenkstein für Wladislaw und Berta ausgeht.“

Mit bewegter Stimme berichtet Erhardt Richter als Zeitzeuge von den Geschehnissen in jenen Tagen, die am Ende zur Ermordung von Wieglo führten. Man spürte, dass ihn, den damals 14-Jährigen, auch heute noch aufwühlt. Richter berichtet davon, dass viele nicht mit der Hinrichtung des Polen einverstanden waren, selbst der NSDP-Ortsgruppenleiter hatte gegen das Todesurteil - erfolglos - Einspruch erhoben.

Helmut Bauckner, Vorsitzender des Vereins für Heimatgeschichte, erläuterte, im Verein habe man länger über den Umgang mit dem Hinrichtungsort nachgedacht. Als er von Willi Halfter ein Stück Holz von dem besagten Baum angeboten bekam, war schnell klar, „dass dieses in entsprechender Form verwendet werden soll.“

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