Grenzach-Wyhlen Wie frisch gebrüht und mit Esprit

Die Oberbadische
Die Aufführung von Bachs „Kaffeekantate“ war der anspruchsvolle Höhepunkt von „Café global“. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: „Kaffeekantante“: hochkarätige Protagonisten sowie Kaffee und Kuchen im Haus der Begegnung

Gedeckte Tische, Kaffee und Kuchen: Dazu passte am Sonntag im Haus der Begegnung die Kaffeekantate von Johann Sebastian Bach. Der Spätnachmittag gehörte zum Rahmenprogramm der binationalen Ausstellung „Café global“, in der sich alles um den Kaffee dreht.

Grenzach-Wyhlen. Es ist einmal der humorvolle Bach der weltlichen Kantate, der hier der Oper am nächsten kommt und den man in diesem Drama über den Kaffeegenuss erleben konnte. Jungfer Liesgen ist der Droge Koffein verfallen, süchtig nach ihren drei Schälchen „Coffee“ täglich. Sehr zum Verdruss von Vater Schlendrian, der sie dieses Lasters entwöhnen will. Sie will zwar auf Spaziergänge und ein neues Röckchen verzichten, aber auf Kaffee nur, wenn sie einen Mann kriegt.

Es ist ein vergnügliches Musikspiel im barocken Gefühlskosmos, fast schon eine kleine Barockoper, hinter der man nicht den strengen Thomaskantor vermuten würde. An eine „einaktige Operette“ (Bach-Kenner Albert Schweitzer) erinnerte die szenische Aufführung durch das Ensemble Bohème unter Leitung von Florian Metz und drei Sänger, die in Kostümen und in einer Dekoration auftraten.

Süßer „Coffee“

Der Bariton Marcus Niedermeyr sang den gestrengen Vater Schlendrian im Gehrock am Schreibpult mit Federkiel, Monika Mauch das ungezogene Liesgen am Tischchen mit Kaffeetasse und Kaffeekanne und der Tenor André Schann den Erzähler und Freier. Herr Schlendrian sucht verzweifelt nach einem passenden Kavalier im Publikum, läuft durch die Reihen der Kaffeetafel, um das „lose Mädchen“ unter die Haube zu bringen. Liesgen nippt am Tässchen und singt arios ihre Lobesarie auf das schwarze Türkengebräu: „Ey! Wie schmeckt der Coffee süße“.

Die drei Sänger wuchsen in die Rollenporträts hinein, leuchteten mit schönen Klangfarben, gutem Deklamieren und werkimmanentem Bachgesang die Gefühlszustände der Figuren mit den Mitteln des Barockgesangs aus. Das war koffeinhaltig lebendig musiziert und sprachgewandt. Das Ensemble Bohème begleitete wie frisch „gebrüht“ und mit Esprit.

Beinahe ein Flötenkonzert

Zuvor erklang die richtige Art von Tafelmusik: Telemanns Ouvertüre TWV 55, eine ausgedehnte Orchestersuite mit Flöte, fast schon ein verkapptes Flötenkonzert, mit der sehr schön phrasierenden Flötensolistin Sabine Dietrich und einem munter die einzelnen Charakterstücke spielenden Ensemble.

Florian Metz begleitete am Cembalo rezitativisch den Tenor André Schann, der aus der Zauberoper „Alcina“ von Händel die Liebesarie des Oronte „Un momento di contento“ und die berühmte heldenhafte Arie des Ruggiero „Verdi prati“ vortrug: verzierte Musik, von den Beteiligten als sehr schönes Larghetto dargeboten.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading