Grenzach-Wyhlen Zentrales Rathaus soll nach Wyhlen

Die Oberbadische
Bereits heute erledigen die Bürger der Doppelgemeinde den Großteil ihrer Amtsgeschäfte in Wyhlen. Foto: Tim Nagengast Foto: Die Oberbadische

„Rathausfrage“: Hauptausschuss tendiert zu Erweiterung der Wyhlener Verwaltungsbauten mittels Neubau

Das zentrale Rathaus der Doppelgemeinde soll in Wyhlen stehen. Am Dienstagabend hat der Hauptausschuss des Gemeinderates die fünf möglichen Varianten in der „Rathausfrage“ beraten und sich hinter die von der Verwaltung favorisierte Zentrallösung am Standort Wyhlen gestellt. Dies zumindest den Wortmeldungen nach zu urteilen, denn offiziell abgestimmt wurde noch nicht. Das darf dann am 18. Juli der Gemeinderat.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Am Schluss der sachlichen Sitzung des Hauptausschusses kam dann doch noch ein wenig Pathos auf. „Wir schreiben, wenn man so will, heute Geschichte“, brachte es Peter Endruhn-Kehr (FDP) auf den Punkt. Klar – ein neues Rathaus baut man bestenfalls alle paar Jahrhunderte mal.

Riegelartiger Neubau auf dem jetzigen Parkplatz

In Grenzach-Wyhlen wählt man dafür einen Kompromiss: Das Historische erhalten, das Neue elegant einfügen. So soll die Variante „W3“ weiterverfolgt werden, die eine Erweiterung der beiden Zwillingsgebäude in Wyhlen durch einen riegelartigen Neubau vorsieht. Dieser soll auf dem jetzigen Parkplatz hinter den historischen Gebäuden errichtet werden. Die Ansicht von der Rheinfelder Straße aus wird also nahezu gleich bleiben.

Am einschneidendsten werden die Veränderungen für die Gemeindeverwaltung selbst ausfallen. Sie soll in einigen Jahren nicht mehr an vier, sondern dann an einem einzigen Zentralstandort untergebracht sein. Dies soll für kürzere Wege, für „geringere Reibungsverluste“ (Zitat Bürgermeister Benz) und eine zeitgemäße Ausstattung der jetzt noch in beengten Verhältnissen agierenden Mitarbeiter sorgen. Die bestehenden drei Rathäuser in Grenzach und Wyhlen sind Sanierungsfälle, die räumliche Struktur bis zu den sanitären Anlagen sowie die Zugänge (Stichwort: Barreierefreiheit) lassen allesamt zu wünschen übrig.

Kaum Änderungen für die Bürger

Für die Bürger selbst wird das geplante Zentralrathaus in Wyhlen kaum Veränderungen mit sich bringen, verrichten sie doch schon heute einen Großteil der für sie infrage kommenden Amtsgeschäfte in diesem Ortsteil. Wer nicht gerade einen Termin direkt bei Bürgermeister Tobias Benz hat – er sitzt in Grenzach –, geht eigentlich ohnehin nach Wyhlen „aufs Rathaus“. Da das – zumindest von außen – ansehnliche Grenzacher Verwaltungsgebäude aber „identitätsstiftenden Charakter“ (Benz) hat, soll es auf jeden Fall in Gemeindebesitz bleiben. Darin, so das Planspiel, könnten nach erfolgter Sanierung Büros und/oder Wohnungen geschaffen werden.

Thema spielt in der Öffentlichkeit keine Rolle

Entgegen vielen Befürchtungen ist die „Rathausfrage“ in der Doppelgemeinde bisher nahezu emotionsfrei verlaufen. Offenbar beschränkt sich die „Kluft“ zwischen beiden Ortsteilen nach mehr als 40-jährigem gemeinsamen Lebensweg mittlerweile nur noch auf das Abfeuern verbaler Spitzen während der fünften Jahreszeit. Das Thema Rathausstandort scheint in der Öffentlichkeit kaum eine Rolle zu spielen. Bürgermeister Benz etwa räumte nach Ende der Sitzung am Dienstagabend unumwunden ein, durchaus „Bauchschmerzen“ gehabt zu haben, die „Rathausfrage“ könne in Teilen der Bevölkerung „hochkochen“. Doch offenbar werden auch die Grenzacher gut damit leben können, in einigen Jahren nur nach Wyhlen „ufs Rothus“ zu gehen. Die Akzeptanz scheint groß.

Finanziell gesehen die vernünftigste Lösung

Dass Räte und Verwaltung – und auch die Bevölkerung, wie Ende Mai beim Workshop festzustellen war – einen Zentralstandort in Wyhlen befürworten, hat weniger mit einer besonderen Liebe für diesen Ortsteil zu tun, als mit rein praktischen, auch finanziellen Gründen: Die Wyhlener Verwaltungsbauten an der Rheinfelder Straße liegen im Sanierungsperimeter „Ortskern Wyhlen“. Die Gemeinde könnte damit reichlich Zuschüsse des Landes aus dem entsprechenden Fördertopf „abgreifen“. Zudem kann man die bestehenden Rathausbauten dort weiterverwenden, da sie mit dem geplanten Neubau gekoppelt werden sollen.

Der Neu- und Umbau soll frühestens 2021/22 beginnen, da die Kommune dringenden Investitionen in den Ausbau von Krippen, Kindergärten und Schulen sowie dem Erhalt der Infrastruktur absoluten Vorrang gewähren will. Um aber bislang noch theoretisch infrage kommende andere Rathausstandorte nicht unnötig zu blockieren (Stichwort: Gestaltung der beiden „Neuen Mitten“), wird der Grundsatzentscheid endgültig am 18. Juli fallen.

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