Handball Eine Revolution oder einfach nur blöd?

Die Oberbadische

Handball Nachgebohrt - der siebte Feldspieler im Handball sorgt für Diskussionsstoff

Lörrach. Die Sieben hat oft eine magische, teilweise auch eine geheimnisvolle Bedeutung. In der Bibel und im Orient gilt sie als heilige Zahl. Im Handball soll sie das Spiel verändern. Besser gesagt: Der siebte Feldspieler soll es.

Seit dieser Saison muss dieser kein Leibchen mehr tragen, darf das Angriffsspiel verstärken, während der Keeper auf der Bank Platz nimmt. Hat der siebte Akteur auf dem Spielfeld kein Überzieh-Hemdchen an, darf er allerdings auch nicht den Torraum betreten. Kurzum: Das Tor ist leer.

Der internationale Verband will damit ein neues Element einbringen, die Experten sprechen von einer Revolution. Stefan Kretzschmar, Ex-Nationalspieler und Sport1-Co-Kommentator, ist der Meinung, dass es der Attraktivität des Spiels nicht hilft: „Das sieht blöd aus. Es ist nur noch ein Fernzielwerfen.“ Mirko Bähr hat sich bei den Trainern aus der Region umgehört und die Frage gestellt: Was halten sie von dieser neuen Variante?

Markus Schönmüller (Coach des Männer-Landesligisten ESV Weil): „Für mich ist das nichts. Es geht ein wenig der Reiz verloren. Es gibt kaum noch Mannschaften, die in Unterzahl spielen. Hast du Pech im Abschluss, führt das schnell zum Eigentor. Diese Variante benötigt viel Training und bringt wenig Vorteile. Ich möchte die Zeit anders nutzen und werde es deshalb auch nicht machen. Der einzige Grund, warum ich den siebten Feldspieler bringen würde, wäre, wenn wir kurz vor Schluss in Rückstand liegen sollten.“

Max Rinderle (Co-Trainer des Bundesligisten Füchse Berlin aus Zell im Wiesental): „Ich bin da auch eher konservativ und kein echter Freund dieser Variante. Ich finde nämlich, dass sie das taktische Sechs-gegen-Sechs sehr einschränkt. In Phasen, in denen der eigene Positionsangriff stockt, ist sie aber ein nützliches, wenn auch sehr riskantes Mittel. Im Angriff gilt es, folgende Schwerpunkte zu berücksichtigen: 1. Wo stehen meine beiden Kreisläufer? 2. Welcher Rückraumspieler trifft wann und vor allem wo, welche Entscheidung? 3. Welcher Feldspieler wechselt wann mit dem Torhüter. Diese drei Komponenten versuche ich, mit einer taktischen Maßnahme möglichst gut zu kombinieren. Klar ist, keine Abwehr hat im Sechs-gegen-Sieben eine Chance, wenn sie passiv wartet und den Gegner machen lässt. Deswegen finde ich, muss man überlegen, ob man bewusst eine Unterzahl in Kauf nimmt, um an einer anderen Stelle richtig Druck auf den ballführenden Spieler machen zu können, damit er eine schwere Entscheidung treffen muss.“

Thomas Fischer (Trainer des Männer-Landesligisten SG Maulburg/Steinen): „Der siebte Feldspieler ist vor allem dann interessant, wenn ein Spieler in Manndeckung genommen wird, das Team in Unterzahl spielt oder gegen Ende der jeweiligen Spielhälften. Als taktische Dauerlösung ist diese Variante nur schwer vorstellbar. Wichtig ist, um erfolgreich zu sein, dass die Mannschaft an den Erfolg glaubt und verhältnismäßig viel Trainingszeit investiert. Jeder Fehler wird in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit sofort mit einem Gegentor bestraft. Ich bin der Meinung, dass es für die Attraktivität des Handballspiels insgesamt eher nicht förderlich ist. Beim Bundesliga-Spiel THW Kiel gegen den Bergischen HC fielen elf Treffer durch direkt ins leere Tor erzielte Würfe.“

Andreas Storz (Torwarttrainer der Drittliga-Frauen des TV Brombach): „Bisher überzeugt mich diese Variante noch nicht zu 100 Prozent, da sie doch zu vielen Gegentoren führt. Dennoch trainieren wir Kurzsprints und direkte Torwürfe mit unseren Torhüterinnen für den Fall, dass wir diese Überlegungen doch einmal in die Tat umsetzen.“

Gundolf Trefzer (Trainer des Bezirksklassen-Vertreters HSV Schopfheim): „Ich glaube nicht, dass sich diese Variante im Spiel durchsetzt. Zumindest nicht über längere Sicht gesehen. Als ein taktisches Mittel für zwischendurch ist es hin und wieder gut. Spielt man zu lange mit dem siebten Feldspieler anstelle des Keepers gibt es einen Tag der offenen Tür. Die gegnerische Abwehr stellt sich ja immer besser darauf ein und darf sich dann über einfache Tore freuen. Ich finde, dass damit auch die Attraktivät verloren geht. Bälle abfangen und werfen, das will der Zuschauer nicht sehen.”

Dirk Kalinowski (Coach des TV Brombach in der Männer-Landesliga): „Ich bin kein Freund davon. Diese Variante führt zu vielen einfachen Toren. Außerdem macht es das Spiel weniger attraktiv. Die Abwehrreihen stehen wieder sehr defensiv, um diese Überzahl in den Griff zu bekommen. Dazu provoziert es Wechselfehler, das Kampfgericht ist mehr denn je gefordert, und der Torhüter konzentriert sich viel mehr darauf, wie und wann gewechselt wird, statt auf die Partie vor ihm.“

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading