Handball-Weltmeisterschaft Erstes Endspiel gegen Kroatien

Jochen Klingovsky
Plagt sich mit einer Adduktorenzerrung herum: Linkshänder Steffen Weinhold Foto: Getty

Nach dem Ziel ist vor dem Ziel: Die deutschen Handballer haben bei der WM zwar das Halbfinale verpasst, aber keine Zeit, die Köpfe hängen zu lassen. Jetzt geht es um Olympia 2016 in Rio.

Doha - Nur mal angenommen, die deutschen Fußballer hätten bei der WM in Brasilien nicht den Titel geholt, sondern wären im Achtel- oder Viertelfinale gescheitert. Dann hätten sie ihren Frust mit dem einen oder anderen Caipirinha bekämpft, ihre Koffer packen lassen und wären direkt in den Urlaub geflogen. Die deutschen Handballer sind im Viertelfinale an WM-Gastgeber Katar gescheitert, das Turnier allerdings ist für sie noch längst nicht beendet. „Wir“, sagt Spielmacher Michael Kraus, „bekämpfen unseren Frust beim Handball.“

An diesem Freitag (14 Uhr/Sky) geht es gegen Kroatien. Es ist eine enorm wichtige Partie, denn der Gewinner zieht ins Spiel um Rang fünf ein (Samstag, 14.15 Uhr) – und hat einen Platz in einem der drei Qualifikations-Turniere für die Spiele in Rio de Janeiro sicher. An diesen Turnieren nehmen im Frühjahr 2016 jeweils vier Mannschaften teil, pro Turnier werden zwei Tickets für das zwölf Teams umfassende olympische Teilnehmerfeld vergeben. Motivationshilfe kommt von Alfons Hörmann. „Es ist für den DOSB ein Primärziel“, sagt der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes, „dass wir unsere Handballer in Rio dabei haben.“ 2012 hatten sich weder die Männer noch die Frauen für die Sommerspiele in London qualifiziert.

Bei einer Niederlage gegen Kroatien bliebe noch eine Chance. Dann müsste das Spiel um Platz sieben (Samstag, 11.30 Uhr) gegen den Verlierer des Duells zwischen Dänemark und Slowenien (Freitag, 16.30 Uhr) gewonnen werden – der Achte geht leer aus. „Das Team hat es geschafft, Deutschland für den Handball zu begeistern“, sagt Verbands-Vize Bob Hanning, „jetzt hat es die Aufgabe, die WM positiv abzuschließen.“

Einfach wird das nicht. Kroatien galt bis zum Viertelfinal-Aus gegen Polen als einer der Titelanwärter, zudem droht in Steffen Weinhold der stärkste Rückraumspieler auszufallen – der Linkshänder aus Kiel zog sich eine Adduktorenzerrung zu. Dazu kommt: Keiner weiß, wie das junge deutsche Team die Pleite gegen Katar verkraftet.

Am Morgen nach dem 24:26 wären die abgestürzten Helden, die im wichtigsten Spiel des Turniers ihre schwächste Leistung gezeigt hatten, am liebsten im Bett geblieben. „Ich war um 5.30 Uhr immer noch wach“, meinte der völlig enttäuschte Torhüter Silvio Heinevetter. „Gut geschlafen habe ich nicht“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer, „ich habe mir noch viele Gedanken über das Spiel gemacht.“ Und Steffen Weinhold erklärte: „Das Finale war möglich. Ich weiß nicht, ob ich so eine Chance noch einmal bekomme.“ Hanning hatte Verständnis für den Frust seiner Spieler: „Wer Gruppensieger wird und im Achtelfinale dominiert, der kommt schon aus einer gewissen Fallhöhe.“

Das ist die eine Seite. Für die andere sind Dagur Sigurdsson und Oliver Roggisch zuständig. Der Bundestrainer nahm einen Teil der Schuld auf sich („Ich hätte die Abwehr früher umstellen müssen“), der Teamchef machte den Spielern klar, das ihre Mission noch längst nicht erledigt ist: „Es geht nicht um irgendeinen Blumentopf. Wir haben jetzt noch zwei Endspiele um die Olympia-Qualifikation. Das ist ein Riesenziel.“

Und wenn die Mannschaft zumindest Siebter wird, so viel ist klar, kann diese WM als Erfolg verbucht werden – nachdem die Deutschen bei den letzten drei Großereignissen nicht mal dabei waren. Zudem stimmt zuversichtlich, dass dieses Team noch längst nicht am Ende seiner Entwicklung ist. „Die WM gibt uns sehr, sehr viel Mut für die Zukunft“, sagte Heiner Brand, selbst als Spieler und Trainer Weltmeister, „es besteht keinen Grund für Tadel.“ Zumindest, wenn am Ende nicht Platz acht steht.

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