Hausen im Wiesental Badener Besonderheiten

Markgräfler Tagblatt
Klaus Schubring (Bildmitte) beglückwünschten (von links) Landtagskandidat Gerhard Zickenheiner, Bürgermeister Martin Bühler, Landtagsabgeordneter Joshua Frey und Landtagssprecher von Bündnis 90/Die Grünen Manfred Kern zu seinem gelungenen Vortrag zur badischen Geschichte. Foto: Klaus Brust Foto: Markgräfler Tagblatt

Vortrag: Klaus Schubring sprach im Hebelhaus über Baden

Hausen (kb). Enormes Interesse weckte Referent, Historiker und Hebel-Gedenkplakettenträger Klaus Schubring mit seinem Vortrag über „das schönste Land in Deutschlands Gauen“ im voll besetzten Hebelhaus.

Sechzig Minuten lang referierte er frei, anschaulich mit übersichtlichen Karten und Bildern sowie mit Humor und erntete dafür lautstarken und verdienten Applaus, unter anderem von drei bekannten Grünen-Politikern aus Land und Kreis, dem Landtagsabgeordneten Joshua Frey, dem Landtagskandidaten Gerhard Zickenheiner und dem landespolitischen Sprecher Manfred Kern, die entspannt ihren Tageseinsatz im Hebelhaus ausklingen ließen.

Napoleons Entschädigung

„Frischauf! Großherzogtum Baden“ und das „Badnerlied“ bildeten den Auftakt der spannenden und stimmungsvollen Vorlesung, wobei Schubring empfahl, die offizielle Hymne, die eigentlich auf das Großherzogtum gemünzt war, zu überarbeiten: Die Textstelle „in Rastatt ist die Festung“ sei nämlich geschichtlich nicht richtig.

Das Großherzogtum Baden entstand im Jahr 1806 von „Napoleons Gnaden“ als Entschädigung für die von ihm eroberten linksrheinischen Gebiete. Der Imperator enteignete und vereinigte verschiedenen Bistümer, Klöster, Reichsstädte, Reichsritterherrschaften, Grafschaften, die Kurpfalz und den Breisgau zu Baden. Fünfmal größer als zuvor die Markgrafschaft mit der vierfachen Anzahl an Einwohnern war das neue Großherzogtum. Auch die Rolle des Röttler Landvogts Freiherr Sigismund von Reitzenstein als Berater Napoleons sowie die Heiratspläne Napoleons mit Stéphanie Beauharnais zur Großherzogin mit Erbprinz Karl von Baden erörterte Schubring.

Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde die Neubildung bestätigt und das großherzogliche Haus durch eine geänderte Erbregelung gerettet und gesichert. Ein großes Lob galt der Beamtenschaft, die das Land Baden innerlich zusammenführte, bis ins 20. Jahrhundert hinein verwaltete und mit der 83 Paragrafen umfassenden neuen Verfassung auch die Grundrechte der Bürger festschrieb.

Warum Baden für die Menschen bis heute eine feste Größe ist, erklärte Schubring mit dem Verhältnis der Badener zur Technik. Mit der Rheinbegradigung durch Johann Gottfried Tulla wurde der Rhein schiffbar, die Menschen vor Hochwasser geschützt, die Dampfschifffahrt auf dem Strom begann. Später wurde die Dampfeisenbahn eingesetzt, die 1854 Basel erreichte. Die Elektrizität erreichte Baden, das erste Auto wurde in Mannheim gebaut, die aufstrebende Industrie gefördert. Großherzog Friedrich I., der 1856 eine Amnestie für die 1848/49er-Revolutionäre erließ, war liberalem Gedankengut gegenüber aufgeschlossen und stützte die parlamentarische Monarchie. Hierbei wirkte auch der aus Schopfheim stammende Franz von Roggenbach als Außenminister entscheidend mit.

Badener waren ihrer Zeit voraus

Die Einführung von Verwaltungsgerichten war eine Erfindung der Badener. Im Jahr 1860 wurde die staatliche Schulaufsicht und –verwaltung in Deutschland eingeführt, im Februar 1870 die staatlichen Standesämter. Wie fortschrittlich und vorausgreifend das „liberale Musterland Baden“ war, zeigte sich 1876 mit der Errichtung der Simultanschule, wobei Kinder und Jugendliche beider Konfessionen gemeinsam unterrichtet wurden. In ganz Baden-Württemberg setzte sich dies erst 1967 durch.

Zum Schluss seines Vortrags beleuchtete Klaus Schubring den Umgang des Großherzogtums mit der Arbeiterpartei SPD, der Volkspartei Zentrum sowie den Beginn der Republik Baden im Jahr 1918.

„Baden ist lebendig, lasst uns mit ´Frischauf` auf das geistige Baden anstoßen“, so Klaus Schubring, was beim anschließenden Umtrunk geschah, wo noch manche Fragen mit dem Referenten diskutiert werden konnten.

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