Hausen im Wiesental „Die Heimat lebt in jedem Dialekt“

Markgräfler Tagblatt
Setzt sich für die elsässische Mundart ein: Liliane Bertolini.                            Foto: Siegfried Schmieg Foto: Markgräfler Tagblatt

Muettersproch-Gsellschaft: Die elsässische Hebelplakettenträgerin Liliane Bertolini zu Gast im Hebelhaus

Hausen. Gerlind Gerspach, Vorstandsmitglied der Muettersproch-Gsellschaft, begrüßte im Hebelhaus viele Freunde der alemannischen Mundart, besonders die des Elsässischen. Ihr erster Dank galt der Gemeindeverwaltung Hausen, weil es nach sieben Jahren gelungen war, mit der Anschaffung von modernen Stehlampen die Hitze und Strahlung der Deckenbeleuchtung während eines Vortrages zu vermeiden.

Die Hebelplakettenträgerin von 2011, Liliane Bertolini aus Colmar, nahm ihre Zuhörer sofort mit ihrem melodisch klingenden Tonfall in der für hiesige Ohren doch etwas fremden Variante des Alemannischen in ihren Bann. Sie bedauerte sehr den politisch erzwungenen Zusammenschluss von Elsass, Champagne-Ardenne und Lothringen zur Region Grand Est. Sogar im Wetterbericht heiße es jetzt Grand Est. Der einzige Vorteil ergebe sich für die Verwaltung dieses großen Gebietes, aber Paris habe das Elsass verraten.

Nach diesem Ausflug in die Politik zeigte Bertolini ihre große Liebe für die Kultur und Sprache des Elsass’. Mit einigen alten Volksliedern wie „Hans im Schnookeloch“ oder „Mamme, i will a Ding“ bewies sie ihre Musikalität. In ihrer Heimat gebe es die zwei Hauptsprachen Deutsch und Französisch sowie einen Dialekt, der jedoch nur mit dem Deutschen verwandt sei. Dadurch ergäben sich manche Unterschiede: Ein deutsch sprechender Elsässer sage zum Beispiel „Stör mi nit“, während der französisch gewohnte „dérange mi nit“ meint. Elsässer wie Bertolini seien ziemlich stolz auf ihr Land, sogar Albert Schweitzer habe in Lambarene immer Elsässisch gesprochen und das auch von den einheimischen Mitarbeitern gefordert.

Heute gebe es in 44 Ländern Vereinigungen und regelmäßige Treffen von ausgewanderten Elsässern. Gegenwärtig verstehe jedoch in der Heimat nur noch etwa ein Drittel der Bevölkerung diesen Dialekt. Der Begriff „Heimat“ ist Bertolini wichtig, man könne ihn kaum übersetzen, meist komme dann „Vaterland“ heraus. Auch andere Ausdrücke seien ihrer Meinung nach einzigartig, aber auch oft in anderen Dialekten zu finden: Dipfelischisser, Holzwurmbändiger, Rätschwiiwer, Makkaroni-schpalter, Revolvergosche.

Ein gutes Stück Heimat lebe auch in jedem Dialekt. Manchmal denkt Bertolini ganz in der Tradition aller Mundartkämpfer ihres Landes, die hier bisher auftraten, nur der Elsässer liebe seine Heimat und streite für seinen Dialekt. Das müsse man den Südbadenern endlich einmal erklären, sonst meinten sie weiterhin, nur sie setzten sich für den Dialekt ein.

Fast überflüssig waren da ihre Aufzählungen der elsässischen Weinsorten, der Museen von Colmar und der Schönheiten des Weihnachtsmarktes dort, den die Einheimischen wegen der Masse der Auswärtigen gar nicht mehr genießen könnten. Es kamen aber auch Erzählungen über selbst Erlebtes zu Gehör, zum Beispiel der Besuch de Gaulles in Colmar, die Tour de France mit Jacques Anquetil, Teppichverkäufer, die nicht mehr gehen wollen, wie man früher Wein herstellte, Pariser Leben in Colmar, die Blamage der Wurstmamsell im Supermarkt. Liliane Bertolini gelang es mit ihrer unterhaltsamen und temperamentvollen Art, die Zuhörer zu fesseln und ihnen die Schönheiten des Elsässer Dialektes und ihrer Heimat zu vermitteln. Am 16. November wird Bert Kohl, bekannt durch seine Karikaturen von Willibald und Lisbeth, Ausschnitte aus seinen Arbeiten vorstellen.

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