Zweiundzwanzig Gründungsmitglieder hoben am Donnerstag im Café Fräulein die „Bürgerinitiative Bürgerzentrum / Neue Ortsmitte“ (BI) aus der Taufe. Ziel der BI ist es, im Dorf gegen die aktuellen Pläne zum Projekt mobil zu machen. Von Anja Bertsch Hausen. Über die Frage des Rathausstandorts will die BI einen Bürgerentscheid herbeiführen - verbunden mit der Hoffnung, dass eine mögliche Absage die Entscheidungsträger in Gemeinderat und Verwaltung zu einem grundsätzlichen Umdenken und Umplanen in der Gestaltung der Neuen Ortsmitte bringt beziehungsweise zwingt. Die Initiative ging von der CDU um ihren Vorsitzenden Helmut Lang aus, der auch die Leitung der Gründungsversammlung übernahm. Die Bürgerinitiative selbst versteht sich als überparteiliche Gemeinschaft. Sie funktioniert als loser Zusammenschluss ohne feste Strukturen. Als Führungsteam stellten sich Bernd Seibold, Carmen Thorn, Annette Jehle, Patrick, Weide, Claudia Eisele, Bruno Auktor und Helmut Lang zur Verfügung. Ziel-Diskussion In der Diskussion wurde deutlich, welch unterschiedliche Stoßrichtungen die Kritik hat. Breiten Raum nahm daher die Definition eines klaren BI-Zieles ein, das sich auch in einen formal korrekten Bürgerentscheid überführen lässt. Grundsätzlich entsprächen die Pläne nicht mehr dem, was von den Bürgern im Agendaprozess als Zielvorstellung für die Neue Ortsmitte erarbeitet worden sei, erklärte eine Teilnehmerin und nannte als Stichworte Kurzzeit- und Tagespflege, betreutes Wohnen und Pflegeheim mit ausreichend Platz vor allem für die Hausener Bürger. Der dringend nötige Jugendraum komme in den aktuellen Plänen gar nicht mehr vor. „Wir müssen uns einfach fragen, was wir als Hausener Bürger für die neue Ortsmitte wollten – und was draus geworden ist“, erklärte ein anderer Teilnehmer. Zahlreiche Anwesende machten deutlich, dass es ihnen mit der BI vor allem um die Kritik an den Plänen des Markus-Pflüger-Heims (MPH) geht, das in Hausen etwa 80 Plätze (Pflegeheim, Wohngruppen) für seine Klienten einrichten will und sich dabei unter anderem als Investor und Betreiber eines neuen Pflegeheimes engagieren würde. Man sei nicht gegen das MPH an sich, sondern gegen die „Massivität der Pläne“, erklärten mehrere Anwesende – zumal diese auf Kosten des für die Hausener zur Verfügung stehenden Platzes gehe. Die Verwaltung Schließlich sei der Umzug der Verwaltung in die Grundschule schlicht nicht nötig. Die Kapazitäten am aktuellen Standort reichten völlig aus, zumal die Hausener Verwaltung jüngst ja eher Aufgaben abgebe (Auslagerung von Standes- und Grundbuchamt); ebenso nehme der Publikumsverkehr im Internetzeitalter eher ab. Die geforderte Barrierefreiheit lasse sich am alten Standort mit vergleichsweise wenig Aufwand herstellen – „das gesparte Geld könnte man dafür nutzen, die Straßen und Gehwege im Dorf barrierefrei zu gestalten“, sagte ein Teilnehmer. Die Grundschule Wenig schlüssig sei auch, dass man einerseits den Kindergarten wegen des großen Bedarfs erweitere, andererseits aber die Grundschule durch die Umplatzierung in die ehemalige Hauptschule verkleinere. Auch nehme der Ausbau mitsamt Bürgersaal den Kindern einen Teil des Schulhofes. Überhaupt diene die Ansiedlung von Büroräumen kaum dem Zweck eines „Bürgerzentrums“: „Ich treffe mich mit meinen Bekannten eher nicht im Rathaus“, bekannte eine Teilnehmerin. Schließlich seien die vorgestellten Finanzierungspläne Milchmädchenrechnungen. So gebe es für den Umbau der Grundschule zwar mehr Zuschüsse; in absoluten Zahlen belaste er die ohnehin klamme Gemeindekasse trotzdem mehr als die Sanierung des alten Rathauses. Der Bürgerentscheid In einem Bürgerentscheid könne man nicht die komplette Planung kippen, vielmehr müsse eine einzelne konkrete Frage herausgegriffen werden, die dann zur Ja-/Nein-Abstimmung gestellt werde, erläuterte Versammlungsleiter Helmut Lang. Als Ansatzpunkt hierfür biete sich die Abstimmung über den Hausener Rathausstandort an – durchaus mit dem Hintergedanken, über die Verhinderung dieses zentralen Teilaspektes die Gesamtplanung ins Wanken zu bringen. Ob dieses Kalkül aufgeht, wurde indes von einigen Anwesenden bezweifelt. Andere wiederum argumentierten, dass auch die Verhinderung des Rathausumzuges selbst schon ein wichtiger Erfolg wäre.