Hausen im Wiesental Geschichten voll eindringlichem Zauber

Markgräfler Tagblatt
Die Mitwirkenden des Gruppenabends der Muettersproch-Gsellschaft (von links): Marlies Kandzorra, Claire Wöhrle, Waltraud Kienberger, Heidi Zöllner und Ines Kiefer. Foto: Klaus Brust Foto: Markgräfler Tagblatt

Stimmungsvoller Gruppenabend der Muettersproch-Gsellschaft / Heidi Zöllner las aus eigenen Werken

Hausen (cb). Wer eine anspruchsvolle Veranstaltung ohne Hektik erleben wollte, war beim Gruppenabend der Muettersproch-Gsellschaft, Gruppe Wiesetal, im Hebelhaus am Donnerstag am richtigen Ort. Heidi Zöllner unterhielt mit eigenen Werken in ausdrucksstarker alemannischer Mundart.

Vorstandsmitglied Gertrud Oettle hatte mit Tischläufern, Nikoläusen, Tannenzweigen und Kerzen eine heimelige Atmosphäre geschaffen, der sich nahezu 50 Besucher nicht verweigerten und von den Melodien des „Wiesentäler Stubengesangs“, den Zitherklängen von „Wiesetäler Saitenspiel“ sowie den eindrücklichen Geschichten von Heidi Zöllner verzaubern ließen.

Gruppenleiterin Heidi Zöllner freute sich, den Vorstand der Gruppe „Dreiländereck“ aus Lörrach willkommen heißen zu können. Wie vielseitig das Schaffen von Heidi Zöllner ist, zeigte sich bei ihren ausgewählten Lesungen. Vor allem eigene Erlebnisse und die Auseinandersetzung mit den Veränderungen der Gesellschaft regten zum Nachdenken an.

Als acht- oder neunjähriges Mädchen musste die kleine Heidi zwei Geißböcke der Eltern hüten, die ihr ausrückten. Stockdunkel und schrecklich war es auf dem Heimweg über den Friedhof, wo plötzlich eine Riesengestalt sich hinter ihr bemerkbar machte und an „de Nachtgrap“ erinnerte; ja, richtig „Gschiss“ habe sie gehabt.

In Gedichten über das Phänomen „Advent“ mit der „gestohlenen Krippe“ und „Schnee“ wehten Kindheitserlebnisse durch den Raum. Staunen kam auf bei einem Jahrmarktereignis am Kaiserstuhl, wo drei jugendliche Halbstarke einem Alten, der auf der Straße lebte und nicht mehr zur Gesellschaft gehörte, eine Bratwurst schenkten und er ihnen den Segen Gottes zusprach.

Kürzlich gewann Heidi Zöllner bei einem Mundartwettbewerb in Lahr den zweiten Preis. Die eingereichte Geschichte „Unterem gliiche Sternehimmel“ beinhaltet ein Vorkommnis am 24. Dezember 1944; fast 70 Jahre später schenkte ein Großvater seinem Enkel eine Spielesammlung. Dieser aber hatte ein modernes Computerspiel erwartet und rastete aus. Nur abhauen konnte der Großvater, so stark stand die Erinnerung vor ihm. Die Zuhörer im Hebelhaus reagierten mit betretenem Schweigen, dann folgte erlösender Beifall.

Mit alpenländischen Liedern aus Bayern, Österreich und der Schweiz, mit Jodlern, Hallelujas und Liedtexten über das Warten auf die heilige Nacht erfreuten Claire Wöhrle, Marlies Kandziora und Ines Kiefer, begleitet von Waltraud Kienberger an der Zither. Die echte Volksmusik gefiel, kam bestens an und passte auch gut zum zweiten Vorlesungsblock von Heidi Zöllner.

Heiter und locker, gewürzt mit Humor und sprachlicher Genauigkeit waren die Kindheitserinnerungen aus der Advents- und Weihnachtszeit als etwa von falschen Engelshaar ein Brand am Christbaum ausging oder sich lustige Geschehnisse beim alljährlichen Besuch der Verwandtschaft ereigneten.

Die vier Musikantinnen vom „Wiesetäler Stubegesang“ und „Wiesentäler Saitenspiel“ begeisterten mit einem „Ave Maria der Berge“ und sangen mit allen Besuchern altbekannte weltliche und geistliche Weihnachtslieder, die ans Herz gingen. Mit einem Blumengruß an alle Vorstandsmitglieder als Dank für ihren Einsatz in diesem Jahr und besten Wünschen zum Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel endete ein nachhaltig wirkender Gruppenabend.

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