Hausen im Wiesental Hochdeutsch spricht er nur selten

Markgräfler Tagblatt
Ulrike Derndinger, Heinz Siebold und Fidelius Waldvogel (von links) auf Heimattour in Hausen. Foto: Sarah Trinler Foto: Markgräfler Tagblatt

Kabarett: Fidelius Waldvogel schlägt bei seiner Heimattour in Hausen lustige und ernste Töne an

Ein besonderes Knattern hört man am Donnerstagabend im Schulhof in Hausen. Ein Oldtimer-Traktor, Baujahr 1968, ist zu sehen und dahinter ein uriger, zur Bühne umgebauter Waldarbeiterwagen. Der SWR-Schauspieler und Kabarettist Martin Wangler macht auf seiner Tour durch den Schwarzwald im Hebeldorf Halt

Hausen (sat). In der Rolle des Ur-Schwarzwälders „Fidelius Waldvogel“ nimmt er dabei das Publikum mit auf eine humorvolle Reise mit dem einfachen Ziel: Heimat.

„Was ist Heimat?“, fragt Fidelius in seinem aktuellen Programm „Nächste Ausfahrt: Heimat“. Für ihn ist die Antwort ganz einfach: Heimat ist da, wo man verstanden wird – auch wenn man mal nicht redet. Doch das kommt bei Fidelius selten vor: Der gebürtige Breitnauer sagt immer, was er denkt, zu Hochdeutsch lässt er sich jedoch nur selten überreden.

Fidelius liebt das Alemannische. Schon alleine mit einem einfachen „Hä“ oder „Hä nei“ kann der Alemanne vieles ausdrücken. Sein Lieblingswort ist „Sunnewirbele“ – ganz im Gegenteil zur hochdeutschen Übersetzung „Ackersalat“. Auch erträgt er es nicht, wenn ein Tourist in der Wirtschaft ein „Zäpfchen“ bestellt. „Ja sind wir denn in der Apotheke?“, sagt Fidelius und das Publikum lacht Tränen.

Im Alemannischen gibt es auch Ausdrücke, die sich mit einem Wort gar nicht ins Hochdeutsche übersetzen lassen. So auch der Ausdruck „Mir häts ins Ruder gseicht“, aus dem der Waldvogel ein urkomisches Lied gemacht hat, das den Zuschauern noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Überhaupt greift er den ganzen Abend über zu Trommel, Tuba, Akkordeon oder Gitarre und animiert zum Mitsingen. Sogar ein selbstgebautes Furzfässli kommt zum Einsatz, mit dem er Johann Peter Hebels „Z`Mülle an der Post“ in wohl noch nie dagewesener Version präsentiert.

Wie unterschiedlich das Alemannische sein kann, analysiert er mit seinen Hausener Gästen Ulrike Derndinger und Heinz Siebold. Sie stammt aus der Ortenau und verzweifelt fast während einer Unterhaltung mit einem italienischen Eisdielen-Inhaber („Des isch aber diier“, „Nein, wir haben doch keine Tiere in der Eisdiele“), er, aufgewachsen in Enkenstein, erzählt, wie er im benachbarten Hausen seine Weisheit verloren hat (in Hausen war sein Zahnarzt).

Neben Dialekt, Schlepper und Musik ist ein richtig guter Schwarzwälder Speck das Größte für Fidelius. Doch es dreht ihm den Magen um, wenn er sieht, wie Touristen diesen schneiden. Kurzerhand gibt es ein kleines Speck-Seminar auf der Bühne.

„Das ist wie Schneeglöggli nach einem langen Winter“, sagt Fidelius mit vollem Mund und zufriedenem Gesichtsausdruck. Seine Freude wird noch übertroffen, als der „Kirschtorten-König“ Heinz Bernauer aus Todtnauberg in den Wagen kommt und ihm eine herzhafte Schwarzwälder Torte überreicht.

Doch bei all dem Humor stimmt Martin Wangler auch ernste Töne an. Er thematisiert etwa die Auswirkungen des tiefen Milchpreises für Milchbauern, die Bedeutung des Kernkraftwerks Fessenheim und die Situation der Flüchtlinge, die als einzige Verbindung in ihre Heimat das Handy haben und dieses gerade deshalb so wichtig sei.

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