Hausen. Der Meister der „Schnurren“ machte beim jüngsten Muettersproch-Obe im Hausener Hebelhaus seinem Namen alle Ehre: Schlag auf Schlag kamen präzise Pointen, mit denen man vorher nicht rechnen konnte. Die Rede ist vom ehemaligen Religionslehrer Otmar Schnurr, der die über 60 Gäste derart zum Lachen brachte, dass es sicherlich für alle ein vergnüglicher Abend wurde. Seine Geschichten passten auf alle Familien, auf jeden Ort oder Verein, ein jeder fand sich wieder und konnte feststellen: „Ja, genau so ist es bei uns, sogar der röhrende Hirsch hing früher in unserer Wohnung.“ Schnurr verwendete als Grundlage seiner Geschichten Situationen des alltäglichen Lebens. Keiner konnte ihm böse sein, auch wenn er die schlimmsten Ausdrücke benutzte. Er nahm sich auch selbst auf die Schippe, und immer wieder auch sein abgelegenes Ottenhöfen ganz hinten im Achertal. Das enge Tal bewirke enges Denken, aber die Bewohner nähmen das gar nicht zur Kenntnis. Seine Themen fand er überall, er sprach über Geburtstagsfeiern, bedauernswerte Ehemänner, sinnlose Telefonanrufe, „Geschenker“, „little chicken cheese“ (Bibileskäse) oder Seniorenfasnacht – also „betreutes Schunkeln“. Selbst wenn 60 ältere Menschen verurteilt werden zu singen: „Lasst uns froh und munter sein“, dann würde er lieber die Tassen zerdeppern, denn „nicht jeder mit Gehhilfe ist langsam im Denken.“ Bei Verwandtentreffen würde er zum Geburtstagskind am liebsten sagen: „So alt wie du wird keine Sau, wir gratulieren dir, helau!“ Es ist fast unmöglich, Otmar Schnurrs Geschichten nachzuerzählen. Man muss ihn hören, vor allem auch sehen, seine stoisch ruhige Art vorzutragen, genießen. Stürmischer Beifall verlangte nach Zugaben, und die Besucher fragten sich am Ende, wie es jemand schafft, bei so alltäglichen Themen einen ganzen Saal ununterbrochen zum Lachen zu bringen.