Hausen im Wiesental „Mir Alemanne können eine Sprache mehr“

Markgräfler Tagblatt
Margot Müller aus der Ortenau begeisterte bei der Muettersproch-Gsellschaft im Hebelhaus. Foto: Klaus Brust Foto: Markgräfler Tagblatt

Ein vergnüglicher Abend mit Margot Müller im Hebelhaus bei den Muetterspröchlern

Hausen (cb). Fußballweltmeisterschaft mit Deutschlandspiel am Donnerstagabend. Würde jemand zum Gruppe-Obe der Muettersproch-Gsellschaft ins Hebelhaus kommen? Überraschend viele fanden sich um 19.30 Uhr im Literarischen Museum ein – drei Männer stießen in der Pause nach dem Spiel hinzu – und bereuten nicht, auf die Mattscheibe verzichtet zu haben.

Was die Gruppenleiterin der Muettersproch-Gsellschaft Gruppe Offenburg, Margot Müller, bot, war eine Lesung vom Feinsten mit unterhaltenden Erzählungen und Gedichten, gepaart mit Humor, aber auch tiefsinnigen Gedanken zur Völkerverständigung.

Die Referentin stammt aus dem Merrettichdorf Urloffen und Fessenbach in der Ortenau, ist geprägt vom Erzähltalent ihres Vaters und der lieblichen Weinlandschaft um Offenburg. Margot Müller tritt für ihre Muttersprache ein, empfindet sie als frei und echt und spürt, dass man alles auf den Punkt bringen kann und stellt fest: „Mir Alemanne können eine Sprache mehr.“ Mit Spitzbübigkeit nimmt die Muetterspröchlerin die „Amerikanisierung“ in der modernen Welt aufs Korn und geißelt das „Hi, echt geil“ über die „Oldie night“ mit „alles okayle.“

Eine große Stärke von Margot Müller ist das Erzählen und Fabulieren, gehörte und erlebte Geschichten in Szene zu setzen und an ihrem Vater, dem „Schneider-Moler“ zu verdeutlichen, einem Urloffer Original, Jahrgang 1910, der seine Zuhörer in den 17 Wirtschaften des Dorfes trefflich unterhielt, die Leute zum Lachen brachte und dadurch auch manchen Auftrag durch sein „Sitzleder“ mit den Zechkumpanen an Land zog.

Das Elsass mit seinen liebenswürdigen Menschen war ein weiteres Sujet, das Margot Müller literarisch vertiefte. Der Rhein mit seinen zwei neuen Brücken bei Kehl verbindet die Menschen „hiwwe und driwwe“, wobei er für die Bewohner rechts und links des Stromes ihr Vaterland bleibt. „Man muss schwätze mitenander“, brachte die Sprecherin gekonnt näher mit einer Geschichte kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges als 15 einfache „Gälfüeßler“ aus Urloffen einen Dessousladen im Colmar sahen, mit den „Todsünden“ nichts anzufangen wussten und mit der Bestellung „Wickelgamaschen für einen Kanarienvogel“ für Entspannung und große Heiterkeit sorgten.

Weingeschichten zählten auch zum Repertoire von Margot Müller. „A Winprob im Rebland“ mit einem Festmenü und 18 Pröbchen für 300 Teilnehmer verzauberte die Zuhörer, denn das Lebenselexier Wein verschönert nicht nur das Leben, sondern kann auch mit Schädelweh am nächsten Morgen enden. Ernste Gedanken, zusammengefasst in „Spontanellen“, kurzen Gedankenblitzen regten zum Nachdenken an.

Heidi Zöllner, Leiterin der hiesigen Muettersproch-Gsellschaft Gruppe Wiesetal, dankte ihrer Kollegin für die vergnüglichen Stunden im Ortenauer Dialekt unter verdientem Beifall der Zuhörer.

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