Nach acht erlebnisreichen Tagen und 2050 gefahrenen Kilometern kehrte eine 44-köpfige Schwarzwaldvereinsfamilie aus Hausen glücklich und zufrieden ins Hebeldorf zurück. Von Klaus Brust Hausen. Besonders stolz durfte Charly Lo Guidice sein, denn zum zehnten Male hatte er perfekt eine Reise mit zahlreichen Höhepunkten vorbereitet, unterstützt von seiner Lebenspartnerin Julia Pohl. Zum Jubiläum hatte er den Bayerischen Wald ausgewählt, das größte zusammenhängende Waldgebiet in Mitteleuropa. Das Hotel in Lam war für eine Woche nicht nur Beherbergungsstätte, sondern verwöhnte seine Gäste mit bodenständiger bayerischer Küche und verfügte über Hallenbad, Sauna, Solarium und Dampfbad. Reiseleiter Hermann, ein waschechter Bayer, brachte seinen Gästen mit Humor und großem Wissen seine Heimat näher. Rundfahrt Eine Rundfahrt durch den Lamer Winkel gab erste Einblicke in die dünn besiedelte Gegend mit 98 Einwohnern pro Quadratkilometer, in die sanft gewellte Hügellandschaft, die vor allem für die Milchwirtschaft genutzt wird (Kühe sind selten zu sehen, denn sie stehen hauptsächlich im Stall), die weit ausladenden Täler, kleine Seen, Dörfer und dominierende Dorfkirchen. Am Nachmittag warteten drei Pferdekutschen auf die Wiesentäler Gäste, die bei der Rückkehr noch mit einem Glas Sekt vor dem Hotel überrascht wurden. „Bayernwaldrundfahrt“ verkündete Reiseleiter Hermann am nächsten Tag und steuerte zuerst die Wallfahrtskirche „Weißenregen“ mit der Fischerkanzel an und erklärte manchen historischen Hintergrund. Einen Besuch wert war eine Bärwurzbrennerei in Bad Kötzting mit einer riesigen Auswahl an hochprozentigen Edelschnäpsen. Im Glasdorf Arnsbruck wurde einem Glasbläser über die Schulter geschaut, der sein Handwerk gekonnt zelebrierte. Wissenswert war, dass bis im vergangenen Jahrhundert die meisten Arbeitsplätze im Glasgewerbe bestanden, heute aber nur wenige Fabriken überlebt haben. Beeindruckend war ein Gang durch das Ausstellungsgelände mit Erlebnisgärten und einem Skulpturenpark. In Zwiesel wurde die höchste Kristallgläser-Pyramide mit einem Gewicht von 11,6 Tonnen auf 65 Ebenen mit 93 665 Tritan-Einzelkelchen bewundert. Der höchste Berg im Bayerischen Wald, der große Arber mit 1456 Metern, war letzter Halt, wobei der Karsee mit seinen schwimmenden Inseln zu Fuß umrundet wurde. Gegensätzliche Städte Mit einem einmaligen Blick über die Dreiflüssestadt Passau von der Veste Oberhaus aus begann die Stadtbesichtigung. Der Rundgang durch die schöne Altstadt war ein Genuss, am meisten ging aber das Mittagskonzert im Stephansdom mit Domorganist Ruckdeschl zu Herzen. Er bespielte die fünf unterschiedlichen Orgeln mit ihren 17974 Pfeifen und ließ alle 229 klingenden Register ertönen. Besonders meisterhaft, vom zartesten Piano auf einer Orgel bis zum kräftigsten Fotissimo, geschah dies mit der Toccata von Widor aus der 5. Symphonie in f-moll, ein unvergleichliches akustisches Erlebnis. Der Nachmittag blieb einer zweistündigen Donauschifffahrt auf dem Kristallschiff von Swarowski vorbehalten. Straubing Das sehenswerte Straubing, in dem sich das geschichtliche Erbe in prächtigen Kirchen, stattlichen Bauwerken und kostbaren Denkmälern widerspiegelt, wurde unter Regenschirmen erwandert. Das Rathaus mit gotischen Fenstergewändern, der 68 Meter hohe Stadtturm als Wahrzeichen der Stadt, die Einkaufsmeile um den Ludwigs- und Theresienplatz mit den beiden frühbarocken Brunnen und die dreischiffige Hallenkirche St. Jakob mit dem riesigen Glasfensterzyklus, darunter das „Moses-Fenster“ nach Entwurf von Albrecht Dürer, waren Pflicht. Viele probierten im Café Krönner die „Agnes-Bernauer-Torte“, ein auf der Zunge zergehendes Backkunstwerk. Wie dieses aber mit dem Schicksal der unstandesgemäßen Ehefrau von Herzogssohn Albrecht von Bayern in Verbindung gebracht wird (sie wurde 1435 in der Donau ertränkt) konnten nicht in Erfahrung gebracht werden. Die dritte besuchte Stadt war das 1295 gegründete Pilsen, der Mittelpunkt des westlichen Böhmens. Um die Kathedrale „St. Bartholomä“ mit seinem 102 Meter hohen Turm, dem höchsten in Tschechien, gruppieren sich herrliche Bürgerhäuser in auffallend leuchtenden Farben. Brauereibesuch Ein Abstecher führte zur drittgrößten Synagoge der Welt, erinnernd an die ehemalige prosperierende Judenkommune, und zur grünen Lunge mitten in der Stadt, einem Park mit berühmten tschechischen Komponistendenkmälern. Zu Pilsen gehört zweifelsfrei die Pilsner Urquell-Brauerei, 1842 gegründet und durch den ersten Braumeister Josef Groll aus Bayern, der ein modernes untergäriges Bier erfand, zu Weltruhm gelangte; heute wird täglich etwa eine Million Liter des Gerstensaftes ausgestoßen und in über 50 Länder ausgeliefert. Bei der Besichtigung wurden das Sudhaus, die Mälzerei, die Abfüllanlagen und die historischen Kelleranlagen bewundert, das frische Bier gekostet und in der Brauereigaststätte die böhmische Küche erprobt. Nationalpark Der letzte Besuchstag blieb bei strahlendem Sonnenschein dem seit 1970 bestehenden Nationalpark im Bayerischen Wald vorbehalten, wo die Natur Natur sein darf, ein Schutzgebiet für den Klima- und Artenschutz darstellt, Informationen zu den Lebensräumen gibt, auch Hinweise zu den Folgen zum großen Windwurf 1983 und der massenhaften Vermehrung des Borkenkäfers. Höhepunkt war sicherlich die Begehung des 1300 Meter langen Baumwipfelpfades, der sich mitten durch die Tannen- und Fichtenbaumriesen bis hinauf in eine Höhe von 44 Metern über die Bäume mit herrlicher Rundsicht und durch die unterschiedlichen Stockwerke eines Baumes schlängelt. Nicht minder interessant war das Braunbärgehege, wo eine Mutter ihre beiden im Januar zur Welt gekommenen Kleinen beaufsichtigt; sie wurden im Freien in einer von der Mutter gegrabenen Erdhöhle geboren. Faszinierende Bilder über Sehenswürdigkeiten im Nationalpark vermittelte ein Film, aufgenommen in den Herbst- und Wintermonaten. Ausklang Die Hausener Schwarzwaldvereinsfamilie vergnügte sich zum Abschluss bei einem bayerischen Abend und alpenländischer Musik, einige kamen sogar stilecht in Lederhosen oder Dirndlkleid. Dank, Lob und Anerkennung gab es für die Verantwortlichen, die eine sehr schöne Erlebniswoche ermöglicht hatten, das Personal des Hotels, Reiseleiter Hermann, Busfahrer Tobias und die beiden Organisatoren Julia Pohl und Charly Lo Guidice; alle freuten sich über kleine Aufmerksamkeiten.