Hausen im Wiesental Zukunftslabor statt Käseglocke

Markgräfler Tagblatt
Zu Gast im Hausener Gemeinderat: Walter Krögner, Biosphären-Fachmann des Freiburger Regierungspräsidiums. Foto: Anja Bertsch Foto: Markgräfler Tagblatt

Gemeinderäte informieren sich über Biosphärengebiet / Hausen muss sich bis Juni entscheiden

Von Anja Bertsch

Hausen. Vor drei Jahren fiel der offizielle Startschuss für die Bemühungen um ein UNESCO-Biosphärengebiet „Schwarzwald“, seither wird das Thema bergauf, bergab in zahllosen Veranstaltungen diskutiert.

26 der 34 potenziellen Mitgliedsgemeinden haben sich nach zum Teil intensiven Diskussionen dafür entschieden, vorläufig weiter am Ball zu bleiben. Im Gemeinderat Hausen stand das Thema am Dienstag zum ersten Mal überhaupt auf der Tagesordnung.

„So lange die ´Großen´ noch nicht alles geklärt hatten, mussten wir uns als Randgemeinde noch nicht intensiv mit dem Thema beschäftigen“, erklärte Bürgermeister Martin Bühler zur Hausener Spätzündung - jetzt jedoch sei der Zeitpunkt gekommen. Und so stellte also Walter Krögner als Biosphären-Fachmann des Freiburger Regierungspräsidiums in der Hebelgemeinde in Grundzügen nochmals das vor, was jenseits der Hausener Gemarkung bereits in allen Details erörtert wurde: „Es geht darum, den Lebensraum zu bewahren“, erläuterte Krögner die Grundidee eines Biosphärengebietes (BSG) , und zwar nicht, wie oft befürchtet, durch ein Konservieren des Bestehenden, sondern durch die Förderung nachhaltiger Bewirtschaftung und Entwicklung: „Nicht Käseglocke, sondern Zukunftslabor.“

Zwar stehen dem BSG 200 000 Euro im Jahr für direkte Förderung zur Verfügung. Anders als in herkömmlichen Förderprogrammen ist die direkte finanzielle Förderung aber nicht das Kerngeschäft eines Biosphärengebiet. Viel- mehr sollen die Bürger unter seinem Dach Projekte entwickeln, für die dann anderswo Fördermittel eingeworben werden können: „Magnetismus für zusätzliche Förderung“, nannte Krögner diesen Aspekt.

Die Ungewissheit in Sachen zählbarem Ertrag war in den bisherigen Diskussion einer der großen Kritikpunkte, zumal die Kosten sehr wohl beziffert werden: 600 000 Euro kostet das BSG im Jahr; das Land übernimmt dabei den Löwenanteil von 70 Prozent. Der Mitgliedsbeitrag der Kommunen errechnet sich aus Fläche und Einwohnerzahl. Hausen müsste für eine Mitgliedschaft 2500 bis 2600 Euro im Jahr berappen. Die Zoneneinteilung, die andernorts für scharfe Diskussionen gesorgt hatte, findet in Hausen keinerlei Nahrung: Die 514 Hektar der Hausener Gemarkung wären zu 100 Prozent Entwicklungszone, und somit - anders als Gebiete in Kern- und Pflegezonen - keinerlei Restriktionen unterliegen.

Die Diskussion im Hausener Gemeinderat fiel nicht allzu rege aus, zumal es bei der Sitzung nicht um einen Beschluss, sondern um die schiere Information ging. „Hausen wird sicher kein Lenker und kein Bremser sein, aber wir wollen gut mitfahren“, umriss Bürgermeister Bühler die Rolle, in der er seine Gemeinde in Sachen Biosphärengebiet sieht. „Das ist für uns eine Chance, an einem internationalen Projekt teilzunehmen – ich stehe dem sehr positiv gegenüber“, zeigte sich Martin Bühler gegenüber einer Mitgliedschaft Hausens ausgesprochen aufgeschlossen. Die Kosten bezeichnete Bühler als „überschaubar“. Den konkreten monetären Vorteil könne man zwar noch nicht abschätzen, „sicher aber wird es einen Werbeeffekt geben“, so Bühler unter Verweis auf das internationale Renommee und die nachweisbaren positiven Effekte in Sachen Tourismus, die das Label Biosphärengebiet hat.

SPD-Gemeinderat Hermann Lederer war ebenfalls „positiv   gestimmt“, zeigte sich aber „ein bisschen verwundert, dass wir uns hier im Gremium zum ersten Mal mit dem Thema befassen, nachdem es anderswo schon seit drei Jahren diskutiert wird.“ Tatsächlich hat Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer gerade vergangene Woche angekündigt, dass das Verfahren nach der langen Diskussionsphase im Sommer endlich in die nächste, offizielle Phase übergehen soll. Die endgültige Entscheidung über eine BSG-Mitgliedschaft steht für die Gemeinden damit längst noch nicht an; sehr wohl aber müssen sie bis dahin entscheiden, ob sie vorläufig weiter mit im Verhandlungsboot bleiben.

Vor diesem Hintergrund sei es „nicht fünf, sondern drei vor Zwölf“, kritisierte Lederer - „wir sind jetzt unter Zeitdruck.“ Walter Krögner sah das nicht ganz so dramatisch: „Hausen muss bis Juni entscheiden, ob es dabei ist – das ist noch machbar.“

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