N.W.A. als wütende Chronisten Comptons
An kaum einem Ort in den USA ist der Anteil der Afroamerikaner so hoch wie in Compton. Die Stadt im südöstlichen Schatten von Los Angeles war 1969 die erste Metropole Kaliforniens, die von einem schwarzen Bürgermeister regiert wurde. Compton galt als Hochburg der afroamerikanischen Mittelklasse, ein Versprechen, dass der amerikanische Traum nicht nur für Weiße reserviert ist. Doch dann folgte der Niedergang. Kriminalität, Gewalt, Drogenhandel. Wer heute in Compton aufwächst, träumt nur davon, rauszukommen, Basketballprofi wie Tyson Chandler zu werden oder wie Dr. Dre oder Ice Cube Hip-Hop-Superstar. Wem das nicht gelingt, landet früher oder später in einer der rivalisierenden Gangs, im Knast oder im Leichenschauhaus.
N.W.A. waren die ersten wütenden Chronisten dieser Stadt. Und dass sich seither nicht viel in Compton geändert hat, bewies Kendrick Lamar, der 2012 mit dem Album „good kid, m.A.A.d city“ die Geschichte von einem erzählte, der der Versuchung widersteht, klein beizugeben und sich in Comptons Gangland zu verlieren.
Szenen aus dem Gangster-Paradies
Und zum Glück hat Hip-Hop-Mastermind Dr. Dre sich nicht nur an einer filmischen Aufarbeitung des Compton-Mythos’ versucht, sondern ihn auch musikalisch neu in Szene gesetzt. Sein aktuelles Album „Compton“, auf dem neben Kendrick Lamar auch Snoop Dogg, Ice Cube, The Game oder Xzibit zu hören sind, ist jedenfalls eine in ihrer poetischen Verdichtung viel besser Annäherung an Compton und die Rap-Geschichte, die mit dieser Stadt verbunden ist. Ein packendes Krimi-Hörspiel aus dem Herzen des Gangster-Paradieses.