Auf zwei Menschen konzentrierte Grenzerfahrung
Bei der dritten Sexszene kehrt Teilnahmslosigkeit ein, bei der vierten der Gedanke an sinnlos verstreichende Lebenszeit, schließlich Überdruss: Glaubt der Filmemacher, seine Zuschauer wären schwer von Begriff, dass er ihnen den blanken Sex derart in die Augen reiben muss – bis hin zu einer Ejakulation frontal in die Kamera?
Noé hält zunehmend voyeuristisch auf diese fiebrige Amour fou, die er so wunderbar feinsinnig angelegt hat, bis sie klebrig wird, bis ihre Faszination verpufft. Auch trägt eine so eine reduzierte, auf zwei Personen konzentrierte menschliche Grenzerfahrung kaum über 135 Minuten Laufzeit, wenn um die Protagonisten herum nicht viel geschieht. Der stringente 90-Minüter, der in diesem Film gesteckt hätte, ist deutlich zu erkennen. Beim Festival in Cannes sorgte „Love“ zwar für ein wenig Aufregung, fiel letztlich aber durch – auch in Frankreich, das der Liebe ja besonders zugetan ist.
Es bleibt zu hoffen, dass die Schauspieler, die sich komplett entblößen, nicht stigmatisiert aus diesem Projekt hervorgehen – dafür sind sie beide zu talentiert.
Ab 18; Kinostart an diesem Donnerstag