Industrieimmobilien Die Region ist nicht mehr alles

Ingo Dalcolmo
Industrie- und Logistikflächen fehlen nicht nur in der Landeshauptstadt. Foto: Wilhelm Mierendorf

Weil es seit Jahren an Industrie- und Logistikflächen in der Region Stuttgart fehlt, dehnen die Unternehmen mittlerweile ihre Flächensuche Richtung Heilbronn, Karlsruhe, Ulm und Nürnberg aus.

'Das zurückliegende Jahr ist besser gelaufen, als wir gedacht haben', konstatiert Markus Knab, Leiter Industrie und Logistik bei Ellwanger & Geiger Real Estate. Rund 210 000 Quadratmeter Industrie- und Logistikflächen wurden insgesamt im zurückliegenden Jahr in der Region Stuttgart vermietet. Das entspricht einem Anstieg von 22,1 Prozent gegenüber 2014 (172 000 Quadratmeter). Die meisten Flächen (rund 86 200 Quadratmeter) wurden im zurückliegenden Jahr im Landkreis Ludwigsburg vermietet. Darunter vier Großvermietungen über jeweils 10 000 Quadratmeter. Das gute Vermietungsergebnis führt Markus Knab aber auf Sondereffekte zurück. So hätten sich einige Unternehmen im Zuge der Flächensuche auch an die Ränder der Region orientiert und dort Flächen angemietet.

Aufgrund der Vielzahl von Ausschreibungen kam es zu Wechseln von Zulieferern und Logistik-Dienstleistern innerhalb von Bestandsflächen. Ein anderes Unternehmen mietete beispielsweise für einen zeitlich begrenzten Zeitraum zwei Lagerhallen, welche mittelfristig abgerissen werden sollen. Ein Blick in den Bericht zeigt aber auch, wo der Hase im Pfeffer begraben liegt. So betrug der Anteil der Neubauflächen an der Vermietung gerade einmal 12,1 Prozent (25 400 Quadratmeter) am Gesamtflächenumsatz. 'In diesem Jahr werden keine Neubauflächen fertig gestellt werden - frühestens im dritten Quartal 2017 rechnen wir mit der Fertigstellung von größtenteils bereits vorvermieteten Projekten', prognostiziert Knab. 'Der Erfindungsreichtum zeigt, dass die Not unter den Unternehmen, geeignete Flächen für ihre Produktion zu finden, immer größer wird', sagt Knab.

Industrie- und Logistikflächenprobleme in Stuttgart

Nach wie vor sind zwar die Automobilhersteller und deren Zulieferer die größten Nachfrager bei den Industrie- und Logistikflächen, aber auch bei den regionalen Industrie- und Produktionsunternehmen würde der Bedarf an geeigneten Flächen steigen und zusätzlich auf den Markt drücken. 'Vielen der Mittelständler aus der Region dämmert es langsam, dass eine Vergrößerung des Unternehmens nicht mehr mit einem Anruf beim Bürgermeister erledigt ist.' Mittlerweile wirkt sich der Nachfrageüberhang bereits auf die Mietpreise aus: einen Preisanstieg von sechs Prozent im Bestand gegenüber dem Vorjahr hält der Makler noch für moderat. Makler, die wie Markus Knab auf Industrie- und Logistikimmobilien spezialisiert sind, kennen die Flächenprobleme in der Region seit Jahren. 'Keine Kommune will Speditions-/Logistikbetriebe mit viel Verkehr haben. Die meisten von ihnen hoffen auf die Ansiedlung von Unternehmen, die ihnen ein hohes Steueraufkommen und viele Arbeitsplätze garantieren.

So scheitere das Güterverkehrszentrum Kornwestheim oder im zurückliegenden Jahr ein interkommunales Gewerbegebiet auf der Gemarkung von Bietigheim-Bissingen am Veto der Gemeinderäte in den Kommunen. Derzeit liegt die Hoffnung der Regionalplaner noch auf Schwieberdingen und Münchingen, nachdem auch Großbottwar und Ingersheim sich gegen einen größeren Industriestandort ausgesprochen haben. 'Mit dieser Politik kommen wir aber langfristig in der Region nicht weiter', ärgert sich Markus Knab. Und die Konsequenz: 'Wenn die Unternehmen sich in der Region Stuttgart nicht weiterentwickeln können, werden sie mittelfristig abwandern. Und das wird dann viele Arbeitsplätze kosten', prognostiziert der Immobilienexperte. Dass es in der Region Stuttgart in absehbarer Zeit doch noch einen Ruck gibt, darauf verlassen sich die Gewerbemakler und ihre Kunden schon lange nicht mehr. Längst haben Makler wie Markus Knab den Auftrag, auch außerhalb der Region Stuttgart nach geeigneten Flächen zu suchen. Und immer öfter werden sie vor allem rund um Heilbronn, Ulm und Karlsruhe fündig.

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