Inzlingen Ein Dorf hat seinen Laden wieder

Die Oberbadische

„Landmarkt“: In Inzlingen gibt es seit gestern wieder einen kleinen Vollsortimenter / Kunden sind begeistert

Von kräftigem Applaus begleitet hat gestern früh der „Inzlinger Landmarkt“ erstmals seine Türen geöffnet. Eine seit der Schließung des Drechsle-Marktes vor drei Jahren klaffende Lücke in der Infrastruktur des Dorfes ist damit geschlossen. Der Optimismus ist groß.

Von Tim Nagengast

Inzlingen. Die Sonne strahlt vom Himmel. Der Blick auf die Uhr verrät: Es ist fünf vor neun. Genau 32 Bürger stauen sich bereits auf dem Gehweg vor dem „Landmarkt“. Vorzugsweise im Schatten. Als die Kirchturmuhr schlägt, stehen schon 70 Bürger vor dem Geschäft an der Dorfstraße, darunter viele bekannte Gesichter.

Der Stahlrollladen, der drei Jahre lang geschlossen war, hebt sich erstmals wieder. Es duftet nach frischem Brot. Plötzlich tritt das sechsköpfige „Landmarkt“-Team heraus, und Applaus brandet auf. „Jetz hen mir endlich wieder e Lade!“, ruft ein älterer Herr spontan. „Wer singt jetzt das Eröffnungslied?“, witzelt ein anderer.

Glückliche Fügung

Dann werden fleißig Hände geschüttelt. Vor allem Bernhard Neth-Schell ist ein gefragter Gesprächspartner. Ihm ist es primär zu verdanken, dass eine große infrastrukturelle Lücke in der 2500-Seelen-Gemeinde geschlossen wurde. Als Bürger des Dorfes, Mitglied des Gemeinderates und Vorstand des katholischen Bildungswerkes Freiburg ist es ihm gelungen, seinen Arbeitgeber vom Betrieb des integrativ geführten Lebensmittelgeschäftes zu überzeugen. „Ich wollte, dass dieser Rollladen wieder aufgeht, dass etwas passiert“, sagt Neth-Schell. Sein Dank gilt allen Partnern und Helfern, „die mitgedacht, mitentwickelt und mitgefiebert haben“. Jetzt hoffe er „auf zahlreiche Wiederholungstäter an der Kasse“.

„Damit haben wir unser Ziel erreicht“, pflichtet Bürgermeister Marco Muchenberger bei und erinnert an die vergeblichen Mühen, einen Ladenbetreiber ins Waieland zu locken. „Jetzt ist es erstaunlich schnell gegangen“, freut sich der Rathauschef. Für ihn ist der „Landmarkt“ nicht nur ein Laden, „sondern auch ein Ort der Begegnung“. Dazu beitragen soll beispielsweise die kleine Kaffee-Ecke, deren Mobiliar just während der Begrüßungsrede angeliefert wird.

4000 Artikel im Sortiment

Nach dem Applaus öffnen sich schließlich die Ladentüren. Drei gefühlt ewig lange Sekunden herrscht dann Ruhe. Niemand wagt den ersten Schritt. „Jo, nu, wenn niemer goht...“, sagt Christa Kunzelmann, spurtet los und schnappt sich beherzt einen Einkaufswagen. Sie ist die erste Kundin und gibt quasi den Startschuss. Ruck, zuck füllt sich jetzt der „Landmarkt“, der auf 210 Quadratmetern Verkaufsfläche ein beachtliches Sortiment von rund 4000 Artikeln bereithält. Von der Eigenmarke „Jeden Tag“ im Einstiegspreissegment bis hin zu hochwertigen, regionalen Produkten ist alles zu finden. Mit im Boot sind die Bäckerei Kunzelmann und die Metzgerei Bär, für die der „Landmarkt“ eine zweite Verkaufsmöglichkeit ist. Ab Oktober gesellt sich noch die Deutsche Post hinzu, die ihre Filiale an der Pfarrgasse schließt und dann im Lebensmittelmarkt eine Agentur eröffnet. Auch „Toto Lotto“ kommt noch in den „Landmarkt“.

Viele dankbare Menschen

Als die ersten Kunden die Kasse passiert haben, erreichen sie einen Stehtisch, an dem Bernhard Neth-Schell zu Sekt, Orangensaft und süßen Teilchen einlädt. Weitere Hände werden geschüttelt. „Für mich ist das hier ein Segen“, sagt eine ältere Dame zu Neth-Schell. Sie lebt im Betreuten Wohnen und freut sich, nun wieder alles vor Ort einkaufen zu können. Ihre Waren hat sie im Rucksack verstaut, da sie mit zwei Gehstöcken unterwegs ist. „Ich bin wirklich froh“, sagt sie und macht sich auf den Heimweg.

Neth-Schell und Bürgermeister Muchenberger schütteln derweil fleißig weitere Hände. Sie sind sicher, dass der „Landmarkt“ im Waieland eine Zukunft hat. Wenn die Bürger ihn ab jetzt regelmäßig nutzen.

Weitere Informationen: Auf dem Lindenplatz findet morgen, Samstag, ab 10.30 Uhr ein buntes Einweihungsfest statt.

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