Inzlingen Wasserschlossgemeinde Inzlingen ist noch viel älter als gedacht

Die Oberbadische
Erich Hildebrand zeigt ein Steinhügelgrab aus der Merowingerzeit, das von Laien als solches kaum erkannt werden dürfte. Rechts im Bild Eva Baader, die Leiterin des Offenen Kreises Inzlingen. Foto: zVg/Peter Weiss Foto: Die Oberbadische

Kulturdenkmäler: Steinhügelgräber aus der Merowingerzeit in den Gewannen Hinterbergen und Am Berg 

Inzlingen (mh). Die Wasserschlossgemeinde Inzlingen ist ein beliebter Siedlungsort mit langer Geschichte. Dass die Gemeinde daher auf eine lange Geschichte zurückblicken kann, ist hinlänglich bekannt. Die erste urkundliche Erwähnung des Wasserschlosses datiert auf das Jahr 1470.

Die Geschichte aber reicht noch weiter zurück: Im Jahr 1229 wurde der Ort erstmals in einer Urkunde des Klosters St. Blasien erwähnt. Die Ansiedlung erhielt ihren Namen durch einen Alemannen namens Enzilo. Inzlingen bedeutet: Hof des Enzilo.

Doch die Spuren menschlicher Besiedlung gehen noch viel tiefer in die Vergangenheit, was vielen Inzlinger Bürgern so gar nicht bekannt ist. Dank moderner Laser-Technik wurde von der Gemarkung ein Lidar-Relief erstellt, das gezeigt hat, dass auf den Höhen um Inzlingen zahlreiche Flächen mit Steinhügeln ausgemacht wurden. Dieses sind Steinhügelgräber, die von den Fachleuten auf die Merowinger Zeit datiert werden. Die Merowingerzeit (um 450 bis 720) galt als Übergangszeit zwischen der Spätantike und dem Frühmittelalter.

In den Gewannen Hinterbergen und Am Berg wurden 96 dieser Steinhügel in zwei Gruppen erfasst, wie Altbürgermeister Erich Hildebrand erzählt. Er selbst besitzt Wald in diesem Bereich und auf diesem Grund befindet sich mit dem Grab Nummer 3 auch ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung. Wie Hildebrand betonte, liegen die unscheinbaren Grabhügel abseits begehbarer Wege, und man braucht schon ein geschultes Auge, um im Wald diese Hügel als Grabstätten auszumachen. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass sie die Jahrhunderte unbeschadet überdauert haben. Das Grab Nummer drei hat eine Ausdehnung von zehn mal fünf Metern, was vermuten lässt, dass in diesem Hügel nicht nur eine einzelne Bestattung erfolgt ist. Immerhin weisen diese Spuren und die Zahl von rund 100 Hügelgräbern auf eine frühe Besiedlung hin. Die Hügel sind vorgeschichtlich zum Teil noch unbestimmt aber entstammen offenbar der Merowingerzeit.

Die bislang in einen Nord- und Südgruppe unterteilten Grabhügelfelder erscheinen nach Auffassung der Archäologen als zusammengewachsen. An den Rändern der Parzellengrenzen befinden sich zudem sekundär verlagerte, also abgeräumte Steinhügel, beziehungsweise Lesesteinhafen.

Die Gemarkung Inzlingen ist den Archäologen als ganz ungewöhnlich reich an Steinhügeln aufgefallen. Das deutet nach Auffassung von Dr. Ute Seidel vom Landesamt für Denkmalpflege auch auf eine enorme zeitliche Tiefe der Entstehung dieser Gräber hin, die teilweise aus der Völkerwanderungszeit stammen dürften. So wurde das Grab eines Mädchens auf das 4./5. Jahrhundert datiert, weitere beigabenlose Gräber deuten auf bereits christliche Bestattungen aus dem 8. Jahrhundert hin.

Mit einigen Mitgliedern des offenen Kreises Inzlingen besichtigte Erich Hildebrand in der vergangenen Woche einen Teil der Steinhügelgräber. Leider, so betonte Hildebrand, konnte Dr. Ute Seidel vom Landesamt für Denkmalpflege nicht an der Exkursion teilnehmen.

Die Merowinger (seltener Merovinger) waren das älteste Königsgeschlecht der Franken vom 5. Jahrhundert bis 751. Sie wurden vom Geschlecht der Karolinger verdrängt. Nach ihnen wird die historische Epoche des Übergangs von der Spätantike zum Frühmittelalter im gallisch-germanischen Raum Merowingerzeit genannt.

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