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Weiler Zeitung

Theater im Hof: 25 Jahre: Dieter Bitterli hält Rückblick und Ausblick / 29. Juli bis 13. August

Von Gabriele Hauger

Kandern-Riedlingen. 25 Jahre Theater im Hof – Kulturprojektleiter Dieter Bitterli und seine Frau Dorothea Koelbing hatten das Jubiläumsdatum gar nicht so richtig auf dem Schirm. Rückblickend ist ihre Freude aber groß, dass das ambitionierte, originelle und hochwertige Kulturangebot im romantischen Innenhof unter der gewaltigen Kastanie in Riedlingen schon so lange auf große Resonanz stößt. Bei Schauspiel, Liederabenden, Geschichten, Lesungen, Musik und Text begegnen sich dort Zuschauer und Künstler, Freundschaften entstehen.

„Wir machen, was wir lieben und gut finden“, bringt es Bitterli auf den Punkt, und lässt sich von der Zahl 25 nicht weiter beeindrucken. Einziges Zugeständnis: Am 13. August gibt es für die 150 Mitglieder des Vereins und Freunde einen festlichen Ausklang der Saison, die am Samstag startet. Über die Zukunft will er keine festen Aussagen machen: „Solange wir überzeugt von unserer Arbeit sind und die Kraft haben, machen wir weiter.“

Mit der Inszenierung von „Hebels Schatten“ vor sieben Zuschauern begann das Theater im Hof als Privatinitiative. Ein Stück, das sich „in die Herzen der Theaterbesucher geschlichen“ habe, und insgesamt von 1200 Zuschauern gesehen wurde. „Das passte so perfekt in unseren Hof“, erinnert sich Bitterli.

Die Idee, Theater im beschaulichen Riedlingen zu präsentieren, stieß von Anfang an auf positive Resonanz: ob beim Ortsvorsteher oder bei den Menschen im Dorf. „Die Leute haben den Künstlern sogar Obstkörbe vorbeigebracht“, so der Schweizer Theatermann. Als solcher hat Bitterli, der Leiter des Schauspiels am Theater Freiburg war, bis heute beste Kontakte in die Szene, und so gelang und gelingt es ihm immer, interessante Namen nach Riedlingen zu holen: von Angela Winkler über die Bennents bis zu Otto Lechner. Auch seine Frau, die einige Jahre die Sparten Tanz und Schauspiel in der Kaserne in Basel leitete, verfügt über sehr gute Kontakte in die Kulturszene.

„Das Besondere ist wohl, dass die Schauspieler und Autoren bei uns stets an der Entstehung der Stücke beteiligt sind. Sie sind keine Befehlsempfänger eines Regisseurs. Und wir bieten bei allem Anspruch keine komplizierte Wissensvermittlung, sondern viele Emotionen und wecken die Lust, mitzudenken.“ Dabei stünden oft die wesentlichen Dinge des Lebens im Zentrum. Ein Konzept, dem die Besucher des Theater im Hof seit Jahren vertrauen und das sie lieben.

Das Programm

„Ich Biene – ergo sum“: Das bereits 2011 erfolgreich gezeigte Bühnensolo zum Leben und Sterben der Bienen mit Jürg Kienberger macht in dieser Saison den Auftakt (29. Juli /1. August). „Das Thema ist ja inzwischen noch aktueller“, so Bitterli. Es werde poetisch und auf vielschichtige Art präsentiert. Kein Lehrstück, dabei aber sehr musikalisch, humorvoll und berührend.

„Orpheus Downtown“ Auch „Orpheus Downtown“ mit dem Slampoeten Timo Brunke wurde schon erfolgreich gezeigt. Dabei geht der mythische Sänger „downtown“ (5. August) und bringt Knittel-Raps, Vokabellieder und Verse mit, die unerhört neu sind. Brunke vereinigt Sprache und Stimme wie zwei Musikinstrumente und gilt als Meister der Improvisation.

Reiner Stach liest Kafka Eigentlich ist Dieter Bitterli kein ausgesprochener Kafka-Fan. Doch die drei Biografie-Bände von Reiner Stach, die ihm ein Freund schenkte, verschlang er geradezu. „Satte 2000 Seiten!“ Kafka, dieser geheimnisvolle, undurchdringbare Autor werde dabei dem Leser nicht nur nahe gebracht, sondern auch eine ganze Epoche. Kafkas Lebensgeschichte wird damit verbunden, Gesellschaftsklassen und Strömungen dargestellt. „Das Besondere an diesem Menschen und seiner Zeit fasziniert und regt auch an, über das eigene Leben nachzudenken“, so Bitterli. Stach wird daraus lesen und erzählen (7. August). „Das wird ausgesprochen lebendig, spontan mit viel Anekdotischem. Stach ist ein ganz großer Erzähler.“

„Fleisch und Blut“ Ein Konzert mit Geschichten aus Armenien (11. August) und das Schauspiel „Fleisch und Blut“ (9./12. August) nach dem Roman von Susanna Schwager sind erstmals im Theater im Hof zu sehen. Letzteres von neuestheater.ch aus Dornach. Urs und Jara Bihler präsentieren hier die Geschichte eines Mannes, der sich mit seinem teils misslungenen, sogar tragischen Leben auseinandersetzt. „Schauspielkunst zwischen Realität und Möglichkeit.“ Für Kinder Für Kinder gibt es den Klassiker „Hat Opa einen Anzug an?“, der sich mit dem zeitlosen Thema Leben und Tod beschäftigt (30. Juli, 15.30 Uhr, ab sechs Jahren).

Außerdem wird wieder das erfolgreiche Poesie- und Fantasielabor für Kinder von acht bis elf Jahren mit Timo Brunke angeboten (3. bis 5. August, mit Anmeldung). Die Kinder dürfen dabei ungehemmt, aber mit Methode schöpferischen Sinn und Unsinn mit Wörtern und Ideen treiben. „Da herrschte eine ganz tolle Stimmung im Hof, als die Kinder erfahren konnten, wie sich alles in Sprache verwandeln lässt.“  Karten: Tel. 07626/972081 sowie Buchhandlung Berger, Kandern