Kandern Auch seltene Vogelarten vorhanden

Weiler Zeitung
Beweidung auf Wiesen mit altem Obstbaumbestand – egal ob von Kühen, Schafen oder Pferden – wie hier bei Holzen ist Landschaftspflege. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

Vortrag: Fachleute raten dazu, noch intakte Landschaften zu erhalten / Obstbäume nicht gleich fällen 

Von Jutta Schütz

Naturschutz-Fachleute haben im Kanderner Rathaus vor rund 30 Zuhörern und den Vertretern des Landschaftserhaltungsverbands (LEV) von ihren Ergebnissen der Beobachtungen berichtet. Ihr besonderes Interesse galt dabei dem Streifen von Sitzenkirch über die Kanderner Tongrube, den Häßler und den Golfplatz über Riedlingen bis nach Holzen und Tannenkirch.

Kandern. Ganz wichtig war es Thomas Ullrich, der für das Regierungspräsidium Freiburg in mehreren Begehungen die Vogelwelt kartiert hatte, und den Fledermausexperten Claude Steck zu betonen, dass sich die Vielfalt nur dann erhält, wenn die Landschaft in ihrer jetzigen Form erhalten wird. Das bedeutet: Neue Obstbäume und kleinere Hecken nachsetzen, Misteln, die die Bäume zerstören, entfernen. Alte Obstbäume pflegen und wenn sie abgängig sind, nicht gleich fällen. Denn erst die alten Obstbäume weisen Hohlräume auf, die viele seltene Höhlenbrüter, Fledermäuse und auch wichtige Insekten wie Bienen und Hornissen brauchen.

74 Brutvogelarten

Erstaunlich viele, nämlich 74 Brutvogelarten, hat Ullrich kartiert, darunter ist sogar einer der seltensten Vögel in Deutschland – die Zaunammer. Der kleine Vogel lebt am „Heißbühl“ und gehört zu den gerade mal 50 Brutgenossen-Paaren in Baden-Württemberg. Zwischen Tannenkirch und Holzen wurden Lebensräume für das ebenso seltene Schwarzkehlchen geschaffen. Graureiher, Neuntöter, die Wasseramsel, Schwalben, Haus- und Gartenrotschwanz wurden beobachtet. Die Rostgans ist eingewandert. Überraschend war es für die Zuhörer, dass sie ihr Nest nicht an Teichen baut, sondern ebenfalls ein Höhlenbrüter ist. Rotmilan, Wanderfalken und verschiedene Spechtarten kommen ebenfalls vor. Und dazu kommen noch Meisen, Amseln, Sperlinge, Finken und Stare.

Sowohl Vögel als auch Fledermäuse lieben für die Insektensuche offene Landschaften mit Bäumen und Wiesen. „Weniger Vögel kommen etwa am Lippisbach vor, obwohl das Tal ideal erscheint – aber den Vögeln ist es zu eng“, so Ullrich. Fledermäuse suchen Dachböden oder gerne alte Bäume im Wald auf – für den Nachwuchs. Gejagt werden Insekten dann nah zur Kinderstube etwa auf lichten Waldböden, in Gärten oder weitläufigen Obstwiesen.

Zehn verschiedene Fledermausarten hat Steck registriert. 20 Fledermausarten gibt es in Baden-Württemberg. Ab 13 Arten in einem kartierten Areal spreche man von einem „Top-Gebiet“, so Steck. Er zeigte spektakuläre Fledermaus-Fotos des Naturfotografen Klaus Echle und stellte anhand der Bilder die verschiedenen bei Kandern vorkommenden Arten wie Bechsteinfledermaus, das graue und braune Langohr oder das Mausohr vor.

Ullrich, Steck und Sigrid Meineke warben für das Mitmachen bei der Landschaftspflege und damit für den Erhalt von noch intakten Landschaften mit Streuobstbäumen. Meineke informierte darüber, dass der LEV sich darum kümmere, aus Landesmitteln Fördergelder zu generieren. „Gelder gibt es für die Pflege von Wiesen und Streuobstbäumen, aber auch für die Anpflanzung neuer Hochstämme – was dringend nötig ist, denn wir haben viele alte und einige junge Bäume, aber uns fehlt der Mittelbau und so eine ganze Generation von Obstbäumen“, so die LEV-Geschäftsführerin.

  Rückfragen und Beratung bei Sigrid Meineke, Tel. 07621/410-4501

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