Von Jürgen Scharf Kandern. „Hent er gmeint, der Dengele-Geist, ihr Dotnauer Chnabe, seig e böse Geist"“. So beginnt Johann Peter Hebel sein Gedicht „Dengelegeist – ein Geisterbesuch auf dem Feldberg“. Der Sage nach ist der Dengelegeist ein unsichtbarer Spuk- und Klopfgeist, der die abergläubischen Leute durch sein Dengeln (Hämmern, Klopfen) erschrickt. Beim alemannischen Dichter wird der böse Geist zum gütigen Helfer des Menschen umgedeutet. Und so stellt ihn auch Adolf Strübe in seinen Gemälden dar. Der Markgräfler Maler Adolf Strübe (1881-1973) hat Hebel verehrt. Sein Motiv des Dengelegeists ist von Hebel inspiriert. In der Ausstellung „Kleine Formate“ in der Galerie Robert Keller in Kandern sind zwei Variationen davon zu sehen, ein kleines in Öl auf Leinwand und ein großes auf Spanplatte. Sie zeigen den Naturgeist auf dem Feldberg sitzend in sinnierender Haltung, unter sich das Wiesental in nebligem Dunst, in auffallen aufgelichteten Farben. Doch es ist nur eines von vielen Sujets in dieser neuerlichen Strübe-Schau, mit der Galerist Keller das 20-jährige Bestehen seiner Galerie begeht. Der Strübe-Kenner, der auch den Nachlass des Künstlers verwaltet, hat die Auswahl der rund 60 Bilder mit geübtem Blick getroffen und sie im alten Haus am Kirchplatz schön gehängt. Man sieht vor allem kleinformatige Arbeiten aller Genres, Porträt, Figur, Stillleben, Landschaft, auch wenige Interieurs. Darunter sind viele Arbeiten auf Papier, die das kleine Format erklären. Eine Landschaft aus dem Elsass, gemalt während des Ersten Weltkriegs 1917, sowie eine Ansicht von Haagen im Wiesental, entstanden vor 1920, sind die ältesten Exponate und noch eher dunkeltonig. Dunklere Farbtöne hat auch ein frühes Bild vom Berliner Tiergarten von 1921. Danach wird Strübes Palette sichtlich heller. Man spürt den Einfluss der Impressionisten. Cézanne war Strübes großes Vorbild, wie man in einem Filmbeitrag zum 90. Geburtstag des Malers von 1971 hören kann. Strübe erlebte seine Umwelt in der Tat als ein Farbphänomen. Das Titelbild der Ausstellung stammt von 1935. Es zeigt einen liegenden Frauenkopf, den es in verschiedenen Ausführungen gibt. Dazu gibt es eine Anzahl Porträts aus den 1930er bis 1950er Jahren, Frauenporträts in der typischen versonnenen Haltung, nachdenklich und versunken, wie Strübe seine Modelle gerne malte. Der Blick der Frauen ist oft träumerisch entrückt. Bemerkenswert sind auch die Männerhalbakte sowie eine ganze Galerie von Männerporträts, unter denen sich auch Selbstbildnisse finden, auf denen sich der Maler mit skeptisch-kritischem Blick darstellt. In zwei Silhouettenbildern sieht man Strübe als schemenhafte Figur vor dem Fenster in seinem Atelier. Ungezählte Motive entdeckte der Maler in seiner Markgräfler Heimat. Die Bilder verweisen auf seine Vertrautheit mit der hiesigen Landschaft, und sicher hat der Künstler als Landschaftsmaler eine ähnlich hohe Kunst erreicht wie als Porträtist. Dies verraten immer wieder gemalte Motive wie der Isteiner Klotz, Lörrach an der Wiese, der Kalksteinbruch, das Dorf Feldberg. Schön aquarelliert sind Schwarzwaldmotive mit Felsen, Bäumen, Wasserfall, aber auch der Blick übers Tal von Gresgen aus oder Höhlen in Südfrankreich. Im Aquarell zeigt sich Strübes Meisterschaft als herausragender Kolorist. Für viele sind gerade Strübes Aquarelle das Beste; aber auch seine Öle auf Malkarton haben eine ähnliche schon aquarellne Leichtigkeit. Ein Beispiel für seinen gelösten Malstil ist der ganz frei gemalte Lago Maggiore oder das Dorf unterm Regenbogen. Strübe war „ein Maler für Maler“, geschätzt und geliebt auch von seinen Künstlerkollegen. Bis ins hohe Alter von 80 hat er sehr lebendige Bilder geschaffen. Ein großer Könner, der viel unterwegs war, vor Ort gemalt und seine Motive oft variiert hat und so viele unterschiedliche Landschaften hinterlassen hat, dass man in dieser Schau fast eine Geographie-Führung machen müsste. n  Bis 3. April, Samstag, Sonn- und Feiertage 14 bis 18 Uhr