Kandern Einmaligen Naturschatz erhalten

Weiler Zeitung
Ohne Totholz auf Streuobstwiesen keine Artenvielfalt. In diesem Baumstumpf auf einer Kanderner Streuobstwiese leben Pilze, Insekten und Flechten. Spechte und Kleiber, aber auch Eichhörnchen, die in den Höhlungen Nüsse verstecken, lieben diese Bäume. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

Exkursion: Mit Wolfgang Sprich durch die Streuobstbestände in Kandern / Grundstücke oft nicht gepflegt

In Kandern gibt es sie noch: Vielfältige Streuobstwiesen. Ein Kenner ihrer Vielfalt ist Wolfgang Sprich – mit ihm durch die Kanderner Streuobstbestände zu wandern ist ein Erlebnis.

Von Jutta Schütz

Kandern. Noch sind es viele Streuobstbäume, die die Gemeinde hat. Das ist das Positive. Allerdings: „Nur die wenigstens werden gepflegt. Und es gibt ganz wenige Junganpflanzungen. Dabei sind die meisten Streuobstbäume bereits 80 bis 100 Jahre alt“, erklärt Sprich.

Streuobstbäume sind vorwiegend Apfelbäume – allerdings stehen gerade auf dem Häßler wundervolle alte Birnbäume als ortsprägende Baumgruppen. „Mostobst, also Mostbirnen sind es, aber mit denen weiß kaum noch jemand was anzufangen“, bedauert Sprich, der selbst Saft verkauft und diesen aus Streuobst in einer elsässischen Mosterei abfüllen lässt. „Bei uns in der Gegend gibt es zwar die fahrenden kleinen Mostereien, aber die Franzosen sind uns um Jahre voraus“, sagt Sprich.

Der Experte ist dabei, die Streuobstbestände in und rund um Kandern zu kartieren. Eine sehr aufwändige Arbeit, die ihm aber auch sehr viel Spaß macht. 23 000 Hoch- und Mittelstämme mit Koordinaten hat er schon in Tabellen eingegeben, 2300 Streuobstbäume sind es alleine auf der städtischen Gemarkung. „Eine unglaubliche Vielfalt an unterschiedlichsten Apfel-, Birnen- und Zwetschgensorten, dazu ein paar Kirschen – das ist ein großer Naturschatz, den wir noch haben, etwas Einmaliges, das man erhalten sollte“, erklärt er. Allerdings: Es nutzt nichts, junge Stämme nachzusetzen – besonders in den ersten Jahren muss man die Bäume auch schneiden und ihnen damit eine Form geben.

Alte Streuobstbäume haben oft Wassertriebe in Mengen. „Dann dauert es einen halben Tag, bevor man dem Baum wieder einen richtigen Schnitt verpasst hat – schneiden kann man eigentlich bis Ende März“, erklärt Sprich.

Misteln setzen den Bäumen zu ebenso wie Efeu. Walnussbäume leiden unter der Walnussfruchtfliege. Und der Hallimasch verursacht richtig große Schäden an den Wurzeln. „Wo es Hallimaschbefall gibt, braucht man zehn Jahre keinen Baum zu pflanzen“, erläutert Sprich.

Kandern hatte viele unterschiedlichste Mühlen, aber auch Weinberge – an einem geht die Gruppe vorbei.

Dort wachsen nun ebenfalls Streuobstbäume. Immer wieder gibt es Bereiche, die verbuschen oder bereits komplett mit Brombeeren überwuchert sind – die alten Obstbäume, die auf diesen Grundstücken stehen, haben keine Chance. „Das ist so schade, aber viele Leute pflegen ihre kleinen Grundstücke überhaupt nicht oder wissen vielleicht gar nicht mehr, wo diese eigentlich liegen.“

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