Kandern Entscheidung „nicht nachvollziehbar“

Weiler Zeitung
Kläranlage Hammerstein: Noch sind in Kandern nicht alle Anwesen an die öffentliche Abwasserversorgung angeschlossen. Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Gemeinderat: Drei Liegenschaften in Kandern sollen weiter dezentral entwässern / Landratsamt widerspricht

Der Gemeinderat hat im Oktober den Anschluss von drei weiteren Liegenschaften an die öffentliche Abwasserversorgung beschlossen (wir berichteten). Drei weitere Gebäudekomplexe sollten laut Beschluss vorerst weiter dezentral entwässert werden. Ein Vorhaben, das vom Landratsamt Lörrach so nicht unterstützt wird.

Kandern. Insbesondere für ein Anwesen in Tannenkirch wird der Anschluss von der Aufsichtsbehörde eingefordert. Details hierzu erläuterte in der jüngsten Sitzung Andreas Schneider vom Fachbereich Abwasser beim Landratsamt. Die Gemeinde sei grundsätzlich abwasserbeseitigungspflichtig und könne nur mit Zustimmung der Wasserbehörde von dieser Pflicht entbunden werden, stellte er eingangs klar. Den Beschluss des Gemeinderats fand er so nicht nachvollziehbar, zumal für den Anschluss eine Förderung in Höhe von 80 Prozent in Aussicht gestellt worden sei.

Einen „unverhältnismäßig hohen Aufwand“ für den Anschluss sah er im Gegensatz zu vielen Gemeinderatsmitgliedern nicht. Der Grundstückseigentümer hätte für den Anschluss keine Kosten, müsste dann allerdings die Abwassergebühren bezahlen.

Das mehr als 30 Jahre alte Anwesen sei mittlerweile ein reines Wohnhaus meldete sich Gemeinderat Fritz Höferlin zu Wort, der auch Ortsvorsteher in Tannenkirch ist. Es sei nicht einzusehen, dass die Gemeinde die Kosten für den Anschluss übernehmen soll, argumentierte er.

Gemeinderätin Gabriele Weber aus Tannenkirch brachte die Situation wie folgt auf den Punkt: „Wenn wir nicht anschließen, brauchen wir eine Ausnahmegenehmigung, die bekommen wir nicht. Also müssen wir anschließen.“ Gemeinderat Bernd Brohammer indes schlug vor zu warten, bis eine entsprechende Aufforderung vom Landratsamt kommt.

Nur drei Ja-Stimmen

Am Ende stimmten nur drei Ratsmitglieder für den Anschluss des strittigen Anwesens an die öffentliche Kanalisation.

Bei den beiden weiteren Liegenschaften, die vorerst nicht angeschlossen werden sollen, handelt es sich um das Hofgut Kaltenherberge in Tannenkirch, das keinen Anschluss ans öffentliche Netz wollte, sowie um die abgelegene Jugendherberge Platzhof in Kandern. In letzterem Fall müssten Leitungen in einer Länge von mehr als einem Kilometer verlegt werden. Die Stadt geht hier von einem ungedeckten Aufwand in Höhe von rund 40 000 Euro aus.

In Kandern wurde in den vergangenen Jahren seitens der Stadt viel getan, um der Abwasserbeseitigungspflicht nachzukommen. Der Anschluss der Bruckmatt sei ein großer Schritt nach vorne gewesen, blickte Bürgermeister Christian Renkert zurück. Die drei strittigen Anwesen sind möglicherweise bald die letzten im Stadtgebiet, die noch dezentral entwässern.

Beim Landratsamt Lörrach ist man nicht grundsätzlich gegen alternative Entwässerungssysteme, sofern die Standards eingehalten werden und die Wirtschaftlichkeit nachgewiesen ist. Viele Anlagen entsprechen jedoch nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik. Ihre Reinigungsleistung ist schlechter als die von kommunalen Kläranlagen.

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