Kandern Fabelhafte Klangbilder

Weiler Zeitung
Als musizierender Wirbelwind fegte Sayaka Schmuck im „kleinen Harlekin“ von Karlheinz Stockhausen über das Festival-Podium. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Musik: Bassetthorn-Festival in der evangelischen Stadtkirche Kandern / Vogl-Werk uraufgeführt

Von Walter Bronner

Kandern. Mit ungewöhnlichen Klängen und Geräuschen stellte die Samstagsmatinee des Kanderner Bassetthorn-Festivals in der evangelischen Stadtkirche die Hörgewohnheiten seines Publikums auf eine spannende Probe. Die erste Hälfte der „japanischen“ Konzertstunde bestritt das Princess Bassetthorn-Trio (Mami Mikura, Yasue Sawamura, Yoko Yokota) mit Mozarts zweitem Bassetthorn-Diverstimento und der Uraufführung des melodisch und klangmalerisch sehr eingängigen „Vier-Jahreszeiten“-Medleys über japanische Volkslieder von Michiko Muto. Die an verschiedenen Konservatorien Japans tätigen Interpretinnen musizierten beide Stücke differenziert in der Artikulation, beweglich in der Dynamik und mit formvollendeter Intonation.

„Jodler – drei Grußformeln für Bassetthorn in F solo“ war die mit Spannung erwartete zweite Uraufführung eines Stücks des heimischen Komponisten und Klarinettisten Willi Vogl, des originellen Klänge- und Melodien-Erfinders aus Grenzach-Wyhlen. Die in eine mitreißend-effektstarke Tonsprache eingebundenen Versionen eines geschmeidig von Brust- zu Kopfstimme und umgekehrt wechselnden alpenländischen Servus-Jodlers, eines lustvollen „Holleradio“ sowie eine Adaption von Tarzans Urwaldschrei lassen sich perfekt vom Bassetthorn imitieren, sofern sie so atemberaubend gespielt werden wie hier von der Japanerin Rumi Sota-Klemm.

Sie brillierte zudem noch mit zwei Solostücken von Karlheinz Stockhausen, dem 2007 verstorbenen genialischen Neutöner, dessen Klangkollagen aus kristallinen Tonpunkten, Geräuschen und Lauten aller Art radikal mit aller überlieferten Tonkunst brechen. Von ihm war auch noch die herrliche Burleske „Der kleine Harlekin“, bei der Klarinettistin Sayaka Schmuck artgerecht kostümiert als musizierendes Energiebündel übers Podium wirbelte.

Dass sich versierte Musiker und Konzertveranstalter auch perfekt auf die Kunst der Improvisierens verstehen, erwies sich am Abend zuvor in der katholischen Pfarrkirche. Angekündigt war das renommierte Schweizer Trio „ClarinArt Ensemble“ mit einer Uraufführung. Kurzfristig musste hier Festival-Initiator David Glenn in die Gastrolle des kurz zuvor verunfallten Ensemble-Mitglieds Eveline Eichenberger schlüpfen und deren Part in Mozarts prachtvollem ersten Divertimento für drei Bassetthörner übernehmen. Die angesagte Uraufführung allerdings musste storniert werden. Dafür präsentierten die Triopartner Wenzel Grund und Sven Bachmann aparte Stücke der „modernen“ tschechischen Komponisten Jiri Kratochvil und Jan Sebek, deren originell erfundene Klangkombinationen und Melodien zumindest ihre Kanderner Erstaufführungen erfuhren.

Eine solche war auch Grunds hochvirtuos vorgetragene „Hommage à Bach“ von Béla Kovàcs und die Rokoko-Kleinode aus einem Adelsarchiv in Prag.

Mozarts zwölf „Kegelduette“ bereicherten das Programm ebenso wie der Gastauftritt des Festivals-Mitstreiters Willi Vogl, der mit seiner dreiteiligen „Metamorphose zur Nacht“ die Verwandlung der Raupe zum Schmetterling klangbildlich überzeugend umsetzt

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