Von Walter Bronner Kandern. Die herausragende Bedeutung Richard Bampis und Horst Kerstans für die deutsche Keramik im vorigen Jahrhundert wird aktuell einmal mehr durch die neue Sonderausstellung „Eine Werkstatt – zwei Keramiker“ im Kanderner Heimat- und Keramikmuseum veranschaulicht. Gelungen ist Kustodin Gisela van Mahnen und ihren Mitstreitern – nicht zuletzt dank generöser Leihgeber – eine anspruchsvolle, in 15 Vitrinen chronologisch arrangierte Werkauslese, die spannende Einblicke in Werk und Wesen der beiden Meister vermittelt. Spannend und aufschlussreich war auch die gut besuchte Eröffnungsfeier am Samstag in der Aula der Grundschule, bei der der Berliner Kunsthistoriker Dr. Walter Lokau in einer kenntnisreichen, brillant formulierten Rede das schöpferische Wirken der beiden Künstler und die Entwicklung der Keramikszene während der Zeit ihres Schaffens eingehend beleuchtete. Dabei verdeutliche er, dass sich in eben dieser Szene während eines historisch gesehen kurzen Zeitraums (Bampi starb 1965, Kerstan 2005) Bedeutendes vollzog. Der hierzulande zuvor eher gering geschätzte Beruf des Töpfers habe in dieser Zeitspanne zunehmend an Beachtung und Wertschätzung gewonnen. „Alle glaubten an das Gefäß als Unikat und seine unnachahmliche Schönheit“, so Lokau. Das habe schließlich – ungefähr 20 Jahre nach Bampis Tod – einen Käufer- und Sammlerboom ausgelöst, der der vormals eher als Marotte gehandelten Liebe zum Gefäß einen völlig neuen Rang verlieh. Diese inzwischen wieder verblasste Hochblüte der Keramik habe der „unermüdlich forschende Praktiker“ Kerstan in vollem Umfang miterlebt und aktiv mitbefördert, deren maßgeblicher Wegbereiter sei fraglos der „intellektuelle Forscher“ und vorwiegend im weißen Laborantenkittel abgelichtete Richard Bampi gewesen. Aufschlussreich informierte Lokau auch über die Entwicklungen der Werkstatt am Böscherzenweg, an deren Beginn die von Richard Bampi und Partner Hermann Hakenjos gegründete (und in der Anfangszeit von Letzterem auch maßgeblich geführte) Fayence-Manufaktur stand. In dieser waren auch Hakenjos-Junior Hermann Karl und der versierte Dreher Wilhelm Gimbel wichtige Mitarbeiter. Hinzu kamen künstlerisch befruchtende Kontakte mit dem von den Nazis verfemten Maler Julius Bissier. Herausgestellt wurde auch Bampis enge und Kerstans noch engere Beziehung zur fernöstlichen Keramik und deren herausragendem kultischen Status in ihren Herkunftsländern, den Kerstan mit seinen Kreationen aus dem selbst gebauten Anagama-Ofen auch hier nachhaltig verdeutlichte. Den Festakt ergänzten kurze Gruß- und Dankansprachen von Bürgermeister Dr. Christian Renkert und Kustodin Gisela van Mahnen. Und wie immer kredenzten Mitglieder des Markgräfler Trachtenvereins vor dem Museumsrundgang Wein und Salzgebäck.