Kandern Impulsgeber der Kunstkeramik

Weiler Zeitung
In der neuen Ausstellung zu sehen ist auch die in Lüsterglasur gebrannte Tonplastik einer zum Sprung ansetzenden Löwin. Léon Elchinger schuf sie um 1907 nach einer berühmten Skulptur des Bildhauers Alfred Marzolff. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Sonderausstellung: Museum würdigt den bedeutenden Elsässer Meister Léon Elchinger aus Soufflenheim

Dem wohl bedeutendsten Keramiker aus Kanderns elsässischer Partnerstadt Soufflenheim, Léon Elchinger, ist die neue Sonderausstellung im Heimat- und Keramikmuseum gewidmet. Sie wird am 1. April eröffnet und dauert bis 29. Oktober.

Kandern. Damit wird nicht nur ein weiterer markanter Beitrag zu der in jüngster Zeit wieder intensiver gepflegten Jumelage geleistet, sondern auch einem renommierten Künstler und Pionier der Kunstkeramik jenseits des Rheins verdiente Würdigung zuteil. Denn Léon Elchinger (1871 bis 1942) genießt in Frankreich ähnliches Renommee wie hierzulande sein berühmt gewordener Künstlerkollege und Zeitgenosse Max Laeuger. Das wird in dieser Ausstellung auch deutlich wahrnehmbar, sind doch die kostbaren Soufflenheimer Leihgaben in einträchtiger Nachbarschaft zu Laeuger-Objekten des Museums platziert.

Bereitwillig zur Verfügung gestellt wurden die über 60 Gefäße und plastischen Objekte Elchingers von dessen Enkel Marc Elchinger und dem Soufflenheimer Sammler-Ehepaar Sophie-Elisabeth und Rainer Syring. Sie haben zusammen mit Kustodin Gisela van Mahnen und deren Stellvertreter Hermann Hakenjos die Werkschau didaktisch ebenso schlüssig wie optisch wirkungsvoll arrangiert sowie informative Texte und Fotos zur Elchinger-Dynastie und deren bedeutendstem Sohn zum sorgfältig gestalteten Begleitkatalog beigesteuert.

Original wird dieses Informationsmaterial nebst Arbeitsskizzen, Dekorentwürfen sowie meisterlichen Zeichnungen und Gemälden Léon Elchingers ebenfalls im Kanderner Museum präsentiert. Die noblen Stücke in den Vitrinen geben in klar gegliederter Folge Aufschluss über die stilistische Entwicklung des Meisters, der als hochbegabter Spross einer Soufflenheimer Hafner- und Keramiker-Dynastie bereits als 18-Jähriger von der Stadt Nancy – der späteren Hochburg des „Art Nouveau“ – für eine allegorische Terrakotta-Plastik eine hohe Auszeichnung erhielt. Auch bei späteren Wettbewerben und internationalen Ausstellungen wurde er mehrfach preisgekrönt, darunter mit einer Straßburger Medaille, die ihm eine zweijährige Studienreise durch Europa ermöglichte. So lernte er unter anderem in Glasgow die Stilmittel der „Art-and-Crafts-Bewegung“ und in Pecs (Ungarn) die Lüsterglasur-Technik kennen. Diese wurde fortan Markenzeichen seines Schaffens, dessen weitere Reifestadien er in namhaften akademischen Lehrstätten Frankreichs und Deutschlands sowie in keramischen Werkstätten und Firmen in England, Tschechien und Österreich erlangte.

Nach dieser zehn Jahre währenden Lehr- und Reifezeit und damit im vollen Besitz aller Aspekte seines Berufs kehrte er in die heimische Werkstatt zurück, in der er im Laufe seines Wirkens mehrere hundert Gefäßformen für serielle Produktion entwickelte und sich durch individuelle Kunstwerke, darunter auch religiöse Kreationen (etwa die in Soufflenheim zu bestaunende lebensgroße Tonfiguren-Gruppe nach da Vincis „Abendmahl“) und andere Plastiken nach Motiven berühmter Maler profilierte. Anschaulich zeigt die Kanderner Ausstellung auch, wie Elchinger die Stilentwicklungen seiner Zeit verinnerlichte und umsetzte, angefangen vom Historismus und weitergeführt via Symbolismus, Jugendstil und Art Deco bis zur neuen Sachlichkeit.

Bei der Eröffnungsfeier am Samstag, 1. April, ab 16 Uhr in der Aula der Grundschule werden die Leihgeber Marc Elchinger und Rainer Syring über die Geschichte der Elsässer Keramiker-Dynastie sowie Leben und Wirken ihres bedeutendsten Meisters referieren.

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