Kandern (cre). Als Siegfried Schärer am 23. August 1936 in der damaligen Karpaten-Ukraine in Stanislau (heutiges Ivano-Frankovsk in der Süd-Ukraine) geboren wurde, hatte Hitler als Reichspräsident und Reichskanzler bereits alle Macht in seiner Hand. Eine der Folgen daraus war, dass im Jahre 1939 die „Karpaten-Deutschen“, also auch die Familie Schärers, „heim ins Reich“ geholt wurden. Der erste Weg führte nach Leslau an der Weichsel im heutigen Polen, wo der junge Siegfried auch eingeschult wurde. Im Jahr 1944 floh er mit Mutter, Großmutter und drei Schwestern, der Vater war als Soldat im Krieg, nach Torgau bei Leipzig. Die Stadt erlangte Ende des Zweiten Weltkrieges internationale Berühmtheit, als sich dort am 25. April 1945 sowjetische und US-amerikanische Truppen an der Elbe trafen. Siegfried Schärer hat diese Jahre als große Notzeit in Erinnerung. Auf den Äckern wurden Kartoffeln „gestoppelt“, um überhaupt etwas zu essen zu haben. Nach der Schule erlernte er den Beruf des Maschinenschlossers. Durch den Kontakt mit einem Diakon orientierte er sich zu christlichen Jugendgruppen, da er sich gegen die Vereinnahmung durch die Jungen Pioniere wehrte. Diese Jugendprägung sollte sein weiteres Leben maßgeblich bestimmen. Bei Nacht und Nebel floh er im Jahre 1953 aus der DDR und landete über Berlin in Nürnberg. Über eine christliche Gruppe im dortigen Jungmännerheim bekam er Kontakt zum CVJM, damals noch Christlicher Verein Junger Männer. Nach einem vorübergehenden Aufenthalt in der Schweiz gab er seinen Beruf auf und durchlief eine vierjährige Ausbildung auf einem Missionsseminar in Marburg. In der Folge war er in der Jugendarbeit in Hessen tätig und mehrere Jahre als CVJM-Sekretär. Es schlossen sich 20 Jahre in der Leitung der Zeltmission an. Daraus erwuchsen Kontakte zu Menschen aus osteuropäischen Ländern. „Das weitete meinen Blick“, sagt der Jubilar heute. In seiner Arbeit lernte er unter anderem auch Griechenland, Indien und den Libanon kennen. Im Jahre 1988 stieß er zum Janz-Team und zog mit seiner Frau Helene, mit der er seit 1965 verheiratet ist, und vier Kindern nach Kandern. Inzwischen ist die Familie um elf Enkel angewachsen. In seinem neuen Tätigkeitsbereich entwickelte er sich quasi zum „Ost-Korrespondenten“. Mit 63 Jahren ging er in Rente, aber noch lange nicht in den Ruhestand. Er half, Netzwerke in Osteuropa aufzubauen, und gründete die Hilfsorganisation „Rentner helfen Rentnern in Osteuropa“. Ziel ist es unter anderem, den dort lebenden Menschen zu helfen, selbstbewusster und selbstständiger zu werden. Inzwischen hat Schärer auch begonnen, Russisch zu lernen. Über Kandern hinaus ist der in der evangelischen Kirche verwurzelte Christ auch in Mappach und Wintersweiler bekannt, wo er als Gemeindemitglied besonders in der Zeit der Vakanz predigte und seit Jahren Bibelkurse abhält. Zeit für Hobbys ist so keine geblieben. Allerdings hat er immer viel und gerne gelesen. Seit 30 Jahren „faulenzen“ er und seine Frau im Urlaub gerne im Wohnwagen in Bayern. Seinen 80. Geburtstag wird der Jubilar ganz unaufgeregt begehen.