Kandern Narrenzunft übertrifft sich selbst

Weiler Zeitung

Kanderner Zunftabend getreu dem Motto „55 Johr - guet in Schuss - närrisch, kritisch und gradus“

Von Jutta Schütz

Kandern. Das Stadtthema „Logg-Schubbe“ (Lokschuppen) beherrschte in ausgefeiltesten Varianten den Kanderner Zunftabend. Opulent ausgestattet, kritisch-witzig mit Blick auf die große Politik und das Lokalgeschehen und tollen Musikbeiträgen begeisterten die Akteure vor einem bestens gelaunten, durchweg bunt verkleideten Publikum im voll besetzten Festsaal des „närrischen Büffels“ (Ochsen).

Die Kanderner Brezele Buebe haben sich in ihrem 55. Jahr getreu des ausgegebenen Mottos „55 Johr - guet in Schuss - närrisch, kritisch und gradus“ selbst übertroffen. Eine Überraschung gab es auch: Die Narrenzunft darf nach einigen Jahren wieder mal einen neuen Brezele Bueb in ihren Reihen aufnehmen (siehe gesonderter Beitrag).

Oberzunftmeister Johann Albrecht lud nach der Begrüßung der Gäste, darunter Ehren-Oberzunftmeister Rainer Bissinger und die Musiker des „Gutedel-Duos“ erst einmal den als Torrero verkleideten Burgi Christian Renkert und „Ex-Burgi“ Bernhard Winterhalter für die Übergabe der Fasnachtsmedaille auf die Bühne. Da der Neubau des „Logg-Schubbe“ fürs „Chanderli“ derzeit an den Finanzen scheitert, gab es für Renkert immerhin schon mal ein maßstabgetreues Modell für den Rathausschreibtisch.

Nach 24 Jahren im „Mehlsack“ verabschiedete sich „Schnetti“, Reinhard Schnetter. Er vertrat auch in diesem Jahr die kritisch-politische Fasnacht – mit bissigen und entlarvenden Seitenhieben auf die große Politik. Ob Mindestlohn – „für die Bosse ist der nach oben offen“ – Autobahnmaut, die marode technische Ausstattung der Bundeswehr oder die Gründe für den IS-Terror – heiße Eisen scheute Schnetter auch diesmal nicht. Belohnt wurde er mit donnerndem Applaus.

Letzter Auftritt für Reinhard Schnetter

Ausscheller Klaus Schultz verkündete neue Verhaltensregeln im Kanderner Verkehr in Zeiten des neuen Dorfsheriffs, Änderungen in der musikalischen Instrumentierung des Harmonikaorchesters und das künftige Anheizen der Chanderli-Kohle in der Wolfsschlucht einschließlich Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für die Passagiere sowie neue Bedingungen für Holzversteigerungen in Tannenkirch für „Uswärtige“.

Zum 55. Jubiläum kamen die Gäste in den Genuss eines Alt-Beitrags des verstorbenen Brezele Bueben, „Tschau-Kugel“, Werner Kugel, vorgetragen von seinem Sohn Oliver. Die Zuhörer bogen sich vor Lachen ob der kinoreifen Klamaukszenerie, die vor dem geistigen Auge dank eigenwilligen Umgangs mit Kochbuchrezepten entstand – und im unfreiwilligen Verzehr von „Guzischnitten“ endete.

Das vom Publikum umjubelte, trinkfreudige und dem guten Essen nicht abgeneigte „Dreigestirn“ mit Andreas Kiefer, Thomas Wengert und Jürgen Kühn traf sich unter anderem auf der Weltspirituosenmesse zum Fotoshooting auf dem Feldberg – mit bisher nicht bekannten Auswirkungen auf die Sonneneinstrahlung beliebter Touristenziele. Einen Gesangsbeitrag der Extra-Klasse gaben die „Lückenfüller“ mit Moderator und Gitarrist Markus Kern und den Sängerinnen Iris Hüttlin, Katja Sütterlin und Susi Klaile mit dem Reim zum Mitsingen „Mir längt’s, wenn ich wollt‘ , was ich chönnt…“ zum Besten.

Ruheständler Bernhard Winterhalter nahm besondere Auszeiten in langen Eheleben, die Verwandlung zum unfreiwilligen Gaulersatz beim Rossmärt und Klassentreffen mit Blick auf Auswirkungen ansteigender Jahresdurchschnittsalter auf die Schippe – das Publikum bog sich vor Lachen.

Was die Kanderner „Spatzen“ Katja Sütterlin, Beate Wengert, Silke Kiefer und Nadja Reichert an kleinen persönlichen Missgeschicken im Städtli aufgegabelt hatten – von der Katzenbeerdigung bis zur „Fortbildungsveranstaltung Oktoberfest München“ - sorgte für Schadenfreude.

Das „Potpourri“ mit 13 Brezele-Buebe-Akteuren bleibt musikalisch, textlich und optisch der Höhepunkt des Zunftabends. Oli Kugel als Klabautermann stellte die „Piraten“ vor, die vor nichts und niemandem Respekt haben, weder vor Sepp Blatter und seiner „Horde“ der Fifa-Funktionäre - noch Maut-Chaot-Dobrindt.

Für besonderen Jubel sorgte die eigenwillige Interpretation des bekannten „Us der Schwyz“-Schlagers, der die Abschottungsängste der Eidgenossen süffisant „hops“ nahm. Richtig sein Fett weg bekam Hanspeter Lais, bekannter „Logg-Schubbe“-Verlagerungsforderer, der doch „so wit weg, so wit, wit weg“ vom Lokschuppen wohnt.

„Albi“ Johann Albrecht, verheiratet mit einem geistig unterbelichteten Ehemann, schilderte komische romantische und praktische Familienepisoden - eingeschlossen ein seltsames Schäferstündchen unter einem Auto.

Mitreißend waren die tollen Darbietungen der Junggarde im Westernstil, der Garde-Showtanz – allein wegen der Kostüme eine Augenweide – und der gar nicht oldiemäßige Auftritt der „Oldies“. Für viele Lacher sorgte das plüschig in Rosé-Tönen gekleidete, die Schwerlosigkeit von Profitänzern schwer auf die Probe stellende Männerballett.

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