Kandern Schon früh Theaterluft geschnuppert

Weiler Zeitung
Dieter Bitterli vor der großen Kastanie im Innenhof seines Anwesens, das im Sommer wieder als „Theater im Hof“ seine 24. Spielzeit erfährt. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

75. Geburtstag: Schauspiellehrer, Darsteller, Regisseur und „Privattheater-Direktor“ Dieter Bitterli feiert

Von Walter Bronner

Kandern-Riedlingen. Neulich fragte ihn sein Enkel, wie alt er denn gerne werden würde – vorausgesetzt, er bliebe weiterhin so „guet zwäg“ wie jetzt. 800 Jahre vielleicht? O nein – mit Methusalem will es Dieter Bitterli bestimmt nicht aufnehmen. Doch Pläne für die nähere Zukunft möchte der ebenso erfahrene wie ambitionierte Theaterschaffende, der heute, Mittwoch, seinen 75. Geburtstag feiert, schon noch verwirklichen. Und er steckt bereits mittendrin in intensiven Vorbereitungen der nächsten Spielzeit in seinem Riedlinger „Theater im Hof“.

„Theater im Hof“ Ende Juli bereits zum 24. Mal

Das kleine Sommerfestival mit seinen außergewöhnlichen Schauspielinszenierungen, speziellen Musikanlässen, hochkarätigen Autorenlesungen und liebenswürdigen Kinderprogrammen erfährt Ende Juli/Anfang August bereits die 24. Auflage. Die Aufführungen unter dem ausladenden Blätterdach einer großen Kastanie inmitten des historischen Hofgevierts genießen weit über die Region hinaus den Ruf eines Kulturereignisses von einmaliger Qualität.

Begonnen hatte das 1993 mit der Eigenproduktion „Hebels Schatten“, in der der damals in Basel engagierte, 2002 verstorbene Schauspieler Michael Massen als „Rheinländischer Hausfreund“ eine exzellente Charakterstudie ablieferte. Drei Jahre zuvor waren Dieter Bitterli und seine aus Müllheim stammende Frau Dorothea Koelbing-Bitterli – auch sie eine arrivierte Bühnen-Regisseurin – vom hektischen Zürich ins ländlich-ruhigere Riedlingen umgezogen, wo sie sich im ehemaligen bäuerlichen Anwesen gegenüber dem Rathaus ein traumhaftes Refugium schufen und die regionale Kulturszene hochwertig aufmischten.

Schon als Schulbub im bernbieter Heimatstädtchen Langenthal schnupperte Dieter Bitterli erstmals Bühnenluft und wusste von da an, dass ihm die „Bretter, die die Welt bedeuten“ Lebensinhalt sein würden. Karrierestart war dann in einem kleinen Kellertheater, das er als Heranwachsender zusammen mit Freunden im nahen Wangen an der Aare gründete und einige Zeit betrieb. Dann folgten Studium der Theaterwissenschaften, Schauspieler-Ausbildung an einem Wiener Konservatorium, Bühnen-Engagements und Regieassistenz in Ulm und Kassel, wo er zuletzt als Regisseur unter anderem die deutsche Erstaufführung von Arrabals „Zeremonie für einen ermordeten Neger“ inszenierte.

Mehr als 120 Bühnen- und Fernsehproduktionen (Riedlingen nicht eingerechnet) wurden seither unter seiner Regie realisiert. Etwa am Züricher Theater am Neumarkt und an den Städtischen Bühnen Freiburg, wo er 1985/86 als Schauspielleiter wirkte und sich mit markanten Inszenierungen (Uraufführung von Botho Strauß‘ „Der Park“) profilierte. Weitreichende Resonanz fand auch seine zweimalige aufwändige Freilicht-Inszenierung von Calderons „Großem Welttheater“ (rund 500 Mitwirkende) 1987 und 1992 auf dem Klosterplatz in Einsiedeln. Lehrtätigkeit an der Schauspiel-Akademie Zürich, ein Lehrauftrag für szenisches Schreiben und von 1997 bis zur Pensionierung eine Professur an der Berliner Hochschule der Künste, anschließend noch drei Jahre Professor an einer anthroposophisch ausgerichteten Akademie in Bonn waren weitere Stationen dieser bemerkenswerten Theaterlaufbahn.

Die vielen Freundschaften und guten Kontakte, die er dabei knüpfen konnte, bescherten seinem „Theater im Hof“ so manchen Auftritt bedeutender Mimen und Autoren. Wiederholt war Angela Winkler hier, ebenso der Schweizer Komiker Jürg Kienberger und der grandiose Charakter-Darsteller Mathias Noack. Die Prominenten-Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen mit Bruno Ganz, der mongolischen Sängerin und Filmschauspielerin Urna Chahar-Tugchi, Heinz Bennent und Sohn David (dem „Blechtrommel“-Oskar). Immer aber fördert Dieter Bitterli auch begabte Nachwuchstalente mit Engagements in Riedlingen. Prominenter Gast der Sommerspielzeit 2016 wird Timo Brunke sein. Der arrivierte Slam-Poet und Wortkünstler aus Stuttgart leitet hier unter anderem ein Poesie- und Fantasielabor (Titel: „Wörter, Wunder, Witz und Welten“) für Kinder von acht bis elf Jahren.

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