Kandern Vom Verlorengehen und Wiedergefunden werden

Weiler Zeitung
Bernt Hahn (links) und Elmar Budde traten gemeinsam in der Riedlinger Kirche auf. Foto: Reinhard Cremer Foto: Weiler Zeitung

Erzählung: Lesung mit Orgelbegleitung in der Riedlinger Kirche mit Bernt Hahn und Elmar Budde

Kandern-Riedlingen (cre). Als „eine veritable Weihnachtsgeschichte“ bezeichnete Bernt Hahn die von ihm in der Riedlinger Kirche vorgelesene Geschichte „Bergkristall“ von Adalbert Stifter. Es sei eine Geschichte vom Verlorengehen und Wiedergefunden werden – und das an Heiligabend. Dies sei neben der Sprache des Dichters ein weiterer Grund, weshalb er sie für die Lesung ausgewählt habe.

Umrahmt wurde die Lesung von Werken Franz Schuberts, gespielt auf der Orgel von Elmar Budde. Weshalb Schubert, begründete Budde damit, dass Schubert (1797 bis 1828) zum einen ein Zeitgenosse Stifters (1805 bis 1868) gewesen sei. Zum anderen passe die in den ausgewählten Stücken offenbarte Stimmung zur Geschichte. „Ich kann ja schließlich keinen Ländler spielen“, meinte der Musiker.

Beide, der Schauspieler Bernt Hahn und der Musikwissenschaftler und Organist Elmar Budde, haben einen engen Bezug zu Riedlingen: Hahn verbringt regelmäßig seine Ferien im elterlichen Haus in Riedlingen, während Budde seit seiner Emeritierung in Riedlingen wohnt. Bereits vor zwei Jahren lasen und spielten sie auf Einladung der Stadtbücherei Kandern gemeinsam in der Riedlinger Kirche.

Stifters Geschichte „Bergkristall“ erschien erstmals 1845 in der Zeitschrift „Die Gegenwart“ unter dem Titel „Der heilige Abend“. In ihr erzählt Stifter, wie zwei im Bergdorf Gschaid wohnende Kinder, Konrad und seine jüngere Schwester Sanna, sich nach einem Besuch bei der in Millsdorf wohnenden Großmutter auf dem Heimweg in das jenseits des Berges gelegene Dorf im dichten Schneetreiben im Gebirge verirren.

Anstatt talwärts führt Konrad sich und Sanna, die ihm stets willig mit „Ja, Konrad“ überall hin folgt, immer weiter bergauf. So müssen sie in eisiger Kälte die Nacht auf dem Berg verbringen. Eine aus beiden Dörfern zusammengestellte Suchmannschaft findet die Kinder am nächsten Morgen und fährt sie auf einem Schlitten heim. Tief beeindruckt von dem Erlebten erzählt Sanna: „Mutter, ich habe heute nachts, als wir auf dem Berge saßen, den heiligen Christ gesehen.“

Hahn gelingt es, die geschriebenen Wörter Stifters zu einer Geschichte erlebbaren Worten werden zu lassen. Denn es ist nicht die Handlung als solche, die Stifter in den Vordergrund stellt, sondern es sind die sich fortwährend ändernden örtlichen Verhältnisse, in denen sich das Geschehen, aus der Perspektive der Kinder gesehen, abspielt. So wandert der Leser/Zuhörer mit den Kindern durch Schnee, Wald und Eis, durch Tag, Nacht und Morgendämmerung.

Kongenial begleitete dazu Elmar Budde in drei Sequenzen auf der Orgel – unter anderem mit Elementen aus „Wandrers Nachtlied“ (Über allen Gipfeln ist Ruh’). Die Besucher spendeten herzlichen Beifall. Im Anschluss an die Veranstaltung hatten sie Gelegenheit, mit Hahn und Budde ins Gespräch zu kommen.

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