Kandern Von Humoreske bis Götterspektakel

Weiler Zeitung
Als Cellovirtuose brillierte John Hernandez beim Jahreskonzert des Wollbacher Musikvereins. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Jahreskonzert: Musikvereins Wollbach mit außergewöhnlichem Programm und brillanten Solisten

Von Walter Bronner

Seit Jahren demonstriert der Musikverein Wollbach bei seinen Jahreskonzerten gereiftes Interpretationsvermögen auf Oberstufenniveau. Dass er darüber hinaus auch herausragende Solisten aus den eigenen Reihen aufbieten kann, führte er am Freitag und Samstag in der jeweils voll besetzten, attraktiv dekorierten Kandertalhalle vor.

Kandern-Wollbach. Zudem enthielt das mit Dirigent Oliver Hauser sorgfältig einstudierte Programm wieder eine Werkauslese, wie sie sonst weit und breit nirgends zu hören ist. Einzige Ausnahme war da wohl das Eröffnungsstück „Tintin“ von Dirk Brossé. Dessen vorwiegend heitere melodische Charakterzeichnungen im Filmsoundtrack zu „Der Sonnentempel“ ließ die unvergänglichen Comic-Figuren Tim und Struppi nebst deren kuriose Entourage klanglich höchst witzig erstehen.

Humorgewürzt und vor allem sehr faktenkundig führte Thomas Kuckuck durch die Vortragsfolge, die mit den „Five Folk Songs“ für Altstimme und Blasorchester von Bernard Gilmore fortgesetzt wurde. Die Vokalpartie der teils recht kapriziösen Schmankerln aus dem Volksgut Irlands, Amerikas, Griechenlands, Spaniens und der Schtetl-Kultur hatte Sigrid Fuchs übernommen. Die Haltinger Sängerin überzeugte dabei durch stimmliche Qualitäten, die Klangsinn und klare Diktion mit – je nachdem – dramatischen oder humoristischen Ausdrucksnuancen aufs Schönste vereinten. Dies etwa im herrlich komischen Lamento über einen toten Esel des spanischen oder in den amüsanten Do-re-mi-fa-so-la-ti-Schlenkern des jiddischen Songs.

In die tonalen Gefilde der klassischen Moderne plus Anklängen an die Spätromantik entführte alsdann die Fantasie für Cello und Blasorchester von Frigyes Hidas, ein Stück mit effektstarken Klangballungen und harmonischen Wendungen sowie einem Solopart mit höchsten Anforderungen an das spieltechnische Können des Interpreten. Der Cellist Jhon Hernandez zeigte sich all diesen Herausforderungen souverän gewachsen und entfaltete seine Virtuosität in vorzüglichem Einvernehmen mit dem Orchester, das ihm mit erfrischendem Elan und untadeliger Präzision sekundierte.

Maria Krey brillierte im Concerto für Klarinette und Blasorchester von Oscar Navarro mit blühender Tongebung und astreiner spieltechnischer Perfektion, wofür ihr die stärkste Beifallskundgebung des Abends zuteil wurde. Starken Applaus sicherten sich gleich danach auch ihre Schwester Luisa (Fagott) und Noah Goehlke (Tuba) mit herrlichen solistischen Monologen und Dialogen im Götterspektakel „Teutonic Tales“ von Robert W. Smith. Das in der nordischen Sagenwelt angesiedelte Klanggemälde faszinierte durch seine abrupten Wechsel zwischen klanglich martialischen Eruptionen und besänftigenden Harmonien von elegischem Schmelz.

Einen auch optisch knalligen Schlussakzent setzten die Konzertgeber mit „Paper Cut“ von Alex Shapiro. In diesem raffiniert ausgeleuchteten Finalstück kombiniert die New-Yorker Komponistin die Lautmalereien raschelnder Papier-Knäuel und angetippter A 4-Blätter mit aufgezeichneter Elektronik und Bläserharmonien zu einer faszinierenden Klang- und Geräuschcollage, die hier äußerst effizient zur Wirkung gebracht wurde.

Die heiß begehrte Zugabe nach vielen Komplimenten und Dankesworten der Vorsitzenden Annette Krey an alle Mitwirkenden war eine Bearbeitung der „Trauerarie“ aus Puccinis Operneinakter „Schwester Angelika“ für Posaune und Blasorchester. Den Solopart hier absolvierte Sven Gut mit weichem lyrischen Schmelz.

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