Kandern Weiter fortgeschritten als gedacht

Weiler Zeitung
Rüdiger Stegemann und Helga Kuhnert beantworten die Fragen aus dem Publikum. Foto: Alexandra Günzschel Foto: Weiler Zeitung

Gentechnik: Freilandversuche mit Bäumen längst Realität / „Es muss für mehr Transparenz gesorgt werden“

Von Alexandra Günzschel

„Wer hat schon einmal von genmanipulierten Bäumen gehört?“ Als auf diese Frage hin doch ein paar Hände hochgingen, zeigten sich die beiden Referenten Helga Kuhnert und Rüdiger Stegemann vom BUND Kandertal überrascht. Nicht etwa, weil es so etwas nicht gäbe, aber weil kaum jemand etwas darüber weiß. Dagegen wollten die beiden in Kandern angehen.

Kandern. Der Vortrag in der Stadtbücherei am Montag war Teil des diesjährigen Erlebnisprogramms zum Thema „Wald“ des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Regionalverband Hochrhein. Rund 25 Interessierte waren gekommen.

Die beiden Referenten sind – ob beruflich oder privat – schon seit etlichen Jahren mit dem Thema Gentechnik und Ernährung befasst. Dennoch mussten sie für diesen speziellen Vortrag erst einmal eifrig recherchieren.

„Das Schweigen im Walde“ bedeutet aber offenbar keineswegs, dass das Thema nicht existent wäre. Bei ihren Recherchen sind die Referenten auf etliche Beispiele gestoßen, wo bereits heute mit gentechnisch veränderten Bäumen experimentiert wird. „Wir dachten, es ist ein Zukunftsthema, haben aber festgestellt, dass schon sehr viel geschieht“, erklärte dazu Stegemann.

Die Ziele sind dabei eine Steigerung des Ertrags, Resistenzen gegen Krankheiten und Schädlinge, Toleranzen gegenüber Herbiziden und extremen Wettereinflüssen, eine Verringerung des Ligningehalts für die Papierproduktion, aber auch die Entgiftung verseuchter Böden und der Klimaschutz.

Ein paar Beispiele: 250 000 transgene Eukalyptusbäume, die den Anbau in kühleren Regionen ermöglichen sollen, wurden im bisher größten Freilandversuch in den USA gepflanzt. Das Problem dabei: „Eukalyptus ist sehr durstig“, sagte Kuhnert, der Grundwasserspiegel könne durch den Anbau sinken.

In Deutschland gab es bis 2005 Freilandversuche mit genmanipulierten Pappeln. Experimente mit Apfelbäumen bei Dresden scheiterten nach mehrjährigen Protesten im Jahr 2009. Die Bäume wurden damals von einem Unbekannten zerstört.

Oft ist es das Ziel solcher Versuche, die Bäume für Monokulturen zu optimieren mit allen negativen Folgen, die das mit sich bringt. Dabei bleibt das Ergebnis lange Zeit ungewiss: „Man muss lange warten – bis der Baum Früchte trägt –, um zu wissen, ob der gewünschte Effekt eintritt“, machte Kuhnert klar.

Überhaupt wird die lange Lebensdauer von Bäumen als ein großer Risikofaktor angesehen. Umweltschützer weisen darüber hinaus auf die unkontrollierbare Verbreitung von Pollen und Samen hin. So seien etwa auf Hawaii mittlerweile 85 Prozent aller Papaya-Bäume durch Gen-Papayas kontaminiert, heißt es in einer Broschüre des Umweltinstituts München.

„Die Kenntnisse in diesem Bereich sind sehr gering“, sagt Stegemann, für den deshalb klar ist, wohin die Reise gehen sollte. „Es muss für mehr Transparenz gesorgt werden“, betont er. Auch gelte es, das Vorsorgeprinzip, das in der EU gilt, vehement zu verteidigen. Und bei Regulierungen und Verboten, die er für erforderlich hält, müsse auch auf die Einhaltung geachtet werden.

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